Regionale Versorgung der Mensen am Riedberg

Thema und Relevanz

Im Hinblick auf den Klimawandel ist es unumgänglich, die durch die Produktion von Nahrungsmitteln verursachten Umweltschäden möglichst gering zu halten. Das kann beispielsweise durch den Konsum von regional und biologisch produzierten Lebensmitteln erreicht werden (BMU 2021). Als Einzelperson das persönliche Einkaufsverhalten kritisch zu hinterfragen und nach klimaschonenden Aspekten zu gestalten, ist ein wichtiger Schritt für den Umweltschutz. Allerdings ist damit noch lange nicht genug getan. Es besteht die Notwendigkeit, auch in großem Maßstab auf nachhaltige Produktion und Lieferketten zu achten. 

Am Uni Campus Riedberg studieren ca. 8 000 Personen (Stadt Frankfurt am Main 2009:2), die unter normalem Universitätsbetrieb täglich oder mehrmals die Woche mit Mahlzeiten und Snacks versorgt werden müssen. Zu diesem Zweck gibt es dort die Mensen „Darwins“, „LEVEL“ und „Pi mal Gaumen“. Durch das Aufbauen regionaler Lieferketten  könnte das Essensangebot durch das Einsparen von CO2-Emissionen aufgrund kurzer Transportwege noch nachhaltiger gestaltet werden. 

Deswegen geht dieses Projekt der Frage nach, inwiefern eine regionale Versorgung (hier: Lebensmittel aus einem Umkreis von 150 km) der drei Mensen am Campus Riedberg möglich wäre.

Vorgehensweise

Zur Umsetzung einer regionalen Versorgung der Mensen am Campus Riedberg ist es erforderlich, mit verschiedenen Akteur*innen und Institutionen in Kontakt zu treten, um diese miteinander zu vernetzen und zu überprüfen, ob das Projekt auf Zustimmung trifft. Mit der Intention eine Unterstützung für das Projekt zu erhalten, wurde der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) kontaktiert, der studentische Projekte fördert und die Interessen der Studierenden vertritt (AStA 2021). Anhand eines Gesprächs mit Vertreter*innen des AStA konnte festgestellt werden, dass das Vorhaben beim AStA großen Anklang findet. Durch die Unterstützung des AStA könnte die Umsetzung des Projektes erleichtert werden, da der AStA im Austausch mit der Universitätsleitung steht und universitäre Entscheidungen mitbeeinflussen kann (AStA 2021).

Wenn es um regionale Lebensmittelversorgung im Raum Frankfurt geht, ist der Ernährungsrat Frankfurt einer der wichtigsten Ansprechpartner. Der Ernährungsrat Frankfurt setzt sich für eine Versorgung mit Lebensmitteln aus regionaler und saisonaler Produktion ein und beschäftigt sich dabei auch mit den logistischen Herausforderungen, die sich dadurch ergeben (BIONALES – Bürger für regionale Landwirtschaft und Ernährung e.V. 2021). Aus diesem Grund fand eine Kontaktaufnahme mit dem Ernährungsrat Frankfurt statt, um Informationen zu Produzenten und Großhändlern zu sammeln sowie generelle Ratschläge für die Umsetzung des Projekts zu erhalten. Durch den Besuch eines Unverpacktladens konnten weitere Informationen zu regionalen Lieferketten und Großhändlern gewonnen werden. Es folgte die Kontaktaufnahme zu einem Großhändler, der auf regionales Obst und Gemüse spezialisiert ist. Der Anbieter zeigte sich sehr angetan von der Idee einer regionalen Lebensmittelversorgung der Mensen am Campus Riedberg und stellte eine Belieferung in Aussicht. Ein persönliches Treffen mit dem Großhändler zusammen mit den Vertreter*innen des AStAs ist in Planung, um einen vertieften Austausch zu ermöglichen. 

Weiterhin wurde mithilfe einer Umfrage ermittelt, ob den Studierenden und Mitarbeiter*innen am Campus Riedberg eine regionale Herkunft des Essens wichtig ist und ob sie bereit wären, mehr Geld für das Essen in der Mensa auszugeben, wenn dieses aus der Region käme. Die Bereitschaft der Studierenden und Mitarbeiter*innen am Campus Riedberg etwas mehr für regionales Essen auszugeben ist eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung des Vorhabens, da dieses nur erfolgreich umgesetzt werden kann, wenn das regionale Essensangebot in den Mensen von den Studierenden und den Mitarbeiter*innen auch angenommen wird.

