So seh ich wahrlich ein Theater?

In diesem szenischen Projekt wurde mit Goethes Faust-Komplex die Bedeutung der Droge und des Chors für die gemeinsame Konzeption einer theatralen Darstellung untersucht. Fausts Vers: „Ich grüße dich, du einzige Phiole!“ beschreibt Drogeneinnahme und Drogenrausch. Faust zeigt sich im Eröffnungsmonolog als Individuum am Ende. Es folgt die exakte Beschreibung einer Drogeneinnahme und ihrer Wirkung, der sich verschiebenden Wahrnehmung, des Abdriftens der Gedanken. Welche Räume öffnet diese Drift und was bedeutet das für den Entwurf und die Darstellung der Einzelfigur im Theater? Mit dem Begriff der Droge wird die Möglichkeit der Aufhebung des Ichs und bestehender theatraler Organisationen befragt (Rollenzuschreibung Figur-Protagonist, Identifikation Protagonist-Biografie bzw. dramatische Existenz). Mit Texten aus Faust 1 und 2 wurden die Konzeption von Chor und Individuation untersucht. Geht aus der Droge die Utopie einer Gemeinschaft hervor? Was bedeutet eine Gruppe gemeinsam sprechender Menschen auf einer Bühne? Was die Repräsentation der Faust-Figur durch einen einzelnen Darsteller oder einen Chor? Welche Formen des Chores sind denkbar? Wie kann ein Chor als gemeinsame Bewegung gedacht werden und Bewusstseinsinhalte verräumlichen?

Felix Rothenhäusler wurde 1981 geboren. Nach einem Studium der Theater- und Medienwissenschaft in Bayreuth und Paris wechselte er für ein Regiestudium an die Theaterakademie Hamburg. Während des Studiums erhielt er u. a. den 1. Preis beim Internationalen Regiekongress in Moskau. Seine Inszenierung „Ödipus“ war 2009 zum Körber Studio Junge Regie in Hamburg und zum Festival Radikal Jung am Münchner Volkstheater eingeladen. „Die Affäre Rue de Lourcine“ wurde 2010 auf dem Festival Premières in Straßburg gezeigt. Seit seinem Studienabschluss inszenierte er am Theater Bielefeld, Staatstheater Saarbrücken, Deutschen Theater in Göttingen, Theater Heidelberg, Staatstheater Karlsruhe sowie am Düsseldorfer Schauspielhaus, wo er Iwan Wyrypajews „Delhi, ein Tanz“ zur deutschsprachigen Erstaufführung brachte. Am Deutschen Theater Göttingen erarbeitete er zuletzt Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“. Seit der Spielzeit 2012/13 ist Felix Rothenhäusler als Hausregisseur im Schauspiel am Theater Bremen engagiert und brachte „Sickster“ nach dem Roman von Thomas Melle zur Uraufführung, außerdem inszenierte er „Die Räuber“ von Friedrich Schiller, „Die Affäre Rue de Lourcine“ von Eugène Labiche und „Schimmernder Dunst über CobyCounty“ nach dem Roman von Leif Randt.

„Was gibt’s denn da?“

Abschlusspräsentation des szenischen Projekts zu Faust mit Felix Rothenhäusler

Von und mit:

 Benjamin Große,
TJ,
Tatjana Kijaniza,
Charlotte Ludwig-Dinkel, Jella Mehringer,
Antigone Akgün,
Desislava Tsoneva,
Eloise Tréand

Juli / August 2014

Probebühne iim Hörsaalgebäude, Campus Bockenheim der Goethe Universität in Frankfurt