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von Daniel H. Heinke

Deutschland steht angesichts der seit rund sechs Wochen massiv angestiegenen Zahlen von Flüchtlingen insbesondere aus Krisengebieten des Nahen und Mittleren Ostens vor einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen der Nachkriegsgeschichte. Je nach Quelle werden alleine in diesem Jahr rund 800.000 Flüchtlinge (die derzeitige Prognose des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge), bis zu einer Million (Bundesminister Sigmar Gabriel) oder auch 1,5 Millionen Zuwanderer erwartet. Ein sehr großer Anteil dieser Menschen wird vermutlich als asylberechtigt anerkannt werden. Und da ein weit überproportional hoher Anteil dieser Flüchtlinge alleinreisend war, ist damit zu rechnen, dass im Laufe der nächsten Jahre eine mutmaßlich noch größere Anzahl von Familienangehörigen nachziehen wird. Deutschland muss sich also perspektivisch auf mehrere Millionen neue Einwohner einstellen.

Dieser journalistische Gastbeitrag ist der fünfte Artikel unseres Blogfokus zu Flucht und Migration. Weitere Informationen gibt es hier.

von Heribert Prantl

Migration ist eine Tatsache in einer Welt, in der Kriege und Globalisierung massenhaft Lebensräume zerstören. Natürlich darf man die Zerstörungen und Verwüstungen nicht als gottgegeben hinnehmen. Im Irak etwa ist ja nicht der liebe Gott einmarschiert, sondern die Amerikaner haben das getan. Natürlich muss man schauen, wie man wieder zu erträglichen Zuständen in Syrien kommt, natürlich muss man alles tun, um Fluchtländer wieder zu Ländern zu machen, in denen Menschen leben können. Man muss etwas tun gegen die Fluchtursachen, auch wenn das sehr schwer ist. Im Fall Syrien heißt das, dass man auch mit Assad reden muss.

Forschungsethische Reflektionen zu Möglichkeiten, Risiken und Limitierungen

Dies ist der vierte Artikel unseres Blogfokus zu Flucht und Migration. Weitere Informationen gibt es hier.

von Ulrike Krause

Seit einigen Jahren ist ein Anstieg von Feldforschungsprojekten in den Sozialwissenschaften in Deutschland zu verzeichnen. Doch wie finden solche Projekte statt? Werden Flüchtlinge zu reinen Gegenständen der Untersuchungen oder können sie in der Forschung involviert werden?

Dies ist der dritte Artikel unseres Blogfokus zu Flucht und Migration. Weitere Informationen gibt es hier.

von Ellen Kollender und Janne Grote

Die vehemente Verurteilung der verbalen und gewaltvollen Übergriffe auf Geflüchtete, die zivilgesellschaftliche Solidarität, mit der Geflüchtete an Bahnhöfen, in Vereinen und Nachbarschaften Willkommen geheißen werden, die kleinen und großen Gesten privater Flüchtlingshilfe – all dies sind wichtige Signale gegen rassistische Hetze und Abschreckungspolitik. Der Flüchtlingshilfediskurs bleibt dennoch ambivalent und lässt sich aktuell an mindestens drei Fragen diskutieren:

Wann verfehlen Positionierungen ‘gegen Rechts’ das Ziel, rassistische Verhältnisse in der Gesellschaft aufzubrechen? Wann läuft das private Engagement im Flüchtlingsbereich Gefahr, politisches Handeln zu ersetzen? Und welche Schwierigkeiten gehen mit der Konjunktur des ‘Helfer-Wirs’ einher? Eine Gratwanderung.

