Glossar

E. A. Seemann

Der 1858 von Ernst Elert Arthur Heinrich Seemann in Essen gegründete und somit Deutschlands ältester Kunstverlag E.A. Seemann ist bekannt für Nachschlagewerke und hochwertige Kunstbände. 1861 übersiedelte der Verlag nach Leipzig. Wichtige Bestandteile im heutigen Programm, die durch Zusammenarbeit mit bedeutenden deutschen Museen und Stiftungen entstehen, sind Ausstellungskataloge, Werkverzeichnisse und Museumsführer. Vor allem das umfangreiche Künstlerlexikon „Thieme-Becker-Vollmer“ (ab 1911) sowie das in der DDR erschienene siebenbändige „Lexikon der Kunst“ sind wichtige Publikationen des Verlags. Seit 1911 produzierte der E. A. Seemann Verlag unter dem Namen „Seemanns Lichtbildanstalt“ Seestern-Lichtbilder, also Diapositivreihen für Lehr- und Unterrichtszwecke.

Text: Jasmin Schindler

Literatur: Alfred Langer: Kunstliteratur und Reproduktion. 125 Jahre Seemann-Verlag im Dienste der Erforschung und Verbreitung der Kunst. Leipzig 1983

Foto Marburg

Foto Marburg wurde 1913 von dem Kunsthistoriker Richard Hamann gegründet und ist Teil der Phillipps-Universität Marburg.[1] Unter dem Namen „Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte“ stellt die Einrichtung mit etwa 2,6 Millionen Aufnahmen eines der größten Bildarchive zur europäischen Kunst und Architektur dar. Seit seiner Gründung fertigt das Archiv kunstgeschichtliche Dokumentationsfotografien an. Sie werden dort gesammelt, gepflegt und der Wissenschaft sowie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.[2] Bereits 1920 galt Foto Marburg als einer der wichtigsten Produzenten und Lieferanten fotografischen Materials für das Fach Kunstgeschichte.[3] Seit der Gründung werden die Bestände kontinuierlich durch die Übernahme von Archiven und Sammlungen erweitert, wodurch immer wieder neue Fotografien mit in diese aufgenommen werden. Beispielsweise konnte 1978 das namenhafte Franz-Stoedtner Archiv übernommen werden.[4] Die online zugängliche Verbunddatenbank Bildindex der Kunst und Architektur (www.bildindex.de) führt 1,9 Millionen Bilder von Kunst- und Bauwerken innerhalb Deutschlands und Europas auf.[5] 1,4 Millionen Fotografien wurden zwischen 1977 und 2008 von Foto Marburg als Marburger Index — Inventar der Kunst in Deutschland auf Microfiche veröffentlicht. Digitale Reproduktionen dieser Microfiche- Aufnahmen bilden heute die Grundlage der Bilddatenbank Bildindex.[6]

Text: Lilly Lüders


Anmerkungen

[1] Laupichler, Fritz: Fotografien, Microfiches, MIDAS und DISKUS: Das „Bildarchiv Foto Marburg“ als „Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte“, in: Kai-Uwe Hemken (Hg.): Im Bann der Medien (als CD-Rom erschienen), Weimar 1997, S. 1164–1202.

[2] Website Bildarchiv Foto Marburg, URL: https://www.uni-marburg.de/de/fotomarburg (27.06.2024).

[3] Dilly, Heinrich: Weder Grimm, noch Schmarsow, geschweige denn Wölfflin… Zur jüngsten Diskussion über Diaprojektion um 1900, in: Costanza Caraffa (Hg.): Fotografie als Instrument und Medium der Kunstgeschichte, Berlin 2009, S. 91–116, hier S. 110.

[4] Laupichler, Fritz: Das Bildarchiv Foto Marburg. Von der „Photographischen Gesellschaft“ zum Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte. Ein historisch-chronologischer Abriss 1913-2013, Marburg 2015, S. 121–122.

