von Katja Werthmann
Als ich im Wintersemester 1984-85 begann, in Frankfurt Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie zu studieren, hatte Gisela Welz ihr Studium gerade abgeschlossen und lehrte dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Bei ihr habe ich mehrere Lehrveranstaltungen belegt, die meine Forschungsinteressen entscheidend beeinflusst haben. Das war zunächst eine Einführung ins forschende Lernen, bei der alle Studierenden praktische Erfahrungen sammeln sollten. Zusammen mit einem Kommilitonen machte ich damals (sehr nervös) mein erstes Interview mit einem Mitglied einer Anwohnerinitiative im Frankfurter Stadtteil Bockenheim. Besonders prägend war ein Seminar über Stadtforschung. Ich las Ulf Hannerz‘ „Exploring the City“ und hielt ein Referat über Albert Hunters „Symbolic Communities“ in Chicago. Da stand für mich eigentlich schon fest, dass ich selbst mal Stadtforschung machen wollte. Schließlich leitete Gisela ein Lehrforschungsprojekt über die New Age-Bewegung in Frankfurt/Main und Freiburg. Alle, die selbst an Lehrforschungen teilgenommen oder welche angeleitet haben, wissen, wie schwierig es manchmal ist, die gesetzten Ziele zu erreichen und unterwegs die Truppe zusammen zu halten. Auch in unserer sehr heterogenen Gruppe war das nicht immer leicht. Besonders herausfordernd wurde es, als Ina-Maria Greverus von einem längeren Auslandsaufenthalt zurück kam und die Leitung wieder übernahm („Was macht ihr denn da???“). Gisela blieb trotz dieser dynamischen Konstellation meistens gelassen. Die Lehrforschung war letzten Endes erfolgreich und die Ergebnisse erschienen als „Spirituelle Wege und Orte“ in der Notizen-Reihe (Band 33, 1990). Als ich später selbst mal eine Lehrveranstaltung über Stadtforschung in Afrika vorbereitete, verwendete ich als Muster für Exzerpte ein Karteikartenformat von Gisela, das sie uns während des Lehrforschungsprojekts zur Verfügung gestellt hatte. Giselas gründliche und systematische Vorgehensweise beim Lehren und Forschen und ihre Fähigkeit zum klaren und konzisen Schreiben habe ich mir früh zum Vorbild genommen. Beeindruckt hat mich auch die Geschwindigkeit, mit der sie ihre akademische Karriere absolviert hat. So kann sie mit nur 60 Jahren bereits auf ein umfangreiches und vielfältiges Oeuvre zurückblicken. Herzlichen Glückwunsch!
Zum Profil von Katja Werthmann: http://afrikanistik.gko.uni-leipzig.de/index.php/de/werthmann-startseite