Dies ist der zweite Artikel unseres Blogfokus zu Flucht und Migration. Weitere Informationen gibt es hier.

von Sybille De La Rosa

In den medialen Auftritten von PolitikerInnen dominieren Darstellungen der Flüchtlinge als Probleme. Gleichzeitig lassen sich in den Medien Bemühungen beobachten, die darauf abzielen, die Flüchtlinge nicht als Problem – welcher Art auch immer, sondern als die Lösung für bestimmte Probleme zu verstehen. Beides ist problematisch und ersetzt nicht einen öffentlichen Diskurs über die Frage, ob unser Verständnis von Demokratie und Selbstbestimmung möglicherweise überholt ist und nach einer Neuauflage verlangt, welche das Verhältnis zwischen dem Selbstbestimmungsrecht von Nationalstaaten und den (Menschen-)Rechten von Personen neu bestimmt.

This is the first article in our series on refugees. For more information on the series, please click here.

by Gurminder K Bhambra, University of Warwick

Attempts to address the current crisis often seek to make distinctions between ‘refugees’ and ‘migrants’ and between refugees / migrants and citizens. But, I suggest, these distinctions are part of the problem. Part of the solution is to rethink our histories of ‘national states’ – and the rights and claims they enable – through a ‘connected sociologies’ approach that acknowledges the shared histories that bring states and colonies together.

The crisis – or tragedy – currently playing out on, and within, the borders of Europe cannot have escaped anyone’s attention. Especially not after pictures of the body of the 3 year old Syrian boy, Alan Kurdi, circulated around the world. Equally shocking, although in a different way, were the images of refugees being taken, without their knowledge, to camps on trains in Hungary. The crisis is not new, but is newly gaining traction within European news media and wider political and public opinion. It is confused with ongoing debates on immigration, the free movement of people within the EU, and the nature of our obligations within international refugee law. While these are distinct issues, they are also, as I will go on to suggest in conclusion, profoundly connected through our shared histories of colonialism and neo-colonialism.

von Susann Pham Thi

Vor knapp zwei Wochen riss das Bangkok-Attentat am Erawan-Schrein 22 Menschen in den Tod und versetzte Thailands Hauptstadt in einen Schockzustand. Nach offiziellen Medien-Informationen vermuten Analysten ein Netzwerk hinter dem Anschlag. Diese Spekulationen konzentrieren sich besonders auf Regierungsgegner der sogenannten „Gelbhemden“ und „Rothemden“ oder muslimische Minderheiten.

Zu anfangs stellte sich auch die Frage nach einer Verbindung zu internationalen Terrornetzwerken, wie dem IS, allerdings wurde dies von der thailändischen Polizeibehörde wenige Tage nach den Bombardierungen ausgeschlossen. Um der Frage nach den Tätern und der Verantwortlichkeit der Regierung gezielter nachgehen zu können, ist eine Einordnung in den Kontext oppositioneller Bewegungen unerlässlich.

von Daniel H. Heinke

Durch das entschlossene und überaus mutige Eingreifen mehrerer Passagiere konnte am 21. August 2015 an Bord des Thalys-Schnellzuges von Amsterdam nach Paris ein mutmaßlich jihadistisch motivierter Attentäter daran gehindert werden, zahlreiche Menschen zu ermorden. Wäre der Täter nicht gehindert worden, hätte er, bewaffnet mit einem Sturmgewehr, einer Pistole und einem Messer, dutzende Opfer finden können.

Es ist wenige Tage nach der Tat trotz der bereits bekannt gewordenen Informationen natürlich noch zu früh, um bereits eine detaillierte Analyse der konkreten Tatumstände und des Attentäters vorzunehmen. Die Berichterstattung der vergangenen Tage verdient es aber, einen speziellen Aspekt zu beleuchten:

