Mikroklima im Westend an ausgewählten Standorten

Quelle: Green City Frankfurt

Thema und Relevanz

Vor dem Hintergrund des Klimawandels steigen die Temperaturen weltweit an. Besonders in den Städten kommt es durch viele versiegelte Flächen mikroklimatisch zu besonders hohen Temperaturen im Vergleich zur Umgebungstemperatur. Diese mikroklimatische Veränderung innerhalb der Städte trägt zum Effekt der städtischen Wärmeinsel bei. Dabei wird gerade nachts in der Stadt Abkühlung gehemmt, was einen Rückkopplungseffekt für den Tag auslöst (HLNUG 2018: 4ff.). In der hier untersuchten Stadt Frankfurt am Main wurden bereits erste Maßnahmen ergriffen, dem entgegenzuwirken. Das Projekt zum Weg in die Nachhaltigkeit beschäftigt sich speziell mit dem Themenbereich Klima im Stadtteil Westend. Es wird der Frage nachgegangen, wie ohne größere bauliche Veränderungen in der Stadt extreme Temperaturen abgemildert werden können. In dem Projekt wird versucht zu klären, inwieweit sich die Begrünung vorhandener Bausubstanz und Infrastruktur auf das Klima in einer Stadt auswirkt und welche Arten von Begrünung dabei den größten Erfolg versprechen.

Abb.1: Effekt der städtischen Wärmeinsel (Quelle: DWD)

Frage und Ziele

Inwieweit wirken sich verschiedene Arten und verschiedene Intensitäten von Begrünung innerhalb einer Stadt bzw. eines Stadtteils positiv auf die jeweiligen mikroklimatischen Verhältnisse aus? Wo bestehen Möglichkeiten, Begrünung unterschiedlicher Art umzusetzen?

Ziel des Projektes ist es, durch Messungen die Auswirkungen von Versiegelung und Vegetation auf das innerstädtische Mikroklima zu erfassen und verschiedene mögliche Arten der Begrünung innerhalb des Stadtteils zu identifizieren. Daraus werden Vorschläge abgeleitet, wo zusätzliche Begrünung innerhalb des Stadtteils sinnvoll wäre, um die mikroklimatischen Verhältnisse positiv zu beeinflussen.

Übersichtskarte:

Abb.2: Karte vom Westend in Frankfurt am Main mit Messstandorten der Standortmessungen (Quelle Karte: Google Maps / verändert)

Standortbeschreibungen:

Standort 1:

Dieser Standort liegt im Westend in einem Hinterhof des Senckenberg-Museums auf der Überdachung eines Fahrradständers. Er ist umgeben von versiegelten Flächen. Begrünung ist nahezu nicht vorhanden.

Standort 2:

Dieser Standort liegt im Westend auf dem Uni-Campus Bockenheim in einem Innenhof auf einer Terrasse. Dieser Innenhof bzw. die Terrasse ist umgeben von einigen Bäumen, einer Wiese und hohen unbegrünten Gebäuden. Die Lokalität wurde daher als mäßig begrünt eingestuft.

Standort 3:

Dieser Standort liegt im Palmengarten auf einem Baumstamm. Er ist umgeben von reinem Grünland.

Standort 4:

Dieser Standort liegt im Innenhof des Adorno-Gymnasiums auf einer Klettervorrichtung. Er ist nahezu unbegrünt und umgeben von versiegelten Flächen.

