Vortragsreihe und Konferenzen

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Susanne Schröter

Projektbeschreibung

Das Projekt befasst sich einerseits mit einem gegenwärtig zu beobachtenden Trend in islamisch geprägten Gesellschaften, die herrschenden normativen Ordnungen anhand islamischer Normen umzugestalten und andererseits mit progressiven Gegenbewegungen.
Islamistische Revitalisierungsbewegungen sind in Zentral-, Süd- und Südostasien evident, islamistische und teilweise sogar dschihadistische Bewegungen lassen sich für die Bürgerkriegsregionen Zentralasiens, des Nahen Ostens, des Sahels sowie einiger west- und ostafrikanischer Staaten nachweisen. Auch in Europa, Australien und den USA lässt sich unter Jugendlichen sowohl eine neue Akzeptanz islamischer Normativität als auch religiös begründeter Gewalt erkennen. Sicherheitsorgane haben in Deutschland im Jahr 2018 einen bisherigen Höchststand so genannter Salafisten und Dschihadisten festgestellt. Das Projekt wird sich mit Hintergründen dieser ungebrochenen Tendenz befassen und dazu Expert/innen einladen. Neben Aspekten der Gewalt sollen insbesondere Normenkonflikte erforscht werden, die durch Vorstöße islamistischer Organisationen hervorgerufen werden, die islamisch begründeten Normen in öffentlichen Räumen Geltung zu verschaffen suchen.
Die wohl symbolträchtigste islamisch begründete Norm ist diejenige, die von Frauen besondere Formen der Bedeckung des Körpers und Kopfes fordert. Ein Beispiel für den wechselhaften Umgang mit solchen Normen lässt sich an der Geschichte des Iran ablesen. Reza Shah Pahlevi verbot 1936 den Schleier, den er für ein Symbol der Rückschrittlichkeit des Landes hielt, Ayatollah Khomenei verortete ihn dagegen im Jahr 1979, nach der Islamischen Revolution, zusammen mit einigen anderen Bekleidungsvorschriften gesetzlich. Heute demonstrieren junge Iranerinnen durch das öffentliche Entschleiern ihre Gegnerschaft zum Regime. In westlichen Ländern spaltet ein bereits mehr als 20 Jahre dauernder Kopftuchstreit die Gesellschaft und die feministische Bewegung.
Als Gegenbewegung gegen jede Art islamisch begründeter normativer Ordnung hat sich im 20. Jh. Ein liberaler Islam herausgebildet, der weitgehend auf hermeneutischen Verfahren der Auslegung islamischer Grundlagentexte basiert und sich an der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, der UN-Konvention zur Abschaffung aller Formen der Diskriminierung von Frauen (CEDAW) sowie dem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung orientiert. Liberale Muslime fordern gleiche Rechte für nichtmuslimische oder nicht als muslimisch anerkannte Minderheiten, eine Abschaffung der Dualität zwischen Gläubigen und Ungläubigen und eine Abschaffung der nationalen Blasphemiegesetzgebungen.

Konferenz
8. Mai 2019
Das islamische Kopftuch – Symbol der Würde oder der Unterdrückung?

Konferenz
14. Juni 2019
Säkularer Islam und Islamismus-Kritik

Vortragsreihe
Wintersemester 2019/2020
11. Vortragsreihe des Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam

Internationale Konferenz
28. und 29. November 2019
Progressive Muslims and the Challenge of Islamism

Das Forschungsprojekt wird unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG, das Hessische Ministerium für Soziales und Integration, das Loewe-Projekt „Religiöse Positionierungen“, die Kassel-Stiftung und das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst