Blog-Probleme und die #rp12

von Andrea Jonjic

Auch wir waren bei der re:publica in Berlin, die vom 2-4 Mai stattfand. Das Themenspektrum war breit gefächert, es ging um Urheberrechte, Netzneutralität, safe spaces (caring spaces) für Aktivisten, aber auch Trolle, Spam und Hackerbrause. Fotos kann man sich hier ansehen, in den nächsten Tagen sollen auch Videos von vielen der über 200 Vorträge hier online gestellt werden. Besonders spannend für uns war das Panel "Wissenschaftliches Bloggen in Deutschland". Verschiedenste Blog-Formate wurden dort vorgestellt und es wurde diskutiert, was die Probleme der deutschen "Blogosphäre" sind. Wir merkten: Wir sind nicht allein.

Grundsätzlich: Man kann kaum von einer wissenschaftlichen Blogosphäre in Deutschland sprechen. Es gibt sehr wenige bekannte Wissenschaftsblogs, die Vernetzung miteinander funktioniert ebenfalls nicht besonders gut. Das wurde bei einer Vorstellungsrunde im Panel klar: Viele der vorgestellten Blogs hatten interessante Konzepte und Ideen - ich hatte jedoch niemals von ihnen gehört/ gelesen, o.ä.

Gelobt wird zwar die amerikanische wissenschaftliche Bloglandschaft, gleichzeitig stellt sich aber auch einigen die Frage (und verschreckt gewiss andere), ob Bloggen, gerade für junge Wissenschaftler, der Karriere schaden könnte, quasi "Der bloggt? Der scheint zu viel Freizeit zu haben. Der sollte sich lieber mehr mit Wissenschaft beschäftigen" (Florian Freistetter).

Im Panel (hier die Slides) ging es jedoch eher um die Probleme beim Bloggen, um die Frage, wie man Blogs kategorisieren könnte und welche Vorteile sie WissenschaftlerInnen bieten. Grob eingeteilt wurde zwischen Fach-, Feuilleton-, Institutions- und ServiceBlogs, ergänzt durch Blogportale sowie die von Lars Fischer eingeführte Kategorie "Erklärbärblog". Blogbeispiele für die genannten Kategorien hat Kathrin Womser zusammengestellt.

Die anwesenden BloggerInnen und WissenschaftlerInnen waren sich in vielen Dingen einig: Dass der Einstieg ins Bloggen nicht leicht ist, weil er eine Lockerheit erfordert, die im wissenschaftlichen Betrieb neu ist. Dass es vorwiegend um Vernetzung mit der Community, nicht um möglichst große Reichweite geht. Dass Blogs eine Interdisziplinarität ermöglichen, die bisher kaum genutzt wird. Dass Blogs die Vereinsamung von Nischenforschung verhindern können. Und vor allem, dass sie keineswegs der wissenschaftlichen Karriere schaden.

Trotz breiten Konsenses ist vielen (und ich schließe uns da nicht aus) noch nicht klar, wie die Vernetzung vorangetrieben werden könnte. Daher kam der Hinweis von Thorsten Thiel auf eine eingeschlafene Mailingsliste für wissenschaftliche BloggerInnen sehr gut an. Auch die Anerkennung für Blogs wurde als nicht angemessen empfunden, sie werden oftmals als Freizeitbeschäftigung abgetan und im wissenschaftlichen Diskurs nicht berücksichtigt und ernst genommen.

Die versammelten WissenschaftlerInnen der re:publica waren sich jedenfalls einig: Wissenschaft und Social Media sind kompatibel. Thorsten Thiel merkte noch an: Wissenschaftliches Bloggen in Deutschland sei zu humorlos.

6 Kommentare

  1. gerade gelauscht. grundlegender, interessanter radio-beitrag zum thema wissenschaftsblogs: http://bit.ly/Jhqljr

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