OpenCourse 2011
Zukunft des Lernens
Woche 10 (4. – 10. Juli): Gut lernen für die Zukunft? Lernen für eine gute Zukunft? Qualität im lebenslangen Lernen
I. Überblick:
Qualität ist ja eigentlich etwas, um dass sich der Bildungsanbieter kümmern soll – so die landläufige Meinung. Also die Hochschule, die einen Kurs bereit stellt. Denn schließlich funktioniert das Lernen gut, wenn das Material gut ist, und die Dozentinnen und die Lernplattform – stimmt’s? Und beim Lebenslangen Lernen? Da muss dann halt lebenslang jeweils der Anbieter, der gerade einen Kurs anbietet, an dem ich im Laufe des Lebens teilnehmen, sich um eine gute Qualität kümmern. Klappt das so? Stimmt das wirklich? Kommt gutes lebenslanges Lernen dadurch zustande, dass das Angebot gut ist?
Wie wir bereits in den vorhergegangenen Wochen diese Kurses gesehen und diskutiert haben, scheint ja das lebenslange Lernen, gerade auch mit Medien, eine stärkere Autonomie des Lernenden zu ermöglichen. Ja – so ist die erste These, die ich diskutieren möchte, nicht nur zu ermöglichen, sondern zu erzwingen… Die These vom Individuum als der/dem Regisseur der eigenen Bildungsbiographie (jeder ist seines Glückes Schmied?), als der/dem eigenen Bildungsmanager/in.
Nun hat dies jedoch Auswirkungen auf die Qualitätsfrage. Denn damit ist das, was als „gutes Lernen“, als „wertvolle Bildungserfahrung“ bezeichnet werden kann, nicht mehr (nur noch) in der Verantwortung der Anbieter, also bspw. eine Hochschule. Es verlagert sich vielmehr auf den Lernenden. Dieser muss nun Anstrengungen unternehmen, so kompetent zu lernen, dass er/ sie erkenn kann, was er/ sie benötigt, um in der Zukunft bspw. fit für den Job zu sein. Wenn ein lebenslanger Lernprozess wie ein Patchwork aussieht, dann führt das sogar dazu, dass lernende Individuen zukünftig in der Lage sein müssen, selber zu analysieren, mitzuteilen und Auszuhandeln, was für sie im Lernprozess wichtig und relevant ist.
Qualität wird so zunehmend mehr zu Lernqualität, oder zu Bildungsqualität. Bildung als zutiefst subjektiver Prozess ist geradezu darauf angewiesen, dass lernende, die Relation zwischen sich, ihrer Welt, dem Lerngegenstand und den Lernszenarien produktiv aushandeln.
Und so wird die Qualität(sherstellung) lebenslangen Lernens zu einer Aufgabe. Zu etwas, was nicht nur perzeptiv, konsumatorisch wahr- und aufgenommen werden kann, sondern zu etwas, was persönlich, individuell-aktiv und in Koproduktion gestaltet werden kann und muss. Am Beispiel des lebenslangen Lernens wird so manifest und evident, was auch in anderen Bildungsprozessen zutrifft: Qualität ist eine (ko)produktive Relation in der Lernende eine aktive Verhandlungsrolle für die eigene Sache haben. Die Frage danach, wie die Qualität auch in die Lernaktivitäten mit User Generated Content, Web 2.0, Open Educational Resources und auch im lebenslangen Lernverlauf kommen kann – ist damit eigentlich beantwortet: Kümmert euch selber drum! – ?
Fast. Denn der institutionelle Teil des Lernens, hat damit eine neue Aufgabe. Lernende müssen dabei gecoacht werden, diese aktive Rolle des persönlichen Qualitätsmanagements in eigener Sache zu übernehmen.
Und für die Zukunft des Lernens ergibt sich damit eine neue Aufgabe: gute Qualität entsteht dort, wo lernende aktiv in den Qualitätsdefinitionsprozess mit einbezogen werden. Wer tut das heute schon?
II. Hintergrund:
Die internationalen Bildungsorganisationen OECD und UNESCO haben den Begriff des „Life Long Learning“ vor über 30 Jahren in die fachliche Diskussion getragen. Von maßgeblicher Bedeutung war der 1972 veröffentlichte programmatische Bericht der UNESCO des früheren französischen Erziehungsministers Faure, der auf „Education Permanente“ setzt, um das gesamte Bildungssystem von den Kleinsten in der Vorschule bis hin zu Angeboten für die Ältesten in Volkshochschule so umzugestalten, dass sich jede Bürgerin und jeder Bürger eine individuelle Bildungsbiographie komponieren kann. Nach dieser Vorstellung ist es in hoch entwickelten Gesellschaften unvermeidlich, während des gesamten Lebens zu lernen. Einer der Kernsätze des Faure-Berichtes lautet: „Bildung muss auf vielfältige Weise erworben werden können. Wichtig ist nicht, welchen Weg das Individuum wählt, sondern was es gelernt hat“ (Faure 1973, 251). Die OECD hat 1996 eine ähnliche Orientierung vorgeschlagen.
II. Lektüre:
Faure, E. u.a. (1973) Wie wir leben lernen. Der UNESCO-Bericht über Ziele und Zukunft unserer Erziehungsprogramme. Reinbeck: Rowohlt
OECD (Hg.) (1996) Lifelong Learning for all. Paris: OECD
OECD (Hg) (1973) Recurrent Education. A strategy for lifelong learning. Paris: OECD
III. Online-Event:
Mittwoch, 6.07.2011, 17-18 Uhr
Referent: Dr. Ulf-Daniel Ehlers, Universität Duisburg-Essen und GMW
Zugang: http://www.ustream.tv/channel/opco11
IV. Weitere Aktivitäten:
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