Lehrende

Georg Swarzenski

Swarzenski, Georg, * 11. Januar 1876 in Dresden, gest. 14. Juni 1957 in Boston; Direktor der Städelschen Kunstsammlung Generaldirektor der Frankfurter Museen und Honorarprofessor von 1906 bis 1938 bzw. 1933.

Swarzenski wurde am 11. Januar 1876 in Dresden als Sohn des Kaufmanns Adolf Hans Swarzenski und dessen Gattin Auguste, geb. Beck, geboren. Swarzenski studierte zunächst Jura in Heidelberg und wurde dort zum Dr. jur. promoviert. Danach wandte er sich der Kunstgeschichte, der Klassischen Archäologie und der Musikgeschichte an den Universitäten in Freiburg i. Brsg., Berlin, München, Wien, Leipzig und Heidelberg zu. In Heidelberg wurde er im Jahr 1900 zum Dr. phil. promoviert. Von 1901 bis 1903 war er bei den Königlichen Museen in Berlin angestellt; 1903 wurde er Assistent am Deutschen Kunsthistorischen Institut in Florenz und von 1904 bis 1906 Assistent am Kunstgewerbemuseum in Berlin.

Von Ludwig Justi als Nachfolger vorgeschlagen, wurde er am 1. April 1906 Direktor der Städelschen Kunstsammlung und der Städtischen Galerie. 1909 gründete er das Liebieghaus als reine Skulpturensammlung: Im Zuge der Stiftung und Gründung der Universität machte sich Swarzenski für die Einrichtung eines Lehrstuhls für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte stark, weil – wie er am 25. Oktober 1914, dem Eröffnungstag der Universität, in der Frankfurter Zeitung ausführte – ,,die Stellung der Kunst und der künstlerischen Anstalten in der Gesamtheit des geistigen und wissenschaftlichen Lebens … im Laufe des verflossenen Jahrhunderts wohl noch grundsätzlicher sich gewandelt“ haben „als irgendein anderer Bildungsbezirk. Die Kunstgeschichte ist zu einer selbständigen Wissenschaft geworden – schrieb er – ,,und zugleich zu einer wertvollen Hilfswissenschaft der historischen und philosophischen Disziplinen. Im akademischen Lehrbetrieb hat sie der Heranbildung von Gelehrten zu dienen und für die Schulung der zahlreichen Beamten zu sorgen, die an den Museen, bei der Denkmalpflege Usw. gebraucht werden; zugleich sind wenigstens die Grundlagen kunstgeschichtlichen Wissens und künstlerischen Verstehens den zukünftigen Vertretern anderer Berufe, wie Lehrern, Pfarrern und Verwaltungsbeamten, zu übermitteln.“

Bereits an der Vorläufer-Einrichtung, der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften, hatte Swarzenski kunstgeschichtliche Vorlesungen angeboten, die seit 1908 jeweils dienstags zwischen 18 und 19 Uhr stattfanden. Im ersten Semester las er z.B. über »Die Kunst der Renaissance in Oberitalien«. Zu entsprechenden Vorlesungen lud er auch andere Wissenschaftler ein, so z.B. Wilhelm Pinder, der damals in Darmstadt als ordentlicher Professor für Kunstgeschichte wirkte. Pinder las in Frankfurt über die »Malerei des 19. Jahrhunderts«, über »Rubens und seine Zeit«, »Michelangelo und die Kunst des Barock In Italien« und über »Rembrandt und seine Zeit«.

Bald nach Eröffnung der Frankfurter Universität am 25. Oktober 1914 wurde Georg Swarzenski am 16. Dezember 1914 zum „ordentlichen Honorarprofessor für Kunstgeschichte“ ernannt. Und 1928 erhielt er das Amt eines „Generaldirektors der städtischen Museen Frankfurt am Main“. Bis 1933, dem Jahr seiner Entlassung durch die nationalsozialistischen Machthaber aus diesen Ämtern, erfüllte er seine Pflichten an der Universität mit unermüdlichem Engagement. Von der Leitung des Museums wurde Swarzenski erst 1938 entbunden und somit zur Emigration gezwungen. Im Exil übernahm er zuerst einen Lehrauftrag für Kunstgeschichte an der Princeton University. Danach war er von 1939 bis 1957 als Fellow für mittelalterliche Kunst und Skulptur am Museum of Fine Arts in Boston tätig.