Fragestellung und Zielsetzung

Im Zuge des Projektseminars beschäftigte sich diese Gruppe mit der Fragestellung: „Ist es möglich, die Mensen des Campus Riedberg ausschließlich mit regionalen Nahrungsmitteln auszustatten?“. Dabei wurde geprüft, ob eine Belieferung der Mensen am Campus Riedberg von Herstellern, die nicht weiter als 150 km entfernt produzieren, realistisch ist.

Abb. 1: Landwirtschaftliche Flächen in der Umgebung des Campus Riedberg
Abb. 1: Großflächig landwirtschaftliche Nutzung in der näheren Umgebung des Campus Riedberg (Google Earth 2021). 

Das Ziel war es, Kosten und Aufwand dafür zu ermitteln und mithilfe der erhobenen Daten zu bewerten, ob es möglich ist, das Vorhaben umzusetzen. Dabei wurden Interviews mit Vertreter*innen verschiedener Institutionen geführt, die Spezialisten im jeweiligen Tätigkeitsfeld sind und somit das Vorhaben weiterbringen und unterstützen konnten. Zudem wurde eine Umfrage unter den Studierenden und Mitarbeiter*innen des Campus Riedberg durchgeführt, die dazu diente, die Akzeptanz einer regionalen Mensa unter den Befragten abzuschätzen sowie bisherige Essgewohnheiten der Befragten zu ermittelt.

Ergebnisse

Zu den Ergebnissen zählen zwei Interviews, eins davon mit dem Ernährungsrat Frankfurt und eins mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) sowie eine Umfrage, welche aufgrund der relativ hohen Beteiligung als erfolgreich bewertet wird und aussagekräftige Ergebnisse lieferte.

Interview Ernährungsrat

Zum Interview mit dem Ernährungsrat erschienen Louisa Page, Bärbel Praetorius und Jörg Weber. Thematisch lag der Fokus hauptsächlich auf Stoffkreisläufen, Wertschöpfungsketten und der Bepreisung von Lebensmitteln beziehungsweise Mahlzeiten in den Mensen. Dabei wurden einige wichtige Erkenntnisse gewonnen. Um Essensreste zu vermeiden, sollte der Tischgast einen Einfluss auf die Portionsgröße haben. Zudem könnte über eine Einführung von Pfandboxen nachgedacht werden, in denen Essensreste nach Hause mitgenommen werden können. Des Weiteren ist das Recyclen von Essensresten möglich. Dabei können die Speisereste entweder in einer Biogasanlage verwertet werden und anschließend der Strom-, Wärme- und Düngergewinnung dienen oder zu Tierfutter weiterverarbeitet werden. Um die Kosten für regional produzierte Mahlzeiten zu senken, sollten die Mahlzeiten zudem vorausschauend geplant werden und eine mögliche Weiterverarbeitung des übrig gebliebenen Essens für den nächsten Tag durchdacht werden. Eine mögliche Nutzung des Permakulturgartens am Riedberg, der unter anderem von BIONALES e.V., dem Trägerverein des Ernährungsrats Frankfurt, ins Leben gerufen wurde, wurde ebenfalls angesprochen, jedoch ist die Nutzung höchstwahrscheinlich nicht möglich. Zudem wurden einige wichtige Kontakte genannt, die dieses Projekt weiterbringen konnten.

Interview AStA

Das Interview mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss fand im Rahmen eines Zoom-Meetings statt, an dem Moritz Schmitthenner und David Delto sowie zwei weitere Kommilitonen teilnahmen. Der Fokus des Gesprächs lag hauptsächlich auf dem Aufbau der universitären Strukturen, vor allem denen des Mensabetriebs. Wie auch während des ersten Gesprächs mit dem Ernährungsrat wurden wichtige Kontakte genannt, die für den weiteren Verlauf des Projekts hilfreich waren. Unter anderem wurde das Projekt mithilfe der Vermittlung durch den AStA in der Verwaltungsratssitzung des Studentenwerks vorgestellt, wo es sehr positiv aufgenommen wurde.