Abb.3: Standort 1 Senckenberg Museum (Foto: Scheidler)
Abb.4: Standort 2 Uni Campus Bockenheim (Foto: Scheidler)
Abb.5: Standort 3 Palmengarten (Foto: Scheidler)
Abb.6: Standort 4 Gymnasium (Foto: Scheidler)

Methoden

Es wurden zwei verschiedene Methoden angewandt: (1.) Temperaturmessungen von verschiedenen Oberflächen sowie (2.) Standortmessungen unter anderem der Lufttemperatur an vier verschiedenen Standorten, welche im selben Zeitraum erfolgten. Alle Standorte befinden sich im Stadtteil Westend. Die Oberflächenmessungen fanden an einem Tag an zwei verschiedenen Standorten statt. Sie sollen die Frage beantworten, wie stark sich welche Oberfläche erwärmt und wie schnell die Oberflächen wieder abkühlen. Hierzu wurden in Abständen von wenigen Stunden an einem Tag verschiedene Oberflächentemperaturen mit einem Infrarotthermometer gemessen. Gemessen wurden dabei möglichst bei Besonnung jeweils eine Mauer/Hauswand mit und ohne Begrünung sowie Asphalt und Wiese. Um die Daten ins Verhältnis setzen zu können, wurde zusätzlich die Lufttemperatur im Schatten in 2 Meter Höhe gemessen. Die Standortmessungen an vier relevanten Standorten wurden mittels automatischer Messfühler (SenseBox) durchgeführt. Erfasst wurden über mehrere Tage Temperatur, Einstrahlung (Lux/UV) und relative Feuchte. Dichte Innenhofbebauung mit und ohne Begrünung sowie ein Park werden von den Standorten repräsentiert. Die Oberflächenuntersuchungen fielen zeitlich in den Zeitraum der Standortmessungen, um die Daten vergleichbarer zu machen. Um aussagekräftige Daten zu erhalten, war es wichtig, eine Wetterlage mit hohen Temperaturen, möglichst ganztägiger Sonneneinstrahlung und wolkenlosem Himmel abzupassen.

Abb.7: Sensebox (Foto: Scheidler)
Abb.8: Infrarotthermometer (Foto: Schuck)

Ergebnis

Hier sollen die Standortmessungen und die Oberflächenmessungen näher betrachtet sowie die Ergebnisse dargestellt und untereinander verglichen werden. Die Standortmessungen fanden im Zeitraum von Donnerstag, den 10.06.2021, ab 18:00 Uhr bis Montag, den 14.06.2021, 12:00 Uhr statt. Nähere Betrachtung in den Diagrammen findet dabei der Zeitraum vom 10.06.2021, 18:00 Uhr bis 11.06.2021, 24:00 Uhr. Der Gesamtzeitraum wird im weiteren Text behandelt und nach Notwendigkeit näher beschrieben. Die Standortmessungen werden in Zeitfenster unterteilt, um die Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten. Eine Unterteilung in Phasen der Abkühlung, Erwärmung und Hochphase ermöglicht hierbei eine bessere Betrachtung der Messungen. Die Orte der Standortmessungen lauten wie folgt: Standort 1: Senckenberg-useum (unbegrünt), Standort 2: Uni-Campus Bockenheim (mäßig begrünt), Standort 3: Palmengarten (begrünt), Standort 4: Gymnasium (unbegrünt), Vergleichsstandort: Riedberg (begrünt). Die Oberflächenmessungen werden gesondert betrachtet. Eine Interpretation der Ergebnisse ist hierbei im Diskussionsteil zu finden.