Georg Swarzenski war seit 1899 in erster Ehe mit Ella Pertz Wilcynska und ab 1916 mit Marie Mössinger in zweiter Ehe verheiratet. Beiden Ehen entstammten vier Kinder, darunter der im Jahre 1903 in Berlin geborene Hanns Peter Swarzenski, der ebenfalls Kunsthistoriker wurde.

Knapp zwanzig Jahre nach Swarzenskis Emigration würdigte Hans Voss am 18. Juni 1957 in der Frankfurter Neuen Presse den in Boston Verstorbenen wie folgt: ,,Frankfurt verlor mit ihm den eigentlichen Schöpfer und Erneuerer seiner Kunststätten, die deutschen Museumsmänner ihren genialsten Vertreter und die kunsthistorische Forschung einen ihrer großen Förderer. … So wie der Name Bodes für alle Zeiten mit dem Aufstieg und Glanz der kaiserlichen Sammlungen verbunden bleiben wird, so ist der Name Swarzenski für immer mit der Entwicklung und Erscheinung der Frankfurter Kunststätten verbunden. … bedeutete die Gründung des Museums alter Plastik nicht nur für Frankfurt etwas völlig Neues: Breiter noch angelegt als die Gemäldegalerie des Städels, fügte er den ausgewählten Beispielen der abendländischen Skulptur von Anfang an die Werke der außereuropäischen Plastik hinzu. Ganz ohne Vorbild schuf er schon in den ersten Jahren ein Museum, das über den Rahmen einer Beispielsammlung weit hinausging – das Besondere und Einmalige dieser Sammlung lag … in der Geschlossenheit des Ensembles, in der Ausgewogenheit des Ganzen, wo eine gleichbestimmte Vielfalt herrschte.“ [Dilly 2002]

Bibliographie:

Bibliography of Georg Swarzenski’s Publications. In: Beiträge für Georg Swarzenski zum 11 . Januar 1951 / Essays in Honor of Georg Swarzenski. Hrsg. von Oswald Goetz. Berlin und Chicago 1951, S.261-267.

Literatur:

Hans-Joachim Ziemke, Das Städelsche Kunstinstitut – die Geschichte einer Stiftung, Frankfurt am Main 1980

Martin Sonnabend, Georg Swarzenski und das Liebieghaus, Frankfurt a. M. 1990

Revision. Die Moderne im Städel 1906 – 1937, Ausstellungskatalog der Städtischen Galerie im Städelschen Kunstinstitut Frankfurt am Main, 26. September 1991 bis 12. Januar 1992

Ulrike Wendland, Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler, München 1999, Bd. II, S.677-683

Rudolf Kautzsch

Rudolf Kautzsch (5.12. 1868 Leipzig – 25.4.1945 Berlin) studierte Kunstgeschichte in Halle, Freiburg und Berlin sowie in Leipzig, wo er 1894 promovierte. Seine Habilitation 1896 über Die Holzschnitte der Kölner Bibel von 1479 beendete er 1896 in Halle. Nach seinem Studium leitete er das Buchgewerbemuseum in Leipzig, bevor er 1903 den Ruf zum außerordentlichen Professor der Kunstgeschichte an die Technische Hochschule in Darmstadt annahm. Es folgten 1911 die Universität Breslau und 1915 Frankfurt am Main, hier wurde er zum ersten Lehrstuhlinhaber (1915-1930 ordentlicher Professor für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte in Frankfurt a. M.) des frisch gegründeten Kunstgeschichtlichen Seminars ernannt, das seine Räume zu dieser Zeit im Südflügel der Städelschen Kunstsammlungen hatte.

