von Christopher Daase und Gabi Schlag
Nachwuchssorgen haben sowohl die soeben zu Ende gegangene Münchner Sicherheitskonferenz wie auch die parallel stattfindende Friedenskonferenz – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
Für die Sicherheitskonferenz gilt dabei, dass es nicht zu wenig, sondern zu viele Interessenten gibt, die darauf hoffen, in den exklusiven Kreis der Teilnehmer aufgenommen oder als Beobachter zugelassen zu werden. Weil aber die alt-gedienten Mitglieder, die zum Teil schon bei den Wehrkundetagungen dabei waren, nicht einfach übergangen werden können – einen Henry Kissinger kann man auch mit über 90 Jahren nicht einfach übergehen – findet eine gewisse Überalterung der Sicherheitskonferenz statt. Nur halb im Spaß sagte Wolfgang Ischinger deshalb im Plenum, er müsse darauf achten, dass das Durchschnittsalter der Teilnehmer unter 80 bleibe. Deshalb wäre die MSC mit der Körber-Stiftung eine Kooperationsvereinbarung eingegangen, jedes Jahr kurz vor der Sicherheitskonferenz eine „Young Leaders Conference“ zu veranstalten, um jungen Nachwuchskräften – neudeutsch: high potentials – aus sicherheitspolitisch relevanten Bereichen (sprich: Parteien, Behörden, Unternehmen, Instituten) die Möglichkeit zu geben, mit den Teilnehmern der Sicherheitskonferenz im kleinen Kreis zu diskutieren. Jan Bittner, der im vorletzten Jahr an der Nachwuchskonferenz teilnahm und jetzt Referent für Außen- und Sicherheitspolitik bei der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag ist, ist immer noch begeistert. Die Möglichkeit mit hochrangigen Entscheidungsträgern zu sprechen sei einmalig und die Netzwerke, die man bilden könne, hätten lange Bestand.
Bewerben kann man sich nicht, man muss vorgeschlagen werden und wird dann von der Körber-Stiftung als „Young Leader“ ausgewählt. Dabei kommen etwa die Hälfte der Teilnehmer aus Deutschland, die andere Hälfte – auf Vorschlag der deutschen Botschaften – aus der ganzen Welt. Auf der Sicherheitskonferenz haben die Jungen übrigens Beobachterstatus und sitzen im ersten Rang.
Auch auf der Friedenskonferenz ist eine gewisse Überalterung sichtbar - obwohl natürlich jeder und jede teilnehmen kann. Hier nähert sich das Durchschnittsalter tatsächlich der von Ischinger für die Sicherheitskonferenz befürchteten Marke an. Renate Grasse von der Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik und diesjährige Beobachterin des Vereins „Sicherheitskonferenz verändern e.V.“, räumt unumwunden ein, dass die Friedensgruppen Nachwuchssorgen haben. Im Gegensatz zur Sicherheitskonferenz, die von Ischinger und seinem „Stab“ organisiert wird, ist die Friedensbewegung eine wesentlich heterogenere Gruppe. Junge Friedensaktivisten nehmen eher an der Demonstration teil, wo das Nebeneinander der unterschiedlichen Generationen am deutlichsten wird. Auffällig ist zudem, dass auf fast allen Veranstaltungen – vielleicht mit Ausnahme der Abendveranstaltung im Goethe-Forum am Freitag – das mittlere Alterssegment der 30-50-Jährigen deutlich unterrepräsentiert ist. Auch auf den workshops, etwa zum Thema „Friedensdienst“, waren erstaunlich wenige junge Teilnehmer_innen erschienen. Dies mag umso mehr verwundern, da gerade hier die +18 Jährigen angesprochen werden sollten.
Die Gründe für eine Überalterung der Friedensbewegung sind wesentlich komplexer als bei der Sicherheitskonferenz: Warum hat der Friedens-Begriff in den letzten 20 Jahren seine mobilisierende Kraft eingebüßt? Sind die jüngeren Generationen etwa vielmehr durch die Anti-AKW und Anti-Rassismus Bewegung politisch sozialisiert worden? Engagieren sich die friedenspolitischen high potentials eher für soziale Gerechtigkeit und eine faire Wirtschaftsordnung, um den Frieden zu gestalten?
Die Sicherheit ist und wird immer mehr ein zwiespältiges Thema bleiben.
Innenpolitisch wird über Veranstaltungsschutz diskutiert und außenpolitisch gibt es immer Konflikte. Alles heikel.