Angeregt durch den Halbzeit-Beitrag von Joachim Wedekind und den Diskussionstrang (Social Media für Lehr- und Lernprozesse – die falsche Frage?) den Karlheinz Pape initiert hat, würde ich gern hier die Kurzform meines Kommentars aus Wedekinds Blog hier nochmals posten, und damit noch stärker den Aspekt aufgreifen, der uns über das WIE jenseits der technischen Möglichkeiten jenseits der Medien zurück auf die Lernformen und Methoden bringt: WIE wir Unterricht, Lehr-/Lernszenarien gestalten.
Mir scheinen da vor allem in der Erwachsenenbildung Offenheit für neue, teilnehmerzentrierte Lehr/Lernformen zu liegen (nicht im Sinne des Wünschenswerten, sondern im Sinne des Realisierbaren) im Vergleich zu Hochschule und Schule (und freue mich hier- auch gerne und vor allem über andere Erfahrungen im Rahmen von Kommentaren und Diskussionsbeiträgen).
Nicht, dass ich sie in der Hochschule und Schule nicht wünsche und den Bedarf nicht sehe, ganz im Gegenteil, nur scheint es sich meiner Erfahrung nach zur Zeit leichter in der Erwachsenenbildung realisieren zu lassen, wo auch bei den Teilnehmenden Offenheit für neue Lernformen existiert, nicht zuletzt auch aufgrund eines meiner Erfahrung nach leichter herstellbaren Interesses am Peer, am Mitlernenden, oftmals der freieren Themenwahl und eine leichtere Herstellbarkeit von direkten Bezügen zur Alltags-/Berufs- und Lebenspraxis – auch wenn das natürlich nicht gilt, wenn die Teilnehmenden von Chef geschickt wurden und keine Motivation haben, wie Daniel Spielmann in seinem Kommantar in Papes Blog schreibt).
In der Hochschullehre erleben wir oft zeitrationale Studierende im Sinne von „Was muss ich für einen Credit tun?“ (vgl. auch Rolf Schulmeister: „Studieren als Schnäppchenjagd – Die Lehre vom ‚guten Schnitt’“) Und das ist ja auch gut so, es ist eine Kompetenz, die später oder gleichzeitig in der Arbeitswelt von Ihnen verlangt werden. Eine These (die ich auch in der Session mit Schulmeister vertrat): so lange unser Belohnungssystem so ausgerichtet ist, „lohnen“ sich andere Lernformen mit hoher Vernetzung für Studierende nicht (außer es gelingt, sie zu inspirieren und zu begeistern und die Studierenden jenseits der Workload-Kalkulation zu motivieren)
Vorgestern hielt ich einen Vortrag vor LehrerInnen, Unternehmern und Dozierenden aus der Erwachsenenbildung. Einer der letzteren sagte, dass es doch in den Schulen und Unis kaum noch Frontalunterricht gäbe. Worauf die anderen, meist LehrerInnen, ganz überrascht waren, dies bestritten und bestätigten, dass dies doch doch noch die häufigste Unterrichtsform sei.
Hier in Hessen sehe ich zugleich viele Ansätze für selbstorganisiertes, selbstgesteuertes Lernen. Ich würde die gerne einladen, die dies umsetzen, hier ihre Erfahrungen einzubringen. Was wir beobachten: Dort wo es stattfindet, sind es Pilotschulen, Pilotprojekte, aber ja, die Schüler und Schülerinnen sind hochgradig motiviert und erleben viel Lernmotivation und –zuwachs, nur ist es da schwierig, wo es eine Insel bleibt und nur eine Lehrperson an einer Schule es umsetzt, während rechts und links herkömmlich, „konsumförderender“ Frontalunterricht stattfindet.
Ich möchte hier jetzt weniger nur einzelne positive Erfahrungsberichte sammeln, die es sicher gibt, sondern vielmehr die Frage stellen: sind neue Lern-/Lehrformen in Schule und Hochschule unbedingt erforderlich? Wenn ja, wieso und wozu? Und zweitens: was bewirkt diese Veränderungsprozesse, wo finden Veränderungen statt und wenn ja, was befördert diese?
Danke Joachim für den positiven Halbzeitimpuls!
4 Responses to Zeit für neue Methoden??