Rudolf Kautzsch setzte sich für das Institut engagiert ein und bemühte sich immer wieder um Mittel für Exkursionen, die Bibliothek und die Diathek. Auch die Gipsabgussammlung wurde unter seiner Leitung erweitert und 1929 in der ehemaligen Dominikanerkirche ausgestellt. Sein Forschungsschwerpunkt lag auf der Kunst des Mittelalters an Ober- und Mittelrhein. Sein wissenschaftliches Interesse am Thema war auch politisch motiviert und wurde von dem 1921 gegründeten Frankfurter Wissenschaftlichen Institut der Elsass-Lothringer im Reich gefördert.

Rudolf Kautzsch lehrte in Frankfurt bis zu seiner Emeritierung 1930. Sein Nachfolger war Hans Jantzen, der 1931 seine Tätigkeit in Frankfurt aufnahm. [Droste/Reichert 2021]

In der Mediathek hat sich ein Nachlass mit Fotografien von Kautzsch erhalten. Die Aufnahmen datieren zwischen 1900 und 1940 und dokumentieren die umfangreiche Forschungs- und Publikationstätigkeit des Kunsthistorikers. Darunter finden sich auch aufwändig durchgeführte Retuschen sowie handschriftliche Notizen zu deren Herstellung. Siehe hierzu den Beitrag von →Teresa Heß.

Guido Schoenberger

Schoenberger, Guido, *26. 2. 1891 in Frankfurt am Main, gest. 20.8.1974 vermutlich in New York; 1919 bis 1929 Assistent und von 1926 bis 1935 Privatdozent am Kunsthistorischen Institut.

Guido Leopold Schoenberger wurde am 26. Februar 1891 in Frankfurt am Main als Sohn des Kaufmanns Jakob Schönberger und dessen Frau Pauline geb. Mayer geboren. Er wurde jüdisch erzogen und besuchte die Adlerflychtschule und das Goethegymnasium in Frankfurt, an dem er 1909 das Abitur bestand. Zwei Jahre später immatrikulierte er sich an der Universität in Freiburg i. Br. und 1911/12 in Berlin. 1912 kehrte er für zwei weitere Studienjahre nach Freiburg zurück. Seine Studienfächer waren Geschichte im Hauptfach und Kunstgeschichte im Nebenfach. Seine kunsthistorischen Lehrer waren vornehmlich Wilhelm Vöge und Adolph Goldschmidt. Ohne das Studium abschließen zu können, wurde er 1914 Soldat und blieb dies bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Während eines Urlaubs wurde er im Jahr 1917 aufgrund seiner Dissertation über „Das Geleitwesen der Reichsstadt Frankfurt am Main im 14. und 15. Jahrhundert“ zum Dr. phil. promoviert. Die Arbeit erschien als Manuskript gedruckt im Jahre 1922. Sein Doktorvater war der Historiker Georg von Below, der seit 1905 in Freiburg lehrte und auf die Geschichte des Städtewesens in Deutschland spezialisiert war.

1919 wurde Guido Schoenberger Assistent von Rudolf Kautzsch. Er betreute vornehmlich die Biblio-, die Foto- und Diathek des kunsthistorischen Seminars im Städelschen Kunstinstitut und arbeitete an seiner Habilitationsschrift „Beiträge zur Baugeschichte des Frankfurter Domes“, die er 1926 abschloß. Auch als Privatdozent blieb Schoenberger noch zwei Jahre Assistent des Instituts. 1928 übernahm er das Amt eines Kustos am Historischen Museum der Stadt Frankfurt am Main. Im April 1933 wurde er aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums erst entlassen, dann aber erneut verbeamtet, weil er „Frontkämpfer“ gewesen war. 1936 wurde er jedoch „in den Ruhestand versetzt.“ Ehrenamtlich · bemühte er sich in den folgenden Monaten um das Museum für jüdische Altertümer in Frankfurt. Nach dem 9. November 1938 wurde er in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. 1939 aus dem Lager befreit, emigrierte er in die USA. Zuerst hielt er sich in New York auf und arbeitete als Diathekar, Lecturer und Research-Assistant am Institute of Fine Arts der New York University. Außerdem hielt er Vorlesungen am Metropolitan Museum. 1947 wurde er Research Fellow am neugegründeten Jewish Museum in New York, blieb aber zugleich Adjunct Professor and Lecturer am Institute of Fine Arts. 1961 trat er in Ruhestand. Guido Schoenberger starb – offenbar von den Kollegen unbemerkt – am 20. August 1974 vermutlich in New York. 1940 hatte Hanns Swarzenski über Schoenbergers Frankfurter Wirken folgendes der Einwanderungsbehörde geschrieben: „… his extraordinary scholarly and human integrity and reliability, bis simplicity and modesty, made him not only an ideal assistant but really the very soul of the Seminar. I know that every German professor and student of art history, coming from another university place, had to agree that no other Art Historical Seminar bad a better assistent.“ Und im gleichen Jahr urteilte Erwin Panofsky ebenfalls für die Behörden über Schoenberger: „Extremely modest and quiet, he is one of the most learned and most universal art-historians of bis generation. His works on Medieval and Renaissance art in Germany and on the now very popular subject of the unicorn are models of accuracy and conscientiousness. In addition, he has a remarkable knowledge of »Kunstgewerbe«.“ [Dilly 2002, S. 61–63]

