BSc7 Projekt - Angewandte Physische Geographie

Stadtentwicklung Frankfurt am Main. Wege in die Nachhaltigkeit

Das Pflichtmodul BSc7 „Projekt – Angewandte Physische Geographie“ ist fester Bestandteil der Grundlagenausbildung im Studiengang „Bachelor Geographie“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Zugehörig sind zwei Projektseminare, die im abschließenden dritten Studienjahr (5./6. Semester) nacheinander zu belegen sind. Der inhaltliche Rahmen ist grob vordefiniert. Zu bearbeiten ist eine anwendungsbezogene Problemstellung. Die Projektthematik kann entweder rein physisch-geographisch oder integrativ (physisch- und humangeographisch) angelegt sein. Das Projektthema im Studienjahr 2020/2021  lautete  „Stadtentwicklung Frankfurt am Main. Wege in die Nachhaltigkeit“.

Umsetzung und Organisation

Die Organisation des Projekt-Moduls über den Zeitraum von zwei Semestern ist eng an der Realität im zukünftigen Berufsfeld orientiert. In Kleingruppen werden die unterschiedlichen Stadien eines Projekts praktiziert, von der Projektplanung über die Wahl und Anwendung geeigneter Methoden (Messungen und Analysen) bis hin zur Ausarbeitung eines Berichts bzw. Gutachtens. Die Studierenden erlernen dabei den zielgerichteten Einsatz der notwendigen Ressourcen (Projektmanagement) und vollziehen an  Fallbeispielen nach, wie wissenschaftliche physisch-geographische Erkenntnisse in der Praxis umgesetzt und für Planungsfragen genutzt werden können. 
 
Im ersten Projektseminar (Wintersemester, 5. Fachsemester) definieren die Studierenden die zentralen Fragestellungen und erarbeiten die  fachlichen Grundlagen (z.B. Forschungsstand, Methodeneinsatz, zeitbezogener Projektplan) in Bezug auf das konkrete Projekt, dessen konkrete Durchführung im zweiten Projektseminar (Sommersemester, 6. Fachsemester) anschließt. Als weitere Schritte sind die Dokumentation, Analyse und Diskussion der erhobenen Daten inkludiert. Finalisiert wird das Projektmodul mit der Ergebnisberichterstattung.
 

Thematische Einordnung

Die Stadt Frankfurt am Main stellt das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der dynamisch wachsenden Metropolregion Frankfurt/Rhein Main dar. In der hoch verdichteten Region sind die Auswirkungen des Klimawandels bereits spürbar. Die Durchschnittstemperatur in Frankfurt ist seit Beginn der regelmäßigen meteorologischen Aufzeichnungen (1870) stetig angestiegen und liegt aktuell (Messzeitraum 1990-2017) mehr als 2°C  über dem Mittelwert der Referenzperiode 1871-1900 – Tendenz steigend (DWD o.J.). Begleitet wird die Entwicklung von einer Zunahme der Sommertage (T > 25°C) der heißen Tage (früher auch als Tropentage bezeichnet, T > 30°C), was durch die Effekte der städtischen Wärmeinsel in den urbanen Siedlungskernen begünstigt wird, und ein verändertes Niederschlagsregime, das durch eine Zunahme von Extremereignissen (z.B. Starkregen) gekennzeichnet ist. Die zeitweise starke Hitzebelastung in den Sommermonaten (z.B. 2003, 2018) birgt zudem medizinische Risiken für die Bevölkerung. Diese Situation erfordert gezielte Anpassungsmaßnahmen, um die negativen Effekte des Klimawandels abzumildern, was die Stadtplanung vor große Herausforderungen stellt. Die Bevölkeruungszunahme in der Metropolregion, die mit der Bebauung und Versiegelung immer größerer Flächen sowie einer zunehmenden Beanspruchung von Ressourcen einhergeht, erfordert zudem Ansätze für eine nachhaltige Ressourcennutzung,  weshalb auch dieser Aspekt in dem Projektseminar adressiert wird.

Das Projektthema „Stadtentwicklung Frankfurt am Main. Wege in die Nachhaltigkeit“ knüpft an die Problematiken an, die sich in Zusammenhang mit der Klimaerwärmung und der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen auf der kommunalen Ebene ergeben. Bearbeitet wurden die Handlungsfelder „Stadtklima“, „Wasser“ und „nachhaltige Versorgung“. Die Bearbeitung erfolgte in studentischen Kleingruppen (sechs Gruppen zu je 3 Studierenden). Koordiniert wurden die Arbeiten von einer Steuerungsgruppe (5 Studierende), die auch den kommunikativen Austausch mit verschiedenen Stakeholdern gewährleistete.

Die Projektarbeiten wurden stadtteilbezogen durchgeführt. Mit Bezug zum Universitätscampus Riedberg, an dem das Institut für Physische Geographie verortet ist, markierte der Stadtteil Kalbach-Riedberg einen der räumlichen Schwerpunkte, an dem Untersuchungen zu jedem der genannten Themenfelder durchgeführt wurden. Für vergleichende Projekte wurden Untersuchungsstandorte in den Stadtteilen Westend („Klima“), Frankfurter Berg („Wasser“) und Höchst („nachhaltige Versorgung“) ausgewählt (vgl. Abb. 1).



Abb. 1: Struktur des Seminars "BSc7 Projekt - Angewandte Physische Geographie" im Wintersemester 2020/21 und Sommersemester 2021

Mit dem Center for Dialogue (CfD), vertreten durch Dr. Dominiek Lootens und Tamara Rexroth (B.Sc. Geographie) sowie der Klimaschutzinitiative Riedberg (KIR), vertreten durch Ina Mirel, Anna Rave und Dr. Jens M. Lang, konnten lokale Ansprechpartner*innen für den thematischen Austausch gewonnen werden.

Im Verlauf der Projektarbeiten wurden verschiedene Diskussionsforen unter Beteiligung der nachfolgend genannten Expert:innen organisiert:

  • Caroline Bechtold, AG „Steinbach blüht“
  • Dr. Georg Horntrich, Studienleiter für Wirtschaft und Finanzen,
    Katholische Akademie Rabanus Maurus Haus am Dom
  • PD Dr. Heike Hübener, Fachzentrum Klimawandel und Anpassung, HLNUG, Wiesbaden
  • Dr. Helge Kminek, Institut für Pädagogik der Sekundarstufe, GU, Frankfurt a. M.
  • Maurice Wagner, Umweltamt, Stadt Frankfurt a. M.
Technische Anleitung und Beratung (Konfiguration von Sense-Boxen, Ergebnisauswertung) gewährte Dr. Lars Dietzel, Zentrum Naturwissenschaften, GU Frankfurt a.M.

Für die engagierten Beiträge gilt allen Unterstützer:innen unser herzlicher Dank!

Seminarleitung

Dr. Rainer Dambeck
Prof. Dr. Jürgen Wunderlich
Institut für Physische Geographie

Kontakte

dambeck@em.uni-frankfurt.de
j.wunderlich@em.uni-frankfurt.de