von Hanna Liss (Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg/Universität Heidelberg)
Gisela und ich haben die letzten acht(!) Jahre als Kampf- und Leidens-, aber auch als Lach- und Läster-Genossinnen im Fachkollegium 106 der Deutschen Forschungsgemeinschaft verbracht. Sehr schnell hatten wir raus, dass wir beide zwischen Bonn und Frankfurt hin- und herfuhren, und so ergab sich rasch zunächst eine Zugfahrgemeinschaft, mittlerweile aber auch eine Freundschaft, für die ich der DFG sehr dankbar bin, denn ohne sie hätte ich Gisela wahrscheinlich nie kennengelernt.
Man muss schon sagen: Gisela war (nicht nur aus meiner Sicht) in all diesen Jahren, in denen durchaus auch Fachkollegiat*innen wechselten, die disziplinierteste und am gründlichsten vorbereitete Fachkollegiatin. Mit stupender Gründlichkeit arbeitete sie sich durch Anträge und Gutachten, rückte mit freundlicher Professionalität so manch verqueres Gutachten zurecht und freute sich mit den Antragsteller*innen, wenn es ihr gelungen war, das Fachkollegium bei der Bewilligung eines Antrages mit ins Boot zu nehmen. Was bleibt von diesen Sitzungen? Was bleibt für uns?
1. Was wird uns nicht fehlen?
- Die Sitzungen werden uns nicht wirklich fehlen! Vor allem wegen jener Mit-Kollegiat*innen, die aus der zweiten Reihe und womöglich noch fachfremd am Ende doch meinten, einen Antrag ins Aus befördern zu müssen. Gisela hatte mit solchen Zeitgenossen weitaus mehr zu kämpfen als ich, und ich habe mitgelitten und mitgekämpft, wann immer ich mich dazu irgendwie berufen fühlte.
- Ganz sicher werden uns die vielen frustrierenden Sitzungsabschlüsse nicht fehlen, bei denen stets viel weniger Geld im Topf war als wir gerne für die Förderung von Forschung und wissenschaftlichem Nachwuchs ausgegeben hätten. Auch Gisela wusste darum, dass wir nie allen Anträgen dieselbe Sorgfalt und Zeit angedeihen lassen konnten, die der Antrag verdient hätte, und diese Unzulänglichkeit machte ihr zu schaffen und hinterlässt wohl für uns alle ein nagendes Gefühl der Unzufriedenheit.
- Auch das Essen bei der DFG wird uns nicht fehlen: Wenn Gisela und mich eines verbindet, dann sicher auch der Sinn für Qualität beim Essen und beim Einnehmen einer Mahlzeit. Schlechtes Essen in 30 min war für uns beide nichts, und wir waren dankbar, als im zweiten Jahr unseres Kollegiatinnendaseins die Kekse zugunsten von Obst abgeschafft wurden.
2. Was wird uns fehlen?
- Mir werden unsere gemeinsamen Zugfahrten fehlen, bei denen man auf der Hinfahrt ein bisschen arbeiten und Privates reden und auf der Rückfahrt viel lästern und lachen konnte, über den und die und alles …
- Sicher werden uns auch die Anträge fehlen, die man ja nicht nur bearbeiten musste, sondern auch lesen und damit aus erster Hand am Puls der Wissenschaft fühlen durfte. Wenn sich Gisela in den nächsten Jahren vor allem durch Universitätsbürokratie arbeitet, wird sie sicher manchmal daran denken, wie schön es doch wäre, dürfte sie jetzt mal einen spannenden Projektantrag lesen.
- Mir wird es fehlen, dass mir jemand auf eine wissenschaftlich und persönlich so ansprechende Art und Weise ein Fach vermittelt, zu dem ich sonst sicher nie einen Zugang bekommen hätte.
3. Was bleibt?
Ich hoffe, dass wir uns trotz fehlender DFG-Fahrten weiterhin regelmäßig sehen, zusammen Spaß haben und dabei immer wieder auch unsere transdiziplinäre Interessengemeinschaft aufleben lassen.
Mazal Tov zum 60. Geburtstag: Ad Mea WIE Esrim
Mazal Tov aber auch zum 30. Promotionstag: bleib mit Freude an Deiner Forschung!
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