Literatur:  

Sebastian Farnung, Das Historische Museum im Dritten Reich, https://www.frankfurt1933-1945.de/beitraege/bildende-kunst-museen-bibliotheken/beitrag/das-historische-museum-im-dritten-reich (02.12.2024)

Sabine Hock, Schoenberger, Guido. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1121

Ulrike Wendland, Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler, München 1999, Bd. II, S. 621–624

Hans Jantzen

Jantzen, Hans, *24.4.1881 in Hamburg, gest. 15.2.1967 in Freiburg i. Brsg.; ord. Professor für mittlere und neuere Kunstgeschichte an der Frankfurter Universität von 1931 bis 1935.

Hans Jantzen kam am 24. April 1881 in Hamburg als Sohn des Buchhändlers Rudolph Jantzen und dessen Ehefrau Alwine, geb. Lage, zur Welt. Seine Schulzeit verbrachte er in Hamburg und in Lüneburg. Nach dem Abitur ging er nach München, um dort die Rechte zu studieren, besuchte dort aber auch philosophische und kunsthistorische Vorlesungen. Nach seinem Militärdienst wandte er sich 1904 dem Studium der Kunstgeschichte in Berlin zu, wo er Vorlesungen unter anderen bei Georg Swarzenski und Heinrich Wölfflin besuchte. 1906 heiratete er Marie, die Tochter des Schuldirektors Theobald Karnstädt. Aus ihrer Ehe gingen zwei Söhne und zwei Töchter hervor. 1906 wechselte Jantzen an die Universität Halle-Wittenberg, wo er als Schüler Adolph Goldschmidts im Jahr 1908 promoviert wurde. Seine Dissertation über „Das niederländische Architekturbild“ wurde 1910 von Klinkhardt und Biermann in Leipzig verlegt.

Zu Studienzwecken hielt er sich nach der Promotion ganze drei Jahre in Frankreich, Holland und Italien auf. 1912 habilitierte sich Jantzen in Halle. Seiner Habilitationsschrift über die Farbenwahl und Farbgebung in der holländischen Malerei des XVII. Jahrhunderts entstammte die dann alsbald angekündigte Vorlesung über „Die Malerei im Architektonischen Raum“. Der „architektonische Raum“ bzw. der „kunstgeschichtliche Raumbegriff“ (1938) sollte zu einem Schwerpunkt der fachlichen Interessen Jantzens werden. Auch in seinem Buch über die Kunst der Gotik, 1957, konzentrierte er sich auf den sakralen Gehalt des Raumes.