Zu Beginn war am Donnerstag den 10.06.2021 an allen Standorten eine deutliche Abkühlung bis in die späten Nachtstunden zu erkennen. Auffällig ist, dass gerade die unbegrünten Standorte eine deutlich schnellere Abkühlung am Abend erfuhren. Weiter erkennt man, dass sich die Temperaturen über den Abend in einem ähnlichen Bereich mit wenigen Grad Unterschied bewegten. Unbegrünte Standorte waren hierbei leicht wärmer als begrünte. Gegen 22:00 Uhr glichen sich die Temperaturen der Standorte 2 und 4 an. Die Standorte 1 und 3 sowie der Vergleichsstandort lagen gegen 23:00 Uhr deutlich unter 20 °C. Die Standorte 2 und 4 lagen zur selben Zeit dagegen noch über 20 °C. Die Abkühlung setzte sich in der Nacht bis in den frühen Morgen des 11. Juni fort. Ihren tiefsten Wert erreichten die Temperaturen dabei an den Standorten 1 und 3 kurz nach 3:00 Uhr morgens. Standort 1 kam um 3:20 Uhr auf eine Temperatur von 16,8 °C als niedrigster Wert für diese Nacht. Einen etwas niedrigeren Wert lieferte der Standort 3 mit 15,0 °C um 3:08 Uhr. Die übrigen Standorte kühlten mit zu dieser Zeit deutlich höheren Temperaturen noch weiter ab. Sie erreichten ihre tiefsten Temperaturen erst zwischen 5:00 und 6:00 Uhr morgens. Der niedrigste Wert des Standortes 4 wurde um 5:20 Uhr mit einer Temperatur von 14,6 °C registriert. Zehn Minuten später folgte der Vergleichsstandort um 5:30 Uhr mit der Tiefsttemperatur von 14,6 °C. Erst kurz vor 6:00 Uhr morgens (5:58 Uhr) stellte sich die für den Standort 2 niedrigste Temperatur mit 18,1 °C ein. Auffällig für diese Nacht ist, dass die Standorte 1 und 3 ihre jeweiligen Tiefstwerte bereits kurz nach 3:00 Uhr morgens erreichten. Die Standorte 2 und 4 sowie der Vergleichsstandort kühlten noch weitere zwei Stunden ab, um ihre Tiefstwerte erst gegen 5:00 bis 6:00 Uhr morgens zu erreichen. Bei Betrachtung der fünf Tiefstwerte der Standorte fällt auf, dass bei Standort 2 die Temperaturen sehr langsam sanken und erst sehr spät der im Standortvergleich höchste Wert mit 18,1 °C geliefert wurde. Der niedrigste Wert dieser Nacht wurde am Vergleichsstandort mit 14,6 °C erreicht. Bei den Hauptstandorten lieferte Standort 3 den niedrigsten Wert mit 15,0 °C. Die Standorte 1 (16,8 °C) und 4 (16,7 °C) bewegten sich dabei im Mittelfeld und liefern ähnliche Werte, allerdings zu unterschiedlichen Zeiten. Die Feuchtemessung ergab für die jeweiligen Standorte, dass Standort 3 den Taupunkt zur Zeit der niedrigsten Temperatur erreichte. Der Vergleichsstandort erreichte mit 99,5 % fast seinen Taupunkt in dieser Nacht. Bei den anderen Standorten wies Standort 4 den höchsten Feuchtewert mit etwa 90 % auf, Standort 1 bewegte sich mit rund 85 % etwas darunter und Standort 2 lieferte die niedrigste Feuchte mit rund 80 %.

An dem begrünten Standort 3 fand zwischen 5:00 Uhr und 7:00 Uhr eine allmähliche Erwärmung statt, bis dann um 7:00 Uhr eine rapide Erwärmung einsetzte. Die Phase schneller Erwärmung endete um 12:00 Uhr mit einer Temperatur von 46 °C. Ab 12:00 Uhr kamen von Standort 3 keine plausiblen Daten mehr, weil die Sensebox von dem Standort entfernt worden bzw. heruntergefallen ist. Deshalb werden Daten aus dem Wissenschaftsgarten auf dem Campus Riedberg als Ersatzstandort für den begrünten Standort 3 herangezogen. Im Wissenschaftsgarten gab es zwischen 5:30 Uhr und 6:30 Uhr eine allmähliche Erwärmung, bis dann ab 6:30 Uhr eine konstante stärkere Erwärmung bis 13:30 Uhr stattfand. Dagegen begann am unbegrünten Standort 1 die leichte Erwärmung schon um 3:30 Uhr und endete um 8:40 Uhr. Ab diesem Zeitpunkt stieg die Temperatur innerhalb von nur einer Stunde von 25 °C auf 33 °C stark an. Bei dem weiteren unbegrünten Standort 4 fing die Erwärmung erst um 6:00 Uhr an und stieg konstant bis 13:00 Uhr. An dem mäßig begrünten Standort 2 fand die Erwärmung, wie am unbegrünten Standort 4, um 6:00 Uhr morgens statt. Die Erwärmung endete um 12:45 Uhr.

