Interdisziplinäre und internationale Tagung

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Ute Sacksofsky in Kooperation mit Prof. Dr. Anna Katharina Mangold

Projektbeschreibung

In unterschiedlichen Verständnissen von Gleichheit kulminieren derzeit Konflikte darum, was in einer Demokratie notwendige Bedingungen gedeihlichen Zusammenlebens sind. Während populistische Bewegungen substanzhaft-homogenen Gleichheitsvorstellungen anhängen, pochen historisch exkludierte Personengruppen auf ihre Gleichberechtigung und fordern gleiche Rechte ein, und zwar nicht nur formal, sondern auch tatsächlich.

Rechtshistorische Studien zeichnen nach, wie anfänglich formale Gleichheitsvorstellungen allmählich um materiale Gleichheitsverständnisse ergänzt werden. In philosophischer Perspektive bedeuten solche materialen Gleichheitskonzepte eine deutliche Komplexitätssteigerung, nicht zuletzt, weil sie die Gerechtigkeitsfrage wesentlich differenzierter aufwerfen. Zudem sind materiale Gleichheitsbegriffe von vornherein „intersektional“ zu denken, wie die Geschlechterstudien herausgearbeitet haben, und rücken damit interne Hierarchisierungen innerhalb kategorial bestimmter Personengruppen in den Blick.

Materiale Gleichheitskonzepte stellen rechtswissenschaftliche Konzepte von Gleichheit vor große methodische Herausforderungen, weil der Blick auf die relevanten Normen ergänzt werden muss um den Blick auf die Auswirkungen dieser Normen in der Lebenswirklichkeit der betroffenen Personen und Personengruppen. Eine rein rechtsinterne, normzentrierte Betrachtung wird mit sozialwissenschaftlichen Wissensbeständen konfrontiert und muss um diese ergänzt werden, um unterschiedliche Auswirkungen auf verschiedene Personengruppen sichtbar zu machen. Die Rechtspraxis wiederum reagiert mit der Entwicklung neuer dogmatischer Figuren, die eine Abbildung der komplexeren Gleichheitsverständnisse in rechtlichen Verfahren erlauben. Zu nennen sind insbesondere die mittelbare Diskriminierung, der Anspruch auf angemessene Vorkehrungen und Gleichstellungsmaßnahmen.

Die Tagung bringt deutschsprachige Expert*innen zusammen, um in systematischer Weise über diese Entwicklungen und verschiedene disziplinäre Perspektiven auf materiale Gleichheitsverständnisse zu sprechen.

Internationale Tagung
Materiale Gleichheit
14. und 15. November 2019, Frankfurt am Main