Flipped Classroom

Es kristallisierte sich recht bald heraus, dass es zwei verschiedene Umsetzungen des Konzepts des Inverted Classroom gibt.

Zum einen die „klassische Variante“, die aus der Erstellung von digitalen Lerninhalten (Videos, Lernbar ect.) besteht. Aufgrund des hohen Zeitaufwands bei der Erstellung der Inhalte eignet sie sich vor allem für Formate, in denen die Lerninhalte mehrfach verwendet werden können und die von einer großen Zahl von Studierenden besucht werden. Dies gilt beispielsweise für die vorgestellten Projekte aus der Input Phase: Dr. Julia Sommer berichtete von der von ihr erstellten Lernbar zur Vorbereitung eines biologischen Praktikums, Prof. Dr. Cornelius Krellner stellte Einführungsvideos zur Versuchsvorbereitung des Physikpraktikums vor (https://www.youtube.com/channel/UCYsrUpiWhSxs1WLn6UR2gkw).  Vorteil war hier nicht nur, dass hierdurch mehr Zeit auf das tatsächliche Ausführen der Versuche entfiel. Durch die Nutzung der Feedbackfunktion der Lernbar ist es ebenfalls möglich, den Leistungsstand der Studierenden im Vorfeld in Erfahrung zu bringen und darauf zu reagieren. Eine abschließend von Dr. Julia Sommer durchgeführten Evaluation zeigte einen deutlichen Zuwachs in relevanten Kompetenzen der Studierenden.

Es wurde kritisch diskutiert, inwieweit sich diese Form der Umsetzung für die Geisteswissenschaften handelt. Anbieten würden sich beispielsweise Inhalte zu grundlegenden Theorien, die durch Anwendung auf Beispiele in der Anwesenheitszeit  diskutiert werden.

Meist bietet sich dort allerdings an, was hier als „Inverted Classroom light“ bezeichnet wurde: Die Studierenden bereiten sich zuhause vor, indem sie beispielsweise Texte lesen oder Aufgaben rechnen, die dann in der Veranstaltung besprochen werden. Vorteile sind der deutlich geringere Arbeitsaufwand so wie die erhöhte Flexibilität, da Inhalte leichter an das Leistungsniveau des aktuellen Kurses angepasst werden können.

In beiden Fällen stellt sich die Frage, wie sichergestellt werden kann, dass die Studierenden sich wirklich vorbereiten. Zwar ist die Intention hinter der Methode, selbstregulierendes Lernen der Studierenden zu initiieren. Wie Prof. Eberhard Engel berichtete, war die Bereitschaft der Studierenden zu eigenverantwortlichem Vorbereiten einer von ihm gegebenen Veranstaltung nach der Flipped Classroom-Methode allerdings gering. Allgemeiner Konsens in der Diskussion war, dass Verbindlichkeiten hergestellt werden müssen, um die gewissenhafte Vorbereitung zu garantieren, insbesondere in Anfänger- oder Vorlesungen für Nebenfächler. Dies kann in Form von Sanktionen geschehen, sei es in Form von Eingangkontrollen, wie ein Quiz (Lernbar) oder ein Eingangskolloquium, die optional mit Teilnahmekriterien verbunden werden können. Alternativ kann Social Commitment als Anreiz dienen, beispielsweise indem Studierende in der Veranstaltung in Kleingruppen über die Texte sprechen sollen (peer learning).