Typologie

White Cube 

Der White Cube wird aus der Idealvorstellung der modernistischen Architektur hergeleitet, die für Kunstpräsentationen den rechtwinkeligen, weißen Raum vorsieht. Der Ausstellungsraum ist in einem farbneutralen Weiß gestrichen, hell ausgeleuchtet, fensterlos und leer bis auf die Kunstwerke, die somit isoliert sind und durch nichts anderes beeinflusst werden. Die Konzeptkunst hat in den 1960erJahren den weißen Würfel als Projektionsfläche und Form verstanden und damit das Prinzip auch wieder aufgehoben. Der isolierten „Reinheit“ des Displays wurde mit Kritik am White Cube entgegnet: Das Werk werde in sakraler und auratischer Form verherrlicht und von der gesellschaftlichen Wirklichkeit abgetrennt. Demzufolge lenken nicht nur Steckdosen und Fluchtschilder ab, sondern auch BesucherInnen werden zu einem Störfall. Daran setzten institutionskritische Kunstpraxen an, die wiederum die Praxis des Ausstellens verändert haben.

Beatrice Jaschke

Literatur:

Grasskamp, Walter, Die weiße Ausstellungswand – Zur Vorgeschichte des „white cube“, in: Marianne Eigenheer/Dorothee Richter/Barnaby Drabble (Hg.), Curating Critique, Frankfurt am Main 2007, S.  340–365; O’Doherty, Brian, Inside the White Cube. In der weißen Zelle, Berlin 1996; Steyerl, Hito, White Cube und Black Box, Die Farbenmetaphysik des Kunstbegriffs, in: Maureen Maisha Eggers/Grada Kilomba/Peggy Piesche/Susan Arndt (Hg.), Mythen, Masken und Subjekte. Kritische Weißseinsforschung in Deutschland, Münster 2006, S.  135–141.

Quelle: https://revolver-publishing.com/curating-critique.html