In zahlreichen Beiträgen zu dem verhinderten Anschlag wurde darüber spekuliert, ob es sich bei dem Attentäter um ein Mitglied einer terroristischen Gruppierung oder um einen so genannten „einsamen Wolf („lone wolf“) gehandelt habe. So sehr es für die Aufklärung dieses Falles und auch für weitergehende Ermittlungsmaßnahmen der Sicherheitsbehörden von Bedeutung ist, ob der Attentäter Komplizen oder zumindest Mitwisser hatte, so sehr verkennt diese nur scheinbare Dichotomie in der Außendarstellung jedoch die im Rahmen der jihadistisch-islamistischen Radikalisierung wirksam werden Mechanismen, worauf erfreulicher Weise Peter Neumann vom ICSR, King’s College London, ebenso wie der britische Journalist Jason Burke hingewiesen haben.

von Lisa Bogerts

Vielen hängt das Thema „Grexit“ schon zum Hals heraus. Seit dem ersten Hilfspaket 2010 kehrt es wellenartig in der Berichterstattung wieder, seit Wochen ist es das Top-Thema in den deutschen Medien. Ein Abstumpfen gegenüber dem politischen Gerangel sollte aber nicht dazu führen, dass unser kritischer Blick dafür schwindet, wie „Deutschland“ auf die Krise reagiert – sowohl außen- und finanzpolitisch als auch medial.

von Max Hoffmann

Auch wenn seit George W. Bushs “War on Terror” die Bekämpfung von Terrorismus nicht mehr ohne fragwürdigen Beigeschmack mit dem Begriff des “Krieges” bezeichnet werden kann, erlebt eine derartige Rhetorik zusammen mit dem Aufstieg des Islamischen Staates ein neues Revival. Während zunächst Papst Franziskus von einem “Dritten Weltkrieg” sprach, assistierten nach den jüngsten Anschlägen in Frankreich und Sousse auch deutsche Medien bei der Konstruktion solch umfassender Bedrohungsszenarien. Selbst der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, sieht mittlerweile einen “terroristischen Weltkrieg” ausgebrochen. Lässt man einmal die zahlreichen Gründe beiseite, warum eine derartige Bezeichnung im besten Fall falsch und im schlimmsten Fall kontraproduktiv ist 1, so kann man derlei Aussagen als Ausdruck einer Gefahrenwahrnehmung interpretieren, aus der nicht zuletzt eine gefühlte Hilflosigkeit angesichts der terroristischen Bedrohung von immer mehr Lebensbereichen spricht. Auf Flugreisen, auf dem Weg zur Arbeit, bei der Arbeit, bei Sportveranstaltungen: die Orte gefühlter Sicherheit werden zunehmend weniger. Und nun ist selbst ein Strandurlaub nicht mehr frei vom Risiko, einen gewaltsamen Tod zu sterben. In der Totalität eines beschworenen Weltkriegsbildes spiegelt sich die Angst vor der omnipräsenten Bedrohung angesichts zunehmend schwindender Rückzugsorte. Wichtig ist nicht mehr allein die Zahl der Opfer, sondern immer mehr auch die Lokalität ihres Todes. Wo muss ich überall damit rechnen getötet zu werden? Raum, in Gestalt unterschiedlich konnotierter Orte, und Gewalt sind in der psychologischen Wirkung von Terrorismus nicht voneinander zu trennen. Vor dem Hintergrund des Raumes verdeutlicht der Anschlag im tunesischen Ferienort Sousse par excellence die beabsichtigte Wirkungslogik von Terrorismus und zeigt darüber hinaus einige Besonderheiten von Anschlägen in Touristengebieten. Der Urlaubsort als Anschlagsort bietet drei Dimensionen an, in denen Terrorismus potentiell wirkungsmächtig wird.

von Lisa Bogerts

Stellen wir uns vor, SozialwissenschaftlerInnen würden öfter ihre Komfortzone verlassen und sich in Feldexperimente begeben, anstatt vor Rechnern zu hocken und über ferne Wirklichkeiten zu rätseln und zu urteilen. Der G7-Gipfel im oberbayerischen Elmau bot Leuten, die sich mit (innerer) Sicherheit, Macht und Protest auseinandersetzen dazu eine hervorragende Möglichkeit. Die hier interviewte Politikwissenschaftlerin nahm an den Protesten teil. Da sie aufgrund eines eventuell drohenden Strafverfahrens um ihre eigene Sicherheit fürchtet – die ihres Rufs und ihrer zukünftigen Arbeitsverträge – möchte sie anonym bleiben.