Ab 1916 war Jantzen der Nachfolger Wilhelm Vöges auf dem Ordinariat für Kunstgeschichte an der Universität Freiburg im  Breisgau. Nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigte ihn vorwiegend die deutsche Kunst des Mittelalters. 1925 erschien sein Buch über Deutsche Bildhauer des 13. Jahrhunderts und 1927 sein inzwischen berühmter Aufsatz über den gotischen Kirchenraum. Bis zu seinem Wechsel nach München bot Jantzen Vorlesungen über das Münster zu Straßburg, über Geist und Schicksal der deutschen Kunst, über die Geschichte der Monumentalskulptur des Abendlandes vorn 11. bis 13. Jahrhundert, über die Kunst der Reichenau und die deutsche Plastik vorn 13. Jahrhundert bis zum Ausgang des Mittelalters an. Jantzen unternahm wenigstens zwei Exkursionen: im Sommersemester 1933 fuhr er mit den Studierenden nach Mainz, Worms, Aschaffenburg und Würzburg; im darauf folgenden Jahr besuchte er mit dem Seminar Danzig und die Marienburg.

Kautzschs Leidenschaft für die Abgußsammlung teilte Jantzen nicht. Nachdem im Sommer 1932 der Etat für den Erwerb von Abgüssen stark gekürzt worden war, bedauerte Jantzen zwar, keine hochwertigen Reproduktionen mehr anschaffen zu können. Doch wurden danach auch keine Gipse mehr gekauft.   

Während seiner Frankfurter Zeit erschien Jantzens Broschüre über „Das Münster zu Straßburg“ in der Reihe Deutsche Bauten. Bereits hier lassen sich deutschnationale Töne nicht überhören […]. Auch Passagen in Jantzens „Bericht über die Deutsche Kunstwissenschaft 1933-1942″ im Periodikum „Forschungen und Fortschritte“ (1942) lassen sich noch als Reaktionen auf Prioritäts- und Supioritätsansprüche seitens französischer Kunsthistoriker lesen. Doch bereits 1935 erschien seine Broschüre „Geist und Schicksal der deutschen Kunst“, deren Schlußsätze nicht nur als knappe Verbeugung vor der Macht bzw. der Gewalt gelten können […].

1933 wurde Jantzen Prorektor der Universität und Dekan der philosophischen Fakultät und blieb in diesen Ämtern bis 1935. Nach Susanna Keval, ,,Widerstand und Selbstbehauptung in Frankfurt am Main 1933-1945, Spuren und Materialien“, Frankfurt New York 1998, S. 84, unterschrieb Jantzen zusammen mit anderen, nicht entlassenen Professoren am 3. März 1933 einen Wahlaufruf zugunsten der NSDAP und Adolf Hitlers. 1935 verließ er die Frankfurter Universität, um an der Universität München die Nachfolge von Wilhelm Pinder anzutreten. Pinder war nach Berlin gerufen worden, so daß der Berliner Ordinarius Albert Erich Brinckmann seinen Posten räumen mußte. Einer »Versetzung« nach Frankfurt stimmte Brinckmann zu. Jantzen lehrte in München bis 1951. 1948 wurde er zum Ersten Vorsitzenden des nunmehr gegründeten Verbandes deutscher Kunsthistoriker gewählt und blieb dies bis 1954. 1954 wurde er dessen Ehrenvorsitzender, nachdem er bereits 1953 nach Freiburg zurückgekehrt war. Dort ernannte ihn die Universität zum Honorarprofessor. Er starb am 15. Februar 1967 in Freiburg.  [Feineis 2002, 119-126]

Literatur:

Kurt Bauch und Hermann Korth (Hg.), Wort der Freunde dem Freund in die Abgeschiedenheit: Erinnerungen an Hans Jantzen. Gesprochen bei der Totenfeier am 20. Februar 1967, Freiburg 1967

Herbert von Einern, (Nachruf) Hans Jantzen. In: Kunstchronik XX, 1967, S. 144-146

Annemarie Gethmann-Siefert, Martin Heidegger und die Kunstwissenschaft. In: Otto Pöggeler (Hg.), Heidegger und die praktische Philosophie, Frankfurt am Main 1988