Vom Mittag bis in den Nachmittag blieb die Temperatur am Vergleichsstandort, bis auf eine kleine Abweichung zwischen 13:30 Uhr und 15:00 Uhr, auf einem konstanten Niveau bei knapp unter 30 °C. Am unbegrünten Standort 1 sank und stieg die Temperatur mittags immer wieder zwischen 30,6 °C und 38,4 °C. Ab 14:00 Uhr blieb die Temperatur bis 16:45 Uhr konstant hoch, mit einer Höchsttemperatur von 40,2 °C. Am Standort 4 stagnierte die Temperatur von 13:00 Uhr bis 18:10 Uhr zwischen 32 °C und 34 °C. An dem mäßig begrünten Standort 2 blieb die Temperatur von 13:00 Uhr bis 18:00 Uhr konstant bei 28 °C.

Parallel zu der Erwärmung sank die Luftfeuchtigkeit an allen Standorten gleichzeitig. Bei den begrünten Standorten ist die Luftfeuchtigkeit immer höher als bei den unbegrünten Standorten. Beim Vergleichstandort fiel die Luftfeuchtigkeit mittags bis auf 44 %. Bei dem unbegrünten Standort 1 sank und stieg mittags die Luftfeuchtigkeit zwischen 32 % und 24 %. Am Standort 4 war die Luftfeuchtigkeit mittags bei etwa 37 %. Am mäßig begrünten Standort 2 betrug die Luftfeuchtigkeit mittags um die 40 %.

Nachmittags lag die Luftfeuchtigkeit am Vergleichsstandort zwischen 36 % und 30 %. Am Standort 1, wo sich die Temperaturen auf einem hohen Niveau bewegten, sank die Luftfeuchtigkeit teilweise unter 20 %. Am Standort 4 pendelte sich die Luftfeuchtigkeit nachmittags zwischen 35 % und 30 % ein. An Standort 2 sank die Luftfeuchtigkeit nachmittags nicht unter 35 %.

Auffallend ist, dass sich die unbegrünten Standorte schneller erwärmen als die begrünten Standorte und sich auf einer konstant hohen Temperatur bewegen. Während die begrünten Standorte, bis auf die Ausnahme von Standort 3, immer knapp unter 30 °C lagen, sind die Temperaturen an den unbegrünten Standorten über 30 °C gestiegen. Außerdem fällt noch auf, dass die unbegrünten Standorte, besonders der Standort 1, über den Tag hinweg stärkere Temperaturschwankungen aufweisen als die begrünten bis mäßig begrünten Standorte. Bei der Luftfeuchtigkeit fällt auf, dass der unbegrünte Standort 4 gleich hohe Werte ausweist wie der begrünte und mäßig begrünte Standort 2/3. Der Standort 3 zeigt auffallende Werte. Obwohl er stark begrünt ist, sank die Luftfeuchtigkeit mittags unter 20 %.

Bei Standort 1 wird deutlich, dass die Abnahme der Temperatur direkt mit der Abnahme der Lichtstärke zusammenhängt. Die Messung der UV-Stärke und deren Abnahme zeigte am Vergleichsstandort nur geringe Auswirkungen auf den Temperaturrückgang. Die Abkühlung setzte am 11.06. bei allen Standorten ab etwa 18:30 Uhr ein und setzte sich wie bereits für den Vortag beschrieben in gleichem Maße bis in die Nacht fort. Die Abkühlung korreliert dabei mit der Abnahme der Lichtstärke. Die Abkühlung selber bewegte sich dabei in ähnlichem Rahmen wie am Vortag. Auch hier zeigen unbegrünte Standorte eine deutlich schnellere Abkühlung bei höheren Temperaturen über die Zeit als begrünte Standorte. Alle Standorte verhalten sich in ihrer Abkühlung und den Temperaturen ähnlich wie am Vorabend. Auch die Feuchtewerte liefern dabei ähnliche Ergebnisse. Dieser Trend setzt sich auch in den darauffolgenden Tagen ohne größere Änderungen und ohne Auffälligkeiten in der Abkühlphase fort.