by Hakim Khatib

Religion in the Middle East seems to define allies and enemies inside and outside the political borders. On the one hand, Shiite Iran is allies with the Iraqi government, the Houthi rebels in Yemen, Hezbollah in Lebanon, revolutionary forces in Bahrain and the Syrian regime. On the other hand, Sunni Saudi Arabia and other Gulf States, Egypt, Turkey and Sunni elements in the region form an alliance against what they call the expansion of the Iranian influence. There is an unmistaken pattern of alliance in the Middle East, in which states, monarchies and forces seem to define their allies and enemies based on sectarian dimensions, and by which we witness a minority oppressing a majority when it is possible and vice versa across the Middle East including Israel.

Devisions in the Middle East are relatively based on sectarian dimensions, yet the political rifts among contesting actors are not quite religious. What fuels the sectarian divide in the Middle East is not per se religion, it is rather the prevalent authoritarian form of governance and the concentration of power in the hands of a few in each Middle Eastern country. Ideology, a transcendent religion in this case, proves to be useful for the already contesting parties to mobilise the people, legitimate and consolidate power and influence and eliminate any political opponents.

von Daniel H. Heinke

Der Innensenator der Freien Hansestadt Bremen, Ulrich Mäurer, hat die Forderung nach einer Nationalen Präventionsstrategie gegen gewaltbereiten Extremismus erhoben. Ziel dieser Initiative ist es, durch eine effektive Verknüpfung aller beteiligten staatlichen Akteure in diesem Feld eine größtmögliche Wirkung von Präventions- und Deradikalisierungsmaßnahmen zu erreichen. Sein Vorstoß wird einer der zentralen, sicherlich aber auch der kontroversen Beratungspunkte der nächsten Sitzung der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder (Innenministerkonferenz – IMK) Ende Juni sein.

by Florian Grunert

cyberpeace-beitrag-klein

Part VIII of our series on cyberpeace
Cyberpeace-Logo Taube ‘digital’: CC BY-SA 3.0 mit Nennung “Sanne Grabisch ideal.istik.de für die Cyberpeace-Kampagne des FIfF cyberpeace.fiff.de

The prefix cyber, prepended onto terms like war, peace, security, and so on, results in interesting word combinations which we construct with our spoken language. Many scholars, from political to social science, have discussed the terms and the semantics of it in order to understand the problem and to create some scientific value out of it. But this article will not be another endless discussion on whether cyberfoo exists [1] somewhere in any computer network at the moment or not.

The careful reader has seen that the title of this article has something to do with language – but not only with our spoken languages. What I want to discuss is a theoretical aspect of defense research regarding the inherent insecurity of computer languages and their usage in today’s computers, which are programmed by human beings (most of the time). This article is an offer and maybe a response to the article How to Abolish Cyberwar by Dr. Miriam Dunn Calvelty.

by Hakim Khatib

Practicing politics within religious frameworks is more likely to increase states’ fragility. While employing religious references in political discourses could foster positive outcomes such as avoiding dangerous eruptions of violence under authoritarian regimes, it could also increase the space for political and religious elites to instrumentalise religion for their own interests. Such patterns of instrumentalisation are more common in the Middle East; especially the dominant religion in the region is Islam, which enjoys a decentralised mode of function.

Political Instrumentalisation of Islam means ‘Islam’ serves as a means of pursuing a political aim or relating to Islam’s function as a means to a political end. Like the Marxist theory views the state and social organisations as tools taken advantage of by the ruling class or by individuals in their own interests, Islam seems to function as a tool exploited by the powerful elites or individuals in their own interests.

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