Heinrich Dilly, Deutsche Kunsthistoriker 1933-1945, München 1988

Albert Erich Brinckmann

Albert Erich Brinckmann (4.8.1881 Norderney – 10.8.1957 Köln) studierte Kunstgeschichte und Klassische Archäologie in München und Berlin. Er promovierte 1905 über die Entwicklungsreihe eines Darstellungselementes, fünf Jahre später folgte die Habilitation an der Technischen Hochschule über den Städtebau der Renaissance. 1912 erhielt er seinen ersten Ruf an die Technische Hochschule Karlsruhe. In den nachfolgenden Jahren baute er als Gründungsordinarius die kunstgeschichtlichen Institute in Rostock (1919) und in Köln (1921) auf. 1931 wurde er nach Berlin an die Friedrich-Wilhelms-Universität berufen. Der Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte war zu der Zeit eine der angesehensten in Deutschland und Brinckmann war auf dem Zenit seiner Karriere. Sein unfreiwilliger Wechsel nach Frankfurt 1935 war das Ergebnis eines „Ringtauschs“, der vom Kultusminister Bernhard Rust initiiert worden war: Hans Jantzen, der von 1931 an Professor am Frankfurter Kunstgeschichtlichen Institut und seit 1933 Prorektor der Universität und Dekan der philosophischen Fakultät war, wurde 1935 der Nachfolger Wilhelm Pinders an der Universität München. Pinder war nach Berlin berufen worden, wo Brinckmann für ihn seine Stelle verlassen musste und nach Frankfurt versetzt wurde. Sowohl die Motive dieses „Ringtausches“ als auch alle daran beteiligten Drahtzieher sind bis heute nicht endgültig geklärt und benannt.

Brinckmann war einer der bekanntesten Kunsthistoriker seiner Zeit, auch international: Er war Mitglied zahlreicher kunsthistorischer Verbände und ein begehrter Vortragsgast, der häufig ins Ausland eingeladen wurde. Schwerpunkt seiner Forschungen war die Kunstgeschichte des 16.–18. Jahrhunderts in Deutschland, Italien und Frankreich, die er in seinen Lehrveranstaltungen häufig mit vergleichendem Ansatz behandelte. Es ging ihm dabei weniger darum, die Einflüsse französischer und italienischer auf die deutsche Kunst herauszuarbeiten, sondern mehr – und das stand ganz im nationalistischen Geist der Zeit – die Leistungen der deutschen Kunst gegenüber den anderen zu präsentieren. [Droste/Reichert 2021]

Harald Keller

Harald Keller (24.6. 1903 Kassel – 5.11. 1989 Frankfurt a. M.) studierte Kunstgeschichte von 1923 bis 1929 an den Universitäten in Leipzig, Heidelberg und München. Sein Studium schloss er mit der Promotion in München mit einer Arbeit über Das Treppenhaus im deutschen Schloß- und Klosterbau des Barock ab, die von Wilhelm Pinder betreut wurde. Danach war er Assistent im Sankt Annen Museum in Lübeck, bevor er 1930 als Stipendiat und später als Assistent an die Bibliotheca Hertziana nach Rom ging. 1935 habilitierte er in Frankfurt über Die Bauplastik des Sieneser Doms. Keller folgte 1935 dem Betreuer seiner Habilitation, Hans Jantzen, nach München, wo er bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs Dozent für mittelalterliche und neuere Kunstgeschichte war. Nach seinem Militärdienst (1939-1944) wurde er zum außerplanmäßigen Professor in München ernannt. Da Keller als „nicht belastet“ eingestuft worden war, bekam er 1947 den Ruf an die Universität Frankfurt, wo er bis zu seiner Emeritierung 1971 – also fast 25 Jahre! – als Ordinarius lehrte.

Die Äußerungen der Studierenden über Harald Keller charakterisieren ihn als engagierten Lehrer, der das gesamte Gebiet der Kunstgeschichte – „von Konstantin bis Kokoschka“, wie er selbst es beschrieb, – in seinen Lehrveranstaltungen vermittelte. Von den zahlreichen Schriften ist sein Werk über die Kunstlandschaften Italiens (1960) hervorzuheben, in dem er die Kunstgeografie als ein zusätzliches Instrument für das Verständnis von Kunst aufnimmt. [Droste/Reichert 2021]