[5] Düwert, Viola: Bildarchiv Marburg und Zentralinstitut für Kunstgeschichte erhalten EUROPA NOSTRA-Preis, Marburg 2007, URL: https://idw-online.de/de/news207566 (25.06.2024).

[6] Laupichler 2015, S. 89–101.

Skioptikon

Wie zuvor schon einige Naturwissenschaftler bedienten auch [die Kunsthistoriker] sich schließlich des Skioptikons, besorgten sich die damals in der Regel 8, 5 zu 10 cm großen Schwarzweiß-Diapositive, führten diese in ihren Vorlesungen vor und nutzten dabei auch schon sehr früh die paarweise oder Parallel-Projektion, das heißt: sie ‚warfen‘ jeweils zwei Bilder an die weiße Wand. Ratzeburg und Reichle nannten dies allerdings recht irreführend »Doppelprojektion«. […]

Dafür aber sitzen die beiden Zylinder mit dem Linsensystem viel zu dicht neben einander. Wie die sichelförmige Blende auch indiziert, handelt es sich um ein Gerät, mit dem der Übergang von einem Bild zum nächsten gemildert werden konnte. Man nannte das Gerät deshalb auch »Nebelbildapparat«. In erster Linie aber konnten mit diesem Gerät zwei Bilder über einander geblendet werden. So konnten auf bestimmte Grundbilder andere mit unterschiedlichen Details projiziert werden. […] In diesem Sinn hatte auch Grimm Glasdiagramme »doppelt«, jedoch nicht »paarweise« oder »parallel« projiziert. Über »paarweise Projektion« zu sprechen schlage ich vor, weil damit auch die mögliche Verwechslung mit der geometrischen Parallelprojektion ausgeschlossen ist, mit der bekanntlich ein Verfahren der räumlichen Darstellung bezeichnet wird.

Dilly 2009, S. 98f.

Microfiche

Microfiches sind auf Filmmaterial verkleinerte Reproduktionen von gedruckten Vorlagen. Im vordigitalen Zeitalter ermöglichten sie große Bild- und Informationssammlungen auf kleinem Raum. Die zwei wichtigsten Microfichesammlungen in der Kunstbibliothek Frankfurt sind der Marburger Index und The Witt Library in the Courtauld Institute of Art.

Der Marburger Index dokumentierte von 1975 bis 2008 die Bildbestände des Bildarchivs Marburg auf Microfiches, zunächst für Deutschland, später auch für andere Länder. Die Abbildungen konnten bei Foto Marburg als Fotoabzug kostenpflichtig bestellt werden. Viele Fotografien der institutseigenen Fotosammlung kommen aus dieser Quelle. Heute lässt sich der Bildindex der Kunst und Architektur von Foto Marburg im Internet recherchieren.

Robert Witt baute im späten 19. Jh. eine Abbildungssammlung auf, die nach seinem Tod an das Courtauld Institute of Art in London ging: The Witt Library in the Courtauld Institute of Art, 1990-1992. Es finden sich darin hauptsächlich Informationen und Abbildungen europäischer Werke, die nach sog. Länderschulen geordnet sind. Die ca. 2 Millionen Abbildungen der Witt Library wurden inzwischen mit Hilfe der Online-Datenbank Witt Library collection zugänglich gemacht.

Für die Microfiches gibt es auch heute noch in der Bibliothek spezielle Lesegeräte. Mit einem sog. Reader-Printer konnten vormals auch Ausdrucke erstellt werden. Heute können die Scans auf einem mitgebrachten USB-Stick gespeichert werden.

Text: Doris Reichert

[siehe auch den Beitrag von Lilly Lüders]

Literatur:

Laupichler, Fritz: Fotografien, Microfiches, MIDAS und DISKUS: Das „Bildarchiv Foto Marburg“ als „Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte“, in: Kai-Uwe Hemken (Hg.): Im Bann der Medien (als CD-ROM erschienen), Weimar 1997, S. 1164–1202.