Zusätzlich zu den Standortmessungen wurden am 11.06.2021 Oberflächenmessungen von verschiedenen Oberflächen an zwei verschiedenen Standorten vorgenommen. Dabei wurde sowohl die Lufttemperatur im Schatten als auch Temperaturen begrünter und unbegrünter Oberflächen erfasst. Rund um den Sonnenauf- und -untergang wurde stündlich, sonst alle drei Stunden eine Messung vorgenommen. Es zeigt sich bei beiden Messungen im gesamten Tagesverlauf relativ deutlich, dass der unbegrünte Asphalt im Vergleich zur Lufttemperatur im Schatten immer wärmer war und die höchsten lokalen Temperaturen erreichte. Besonders deutlich zeigte sich der hohe Temperaturunterschied von bis zu 25 °C am Mittag unter starkem Sonneneinfluss. Der Temperaturunterschied zwischen einer begrünten und einer unbegrünten Fassade ist bei einer der Messungen deutlich zu sehen. Es zeigt sich, dass die begrünte Fassade mit bis zu 10 °C Unterschied deutlich kühler bleibt als die unbegrünte Fassade. Bei der anderen Messung ist im Tagesverlauf kein großer Unterschied zwischen begrünter und unbegrünter Fassade auszumachen. Die Temperaturen lagen bei beiden Fassadenoberflächen im Tagesverlauf entweder über der Lufttemperatur im Schatten oder waren in etwa gleich. Die Wiese war bei beiden Messungen im Tagesverlauf überwiegend die kühlste Oberfläche und lag zumeist mit bis zu 5 °C Unterschied auch unter der Lufttemperatur im Schatten (vgl. Abb.13, Abb. 14).

Gesamtaussagen

Die Luftfeuchtigkeit verhält sich an allen Standorten im Bezug auf die Temperatur ähnlich. Sobald die Temperatur steigt, ist die Luftfeuchte relativ niedrig und sobald die Temperatur sinkt, ist die Luftfeuchte relativ hoch.
Bei Standort 1 wird deutlich, dass die Abnahme der Temperatur direkt mit der Abnahme der Lichtstärke zusammenhängt. Die Messung der UV-Stärke und deren Abnahme zeigte am Vergleichsstandort nur geringe Auswirkungen auf den Temperaturrückgang.

Diskussion

In diesem Teil werden die wichtigsten vorher festgestellten Ergebnisse nochmals aufgegriffen und diskutiert. Die Beschreibung des Diskussionsteils wird analog zu dem Ergebnisteil gegliedert. Es wird hierbei zwischen den Phasen der Abkühlung, Erwärmung und Hochtemperatur unterschieden. Die Betrachtung der Oberflächenmessungen wird in die Gesamtbetrachtung integriert.

Abkühlung

Die deutlich schnellere Abkühlung der unbegrünten Standorte in den frühen Abendstunden ist mit dem Absorptionsvermögen von Oberflächen zu erklären. Versiegelte Oberflächen absorbieren, im Gegensatz zu begrünten Oberflächen, mehr Wärme und geben diese schneller wieder ab (Schöpf 1978: 131-151).

Die wärmeren Temperaturen der Standorte 2 und 4 am Abend gegen 23:00 Uhr sind im Vergleich zu den anderen Standorten durch die gegebene Innenhofsituation zu erklären. Dabei bewirkt der eng bebaute Innenhof eine Rückkopplung der abgestrahlten Wärme (GEO-NET 2017a: 3f). Bei den anderen Standorten kann die Wärme durch die offenere Bebauung schneller entweichen (GEO-Net 2017b: 30).

