Comeback für WikiLeaks – oder sind die Anderen an der Reihe?

von Philipp Offermann

WikiLeaks kommt zurück! Dies jedenfalls verspricht die Ankündigung einer Pressekonferenz in London am 1. Dezember. Damit wäre die wohl bekannteste Leaking-Plattform wieder in der Lage, die Welt zu verändern (so der bescheidene tweet heute morgen zum Jahrestag der cablegate-Veröffentlichungen):

wikileaks-tweet

Nebenbei erklärt die Organisation dabei den SSL-Verschlüsselungs-Standard für überholt.Tatsächlich gibt es starke Zweifel an dieser weit verbreiteten Technik – doch dürfte diese markige Aussage vor allem dem Verlust des alten Systems zur anonymen Einreichung zu verdanken sein, welches mit Daniel Domscheit-Berg im letzten Jahr das Projekt verließ.

Doch wer verändert eigentlich in Abwesenheit von WikiLeaks die Welt? Besagter Domscheit-Berg versprach bald eine neue, bessere Welt Plattform namens OpenLeaks, deren vorläufige Prominenz sich vor allem aus dem narzistischen Kleinkrieg mit Julian Assange speiste - geblieben sind eine handvoll Leute, die es gut meinen ("a well-intentioned bunch of people" laut Selbstbeschreibung) und Fortschritt irgendwann in 2012.

Statt großer Männer, die Gutes tun, wird die entstandene Lücke offensichtlich von special interest-Portalen gefüllt, wie etwa UniLeaks. Die konnten immerhin rassistisches Profiling durch den Uni-Sicherheitsdienst in Nottingham aufdecken - und kommen dabei ohne Sprecher aus: "Unileaks primary concern is the information that we publish and does not seek any form of representation". Das lässt hoffen. Ist De-Zentralisierung also der Weg für Leaking-Plattformen?

4 Kommentare

  1. Naja, Aktionen wie BEAST haben gezeigt, dass SSL/TLS sicher nicht das non plus ultra ist. Aber WL hat ja auch anderweitig verschlüsselt, bspw mit TOR. Problem ist wohl wirklich eher, da gebe ich dir Recht, der Architekt, den DDB mitgenommen hat. Man darf gespannt sein auf die neuen Pläne…
    Um DDB ist es wirklich bemerkenswert ruhig geworden, vllt hat ihm der Krach mit dem CCC zu sehr zugesetzt..?
    Das Auftreten vieler kleinerer, regionaler oder sehr themenspezifischer Leaking Plattformen wie BayernLeaks, RuLeaks, Murdoch Leaks, Green Leaks, Hackerleaks …. mit teilweise sehr interessanten (wenn auch meist nicht breit diskutierten) Veröffentlichungen, spricht jedenfalls für eine De-Zentralisierung des Leaking. Aber das war es ja, was Assange und DDB angestrebt haben: Eine Kultur des Leakens zu fördern. Vielleicht sind wir auf dem Weg dorthin.. und für die großen, spektakulären Leaks kommt ja nun WikiLeaks 2.0 🙂

    • Hallo wlhum, und danke für deinen Kommentar. Tatsächlich könnte argumentiert werden, dass die großen Männer nun die Pionierarbeit getan haben und viele kleinere Plattformen spezifischere Mißstände aufdecken. Dass diese dann keine solch breite Öffentlichkeit entfalten wie cablegate, liegt in der Natur der Sache und ist schlecht für narzistische große Männer, aber vielleicht ganz gut für den aufgedeckten Mißstand, oder?

      • Ehrlich gesagt habe ich von keiner dieser Plattformen etwas spannendes gehört in der letzten Zeit. Wenn deren Leaks ihre spezifischen Zielgruppen aber erreichen, dann erfüllen sie wohl ihren Zweck. Bei WL konzentrierte sich die öffentliche Debatte ja fast ausschließlich auf die Plattform selbst und auf Assange. Dies liegt natürlich auch daran, dass es die erste Leaking-Plattform war, die mit einem so starken Weltverbesserung-durch-Transparenz-Wunsch auftrat; Cryptome, die erste Enthüllungsplattform, die es seit 1996 soweit ich weiß gibt, trat zumindest in den letzten Jahren nicht so öffentlichkeitswirksam auf wie es bei WL der Fall war.
        Trotzdem frage ich mich vor allem, wie die Akzeptanz der kleineren Plattformen ist. Nachdem ja scheinbar eher Einigkeit darüber herrscht, dass völlige Transparenz nicht wünschenswert ist, bleibt die Frage.. was darf geheim sein und was nicht? Welche Rechtfertigungsmechanismen muss oder soll es geben, auf welcher Ebene setzt man an?
        Was ändert sich auf regionaler Ebene, wenn eine Leaking-Plattform dort an Whistleblower herantritt und anonymes (…) Leaken verspricht? Das wäre auch sehr viel leichter zu beobachten als im Falle von WL und möglichen Auswirkungen auf internationale Diplomatie..

  2. Hallo, und danke erstmal für dieses interessante Projekt! Zu den verschiedenen Plattformen nur so viel: Es ist gut, dass es globale WikiLeaks o.ä.-Enthüllungen gegeben hat und hoffentlich bald wieder geben wird. Und kleinere Plattformen, die im Kleinen ihre whistleblower bedienen, sind auch gut. Es sind einfach unterschiedliche Dinge. Ich finde es auch unangemessen, so auf den Menschen rumzuhacken, die sich für Transparenz einsetzen – wir verdanken diesen Leuten sehr viel!!!

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