Umfrage

Zu den Befragten der Umfrage gehörten Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter*innen, nicht-wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Professor*innen des Campus Riedberg. Nach aktuellem Stand haben fast 300 Personen teilgenommen, was circa 10 % der Kontaktierten entspricht. Es wurden insgesamt zwölf Fragen gestellt, die die Befragten durch Ankreuzen beantworten konnten. Zunächst wurden Fragen zu privaten Präferenzen bezüglich des individuellen  Lebensmitteleinkaufs gestellt. Diese ergaben, dass ein Großteil der Befragten bei ihrem Einkauf auf Regionalität (vgl. Abb. 3) und/oder biologische Produktion der Lebensmittel achtet. Zudem ergab die Umfrage, dass 74 % der Befragten bereit dazu wären, mehr Geld für ein Mittagessen auszugeben, dessen Zutaten aus regionaler Produktion stammen. 44 % der Befragten würden zwischen 1 € bis 1,50 € mehr zahlen, 19 % zwischen 1,50 € bis 2 €, 17 % weniger als 1 € und 9 % mehr als 2 €. Die restlichen Teilnehmer wären nicht bereit, mehr Geld auszugeben (vgl. Abb. 5). Die Bereitschaft, auf saisonal nicht erhältliche Produkte zu verzichten, wurde ebenfalls erfragt. Diese fiel bei den Befragten sehr positiv aus. 86 % der Befragten erklärten sich bereit dazu, auf Produkte zu verzichten, die saisonal nicht zur Verfügung stehen (vgl. Abb. 4). Zudem konnte ermittelt werden, dass sich mehr als die Hälfe der Befragten (54 %) vegetarisch oder vegan ernähren. Aufgrund dessen könnte man eine Umstellung auf regional produzierte pflanzliche Produkte und tierische Produkte, wie zum Beispiel Eier oder Milch, priorisieren. 

Da die Umfrage ebenfalls dazu dienen soll, den Verantwortlichen des Mensabetriebs die positive Resonanz auf das Projekt zu verdeutlichen, können mögliche Interessent*innen gerne weiterhin hier an der Umfrage teilnehmen.

Abb. 2-5: Ergebnisse der Umfrage.

Diskussion und Ausblick

Eine regionale Essensversorgung am Campus Riedberg würde sich durch die kürzeren Lieferwege positiv auf den CO2-Fußabdruck der Mensen und somit auch auf den individuellen „ökologischen footprint“ vieler Studierenden und Mitarbeiter*innen auswirken. Weiterhin würde die Goethe-Universität dadurch landwirtschaftliche (Klein-)Betriebe aus der Region unterstützen und somit als gutes Beispiel für andere Institutionen und deren Lebensmittelversorgung vorangehen.

Bei der Bearbeitung des Projekts gab es bereits wichtige Erkenntnisse. Um ein faires, zugleich aber kostengünstiges Konzept zu erstellen, ist es wichtig, mit möglichst vielen Beteiligten in Kontakt zu kommen und die Ansprüche von Produzent*innen, Lieferant*innen und dem Studentenwerk miteinander in Einklang zu bringen. Durch die Unterstützung des AStA ist es gelungen, das Interesse des Studentenwerks für dieses Projekt zu wecken. Im September ist ein erstes Treffen mit der Geschäftsführung geplant, bei dem dieses Projekt genauer erläutert und Herausforderungen sowie Chancen besprochen werden.

Zudem wurde ein Großlieferant ausfindig gemacht, der bereit wäre, die Mensa mit Obst und Gemüse aus Hessen sowie der Pfalz auszustatten. Es handelt sich um den Familienbetrieb „Grundhöfer GmbH“, der vorrangig mit regionalen Kleinbetrieben kooperiert (Grundhoefer-Frankfurt o.J.). Zum Kennenlernen und zur weiteren Planung findet Ende August ein Gespräch mit der Geschäftsleitung statt, wobei Mitglieder des AStA unterstützend teilnehmen werden. Im folgenden Semester wird der AStA das Projekt voraussichtlich übernehmen.

Die Umfrage bestätigte die große Bereitschaft, die auf Seiten der Studierenden und Mitarbeiter*innen für eine regional(ere) Ausstattung der Mensa vorhanden ist. Somit sollte es aufgrund der gegebenen Rahmenbedingungen durchaus möglich sein, regionale Lieferketten aufzubauen. Hierbei ist es von Vorteil, in der Umgebung produzierte Lebensmittel schrittweise in den Speiseplan zu integrieren. Dieser Prozess benötigt allerdings viel Zeit, Geduld und Unterstützung von allen Seiten.  

Literatur

Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA) (2021): Was ist der AStA? <https://asta-frankfurt.de/asta> (Zugriff: 05.07.21).

BIONALES – Bürger für regionale Landwirtschaft und Ernährung e.V. (2021): Ernährungsrat Frankfurt. <https://buerger-fuer-regionale-landwirtschaft.de/ernaehrungsrat/> (Zugriff: 05.07.21).

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2021): #ziek—Zusammen ist es Klimaschutz. <https://www.bmu.de/ziek/klimaschutz-schmeckt/> (Zugriff: 15.06.2021).

Google Earth (2021): Google Earth Pro. -GeoBasis-DE/BKG, (Zugriff: 15.06.2021).

Grundhöfer (o.J.): <http://grundhoefer-frankfurt.de/de/>  (Zugriff: 12.07.2021)

Stadt Frankfurt am Main (Hrsg.) (2009): Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Riedberg. Baustein 1/09. Frankfurt am Main.

Autor*innen

Leslie Resch
Anna Richter 
Laura Wagner

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