Die niedrigsten Temperaturen dieser Nacht treten hierbei zu unterschiedlichen Zeiten auf. Gerade die Standorte 1 und 3 haben hierbei ihre Tiefstwerte bereits kurz nach 3:00 Uhr. Die Abkühlung der restlichen Standorte zieht sich dabei noch bis in den frühen Morgen hin. Diese Standorte haben ihre Tiefstwerte erst ab 5:00 Uhr morgens erreicht. Dies kann man unter anderem auch durch die Innenhofsituation erklären. Die versiegelten Oberflächen kühlen sich, nach einer schnellen Abkühlung am Abend, in den frühen Morgenstunden langsamer ab. In den Siedlungsflächen ist die nächtliche Abkühlung, vor allem durch die wärmespeichernden Materialen, deutlich geringer (GEO-NET 2017a: 19).

Klar zu erkennen ist, dass nur die stark begrünten Standorte (Standort 3 und Vergleichsstandort) ihren Taupunkt nahezu bis ganz erreichen. Dies ist durch die Feuchtigkeit in der Vegetation zu erklären. Dabei kommt es zum Effekt der Evapotranspiration (Pfoser et al. 2013: 112). Die hohe Luftfeuchtigkeit am unbegrünten Standort 4 ist durch die Nähe zum Palmengarten zu erklären.

Erwärmung

Bei den Standorten 2 und 4 und am Vergleichsstandort fand über den Morgen hinweg eine relativ konstante Erwärmung statt. Dagegen ist bei den Standorten 1 und 3 eine relativ konstante Erwärmung nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt zu erkennen. Danach erwärmen sie sich rapide. Die Erwärmung liegt an der direkten Sonneneinstrahlung (GEO-Net 2017a: 33).

Die Feuchte nimmt über alle Standorte hinweg während der Erwärmungsphase ab, weil Luftfeuchte und Temperatur in direktem Zusammenhang stehen. Je wärmer es wird, desto mehr Wasserdampf kann die Luft aufnehmen (TFA o.J.: o.S.).

Hochtemperaturphase

Zur Mittagszeit konnten die stärksten Temperaturschwankungen an den Standorten 1, 3 und 4 gemessen werden. Dagegen kam es bei Standort 2 und dem Vergleichsstandort kaum zu Schwankungen. Ebenso wie die besonders hohe Temperatur von um die 45 °C am Standort 3 lässt sich dies durch unterschiedliche Sonneneinstrahlung erklären. Die konstant höchste Temperatur über die Mittagszeit konnte am Standort 1 mit um die 35 °C bis 40 °C gemessen werden. Aus den durchgeführten Oberflächenmessungen wird deutlich, dass sich gerade versiegelte Asphaltflächen besonders stark erwärmen. Daraus kann man Rückschlüsse auf die besonders hohen Temperaturen des Standortes 1 schließen, denn dieser ist umgeben von vielen Asphaltflächen. Gleichzeitig ist hier auch die längste Phase der höchsten Tagestemperaturen. Bei Standort 1 dauert diese etwa acht Stunden und bei den anderen Standorten etwa sechs Stunden. Dass am Standort 1 die Hochphase zwei Stunden länger andauert als bei den anderen Standorten, lässt sich durch die enge Bebauung und durch einen hohen Anteil an versiegelten Flächen erklären (GEO-Net: 2017b: 22).

Der konstante Temperaturverlauf bei den begrünten Standorten ist besonders auf den Schattenwurf von Bäumen und die damit reduziertere Sonneneinstrahlung zurückzuführen. Die anderen Standorte sind der wechselnden Sonneneinstrahlung im Laufe des Tages stärker ausgesetzt (GEO-Net 2017b: 22).

