Das Internet bietet viele Möglichkeiten des Trackings. Damit meine ich nicht Cookies, sondern persönliche Dinge, wie Schlaf, Periode, Wasser trinken oder Sport. Manche Apps sind speziell dafür entwickelt, dass man solche Dinge täglich eintragen kann, und stellen diese vielleicht sogar in einem hübschen Diagramm dar. Es gibt auch Internetseiten, die einem helfen können, den eigenen Fortschritt festzuhalten. Da ich hier übers Lesen schreibe, möchte ich kurz erwähnen, dass die häufigste Form des “Festhaltens des Lesefortschritts” Seiten wie Goodreads und Lovelybooks sind. Diese sind Informationsseiten zu Büchern und Autoren, die sehr communitybasiert sind.
Aber viele greifen trotz dieser ganzen digitalen Möglichkeiten immer noch gerne zu Stift und Papier, um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Ein Journal, ganz gleich für welche Zwecke es benutzt wird, ist eigentlich nur ein Notizbuch. Ob liniert, kariert, punktiert oder blank. Man kann ein Journal nach Lust und Laune gestalten, Farben nutzen oder ähnlich wie beim Scrapbooking auch mit anderen Materialien arbeiten. Ein ganz persönliches Notizbuch für den ganz persönlichen Zweck.
Ich führe schon seit einer Weile Journals, habe versucht eines für die Uni zu führen, eines für die Arbeit und auch privat mit diversen Mood- und Fitnesstrackern experimentiert Jedoch bin ich immer wieder daran gescheitert, regelmäßige Einträge zu machen (vielleicht war es zeitlich auch einfach zu aufwendig 😉 ).
Aber dennoch liebe ich die Arbeit im Journal. Ich sammle gerne Stifte und hübsches Papier, Craft Paper oder Washitapes, um meinen kleinen Zeichnungen und Schriften etwas Leben zu verleihen. Da es individuell gestaltet werden kann, nutze ich wenig Farben. Manchmal ein paar Akzentfarben, meistens verhält es sich jedoch wie die Tattoos auf meiner Haut: einfach in Schwarz gehalten.
Gegen Ende letzten Jahres habe ich dann eine andere Form des Journalings gefunden: das Reading Journal. Bis zu diesem Punkt hatte ich nie davon gehört und es kam mir irgendwie auch nie in den Sinn, meinen Leseprozess händisch festzuhalten. Aber diese Entdeckung kam mir vor wie ein Geschenk des Himmels. Ich konnte meine Hobbys vereinen und das Beste daran war, dass ich kein Durchhaltevermögen brauchte. Im Internet findet man viele Inspirationen zur Gestaltung, sollte es dabei Schwierigkeiten geben.
Ein Reading Journal dient schließlich dem Aufschreiben, dem Tracken und allerlei anderen kreativen Verarbeitungen der Bücher, die man liest. Das bedeutete für mich, dass ich nicht tagtäglich daran sitzen musste, sondern immer nur dann, wenn ich etwas zu einem Buch notieren wollte.
Das Schöne an Reading Journals ist, dass diese ganz persönlich gestaltet werden können, sofern man keine vorgestalteten Planer kauft. In meinem Reading Journal halte ich fest, an welchen Tagen ich lese (das pflege ich leider nicht so gut, weil es den täglichen Trackern nachkommt und daher viele Lücken aufweist), welche Bücher sich auf meiner TBR (to be read)- Liste befinden und welche Bücher ich in welchem Monat lesen möchte. Darüber hinaus halte ich gerne Gedanken und Gefühle fest, die ich während des Lesens habe, kritzele Symbole und Grafiken, die an das jeweilige Buch erinnern, und bewerte die Bücher auch in einem klassischen 5-Sterne-System.
Das Spannendste an meinem Journal ist aber die Seite, auf der ich alle Daten festhalte. Wie viele Seiten habe ich in jedem Monat gelesen, wie viele Tage habe ich mit Lesen verbracht, wie viele Bücher waren es insgesamt. Ich liebe es zu sehen, wie meine Lesekurve ist, welche Genres mich begeistern, welche Titel ich am schnellsten gelesen habe. Dadurch kann ich mich herausfordern, mehr zu lesen oder mich mal in einem Genre umzusehen, welches ich sonst meide.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht die Einzige bin, die solche Formen der Selbstanalyse spannend findet. Daher kann ich es nur empfehlen, eine Form des Trackings auszuprobieren, und wenn man neben der Liebe für Bücher auch eine Liebe fürs Schreiben oder Zeichnen hat, dass man es mal mit einem Reading Journal versucht. Wie gesagt – man braucht kein Durchhaltevermögen. Schließlich trägt man nur etwas ein, wenn man etwas gelesen hat und wenn man im Monat nur ein Buch schafft, dann verbringt man weniger Zeit mit seinem Journal als bei vier oder mehr Büchern.
Mein Reading Journal dient mir auch als Ideensammlung für meine Schreibprojekte. Wenn mich ein Buch inspiriert, ich Namen entdecke, die ich schön finde, oder die mich auf Ideen bringen, dann notiere ich das ebenfalls gern. Mein Reading Journal ist also wie eine Art Tagebuch, Notizheft und guter Freund. Etwas von Allem und ganz persönlich. Etwas, das bei jedem anders aussehen kann.
Ohne die Vorgaben einer digitalen App lässt sich ein Reading Journal ganz individuell gestalten und den eigenen Ansprüchen anpassen. Trackt oder journalt ihr etwas? Falls ja, erzählt gerne von euren Erfahrungen!