Ich packe meine Bibliothek aus. Ja. Sie steht also noch nicht auf den Regalen, die leise Langeweile der Ordnung umwittert sie noch nicht. Ich kann auch nicht an ihren Reihen entlang schreiten, um im Beisein freundlicher Hörer ihnen die Parade abzunehmen. Das alles haben Sie nicht zu befürchten. Ich muß Sie bitten, mit mir in die Unordnung aufgebrochener Kisten, in die von Holzstaub erfüllte Luft, auf den von zerrissenen Papieren bedeckten Boden, unter die Stapel eben nach zweijähriger Dunkelheit wieder ans Tageslicht beförderter Bände sich zu versetzen, um von vornherein ein wenig die Stimmung, die ganz und gar nicht elegische, viel eher gespannte zu teilen, die sie in einem echten Sammler erwecken.
Walter Benjamin, Ich packe meine Bibliothek aus.
Eine Rede über das Sammeln (1931)
Wissenschaftliche Lehr(bild)sammlungen waren nebst Bibliothek, lange Zeit das ‚Intranet‘ kunsthistorischer Forschung, bevor Bilder und Quellen via digitaler Datenbanken weltweit über das Internet geteilt und erschlossen werden konnten. Die Bildstelle [Link] des KGI beherbergt einen aussagekräftigen Bestand unterschiedlicher Medien, die für die Lehre eingesetzt wurden (historische Glasbilddias, aufgezogene Fotoabzüge, Kleinbilddias, Diaprojektoren). An diesen lassen sich nicht nur wissenschaftsgeschichtliche Erkenntnisse (historische Fotoagenturen, Vertriebswege), sondern auch Aspekte der Institutsgeschichte entfalten. Das Proseminar möchte Teile dieser Bestände anhand einer exemplarischen Auswahl erschließen und zugänglich machen.
Einerseits geht es um eine Archäologie historischer Lehrmittel und Medien und andererseits um die Diskussion der Frage, welche Rolle historische Sammlungen für das Fach heute noch spielen können. Auch künstlerische Arbeiten, die historische Lehrmittelsammlungen thematisieren, werden behandelt. Einblicke in die praktische Datenbankarbeit sind ebenso vorgesehen, wie Formate, in denen die Sammlung präsentiert werden kann (Diaprojektionen, Filmvorführung, Ausstellung).
Neben einer engagierten Seminarteilnahme sowie der Bereitschaft zur Lektüre und Recherche, sieht das Proseminar die Anfertigung und Einübung unterschiedlicher Textgattungen (Objektbeschreibung, Essay, Glossar) als Teilnahmeleistung vor. Ergänzend wird das Proseminar durch das Writing Fellow-Programm begleitet.
Für das Wintersemester 2024/25 ist eine Fortsetzung des Seminars unter Einbezug der institutseigenen Sammlung audiovisueller Medien (Mediathek [Link]) vorgesehen, die das Ergebnis des in den 1980er Jahren einsetzenden Interesses war, filmische Bewegtbilder in die Lehre einzubeziehen. Auch die Geschichte dieser Bestrebungen soll recherchiert und dargestellt werden.
Die auf dieser Seite versammelten Beiträge entstehen im Rahmen des Seminars „(Bild-)Medien der Kunstgeschichte. Eine Spurensuche durch die Sammlungen von Bildstelle und Mediathek“ (Sommersemester 2024).
Konzeption/ Umsetzung: Thomas Helbig
Kunstgeschichtliches Institut
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Rostocker Straße 2
60323 Frankfurt am Main
AG Lehrmedien in der Kunstgeschichte
Haben Sie Interesse, sich in archivalische Bestände zu vertiefen?
Oder haben Sie sich schon einmal mit der Geschichte des Kunstgeschichtlichen Instituts beschäftigt und möchten Ihr Wissen einbringen? Möchten Sie Erfahrungen sammeln, hinsichtlich der Organisation und Umsetzung wissenschaftlicher Ausstellungen?
Für das Sommersemester 2025 ist eine Projektausstellung zur Geschichte und Praxis von Lehrmedien in der Kunstgeschichte geplant. Die Ausstellung präsentiert Ergebnisse, die im Rahmen von Lehrveranstaltungen zusammengetragen werden. Unabhängig davon besteht die Möglichkeit, über eine selbständig organisierte Arbeitsgruppe an der Entwicklung der Ausstellung mitzuwirken. Mindestens eine Exkursion ist geplant. Nach Absprache kann die Teilnahme als Studienleistung anerkannt werden.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen zur Auftaktveranstaltung am 23. Oktober, 16 Uhr, in Raum 3.107 (Seminarhaus) zu kommen