Vorschlag für Begrünung

Es bieten sich diverse Arten der Begrünung an. Für die Innenhofsituation und den Rückkopllungseffekt an den Standorten 2 und 4 würde eine Fassadenbegrünung der späten Abkühlung in der Nacht entgegenwirken (vgl.Tab.1 Nr. 7/13). Wenn keine Fassadenbegrünung möglich ist, wäre alternativ eine Dachbegrünung hilfreich (vgl.Tab.1 Nr. 12). Am völlig unbegrünten Standort 1 ist jegliche Art der Begrünung hilfreich, um dem dort vorherrschenden heißen Mikroklima entgegenzuwirken (vgl.Tab.1). Die restlichen Standorte sind unserer Meinung nach ausreichend begrünt.

 
 

Tab.1: Maßnahmenkatalog zur Verbesserung des Stadtklimas (Quelle: GEO-NET 2017 Teil B: 32f.)

Fazit

Im Zuge des Klimawandels wird sich das Problem der städtischen Wärmeinsel voraussichtlich weiter verstärken. Die Messungen haben gezeigt, dass Begrünung sämtlicher Art sich durchaus positiv auf Mikroklimate auswirken kann und somit dem Problem der städtischen Wärmeinsel zumindest teilweise entgegenwirken kann.

Literatur

HLNUG (=Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie.) Fachzentrum Klimawandel und Anpassung (2018) [Hrsg.]: Klimawandel in Hessen. Städte im Klimawandel; Reihe „Klimawandel in Hessen“; Wiesbaden (HLNUG).<https://www.hlnug.de/fileadmin/dokumente/klima/Klimawandel_in_Staedten.pdf>

Pfoser, N., N. Jenner, J. Henrich, J. Heusinger & S. Weber (2013): Gebäude Begrünung Energie. Potenziale und Wechselwirkungen <https://www.irbnet.de/daten/rswb/13109006683.pdf> (Zugriff: 06.07.2021).

Schöpf, H.-G. (1978): Von Kirchhoff bis Planck. Theorie der Wärmestrahlung in historisch-kritischer Darstellung Reihe Wissenschaft. University of Michigan: Vieweg+Teubner Verlag (digitalisiert: 12.2.2010)

Stadt Osnabrück, hrsg. von GEO-NET (2017a): Konzept zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels der Stadt Osnabrück–Teil A: Stadtklimaanalyse 2017. <https://www.osnabrueck.de/fileadmin/eigene_Dateien/017_GRUEN-UMWELT/KlimaanpassungskonzeptTeilAStadtklimaanalyse.pdf> (Zugriff am: 06.07.2021).

Stadt Osnabrück, hrsg. von GEO-NET (2017b): Konzept zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels der Stadt Osnabrück–Teil B: Klimaanpassungsstrategie <https://www.osnabrueck.de/fileadmin/eigene_Dateien/017_GRUEN-UMWEL /KlimaanpassungskonzeptTeilBKlimaanpassungsstra.pdf.> (Zugriff: 06.07.2021).

TFA o.J.: Luftfeuchtigkeit. <https://www.tfa-dostmann.de/luftfeuchtigkeit/> (Zugriff: 06.07.2021)

Abbildungsquellen:

Titelbild: URL <https://www.frankfurt-greencity.de/de/start-unterseiten/auf-dem-weg-zur-green-city-frankfurt/>

Abb.1: URL <https://www.dwd.de/DE/forschung/klima_umwelt/klimawirk/stadtpl/projekt_warmeinseln/projekt_waermeinseln_node.html>

Tabellenquellen:

Tab.1: Stadt Osnabrück, hrsg. von Geo-NET (2017b): Konzept zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels der Stadt Osnabrück–Teil B: Klimaanpassungsstrategie <https://www.osnabrueck.de/fileadmin/eigene_Dateien/017_GRUENE-UMWELT/KlimaanpassungskonzeptTeilBKlimaanpassungsstra.pdf.> (Zugriff: 06.07.2021).

Autor*innen

Florian Reiser
Felix Scheidler
Nicolai Schuck

Kontakte

florian.reiser@stud.uni-frankfurt.de
s8892031@stud.uni-frankfurt.de
s5280979@stud.uni-frankfurt.de