Wie Albert Camus schon sagte: Il n’y a pas de soleil sans ombre et il est essentiel de connaître la nuit – Ohne Schatten gibt es kein Licht, man muss auch die Nacht kennenlernen.
Wenn die Schatten jedoch zu groß werden und das Licht auf sich warten lässt, man in einer Spirale aus negativen Gedanken gefangen ist, ergibt es Sinn, sich mehr auf das Schöne zu fokussieren. Und sei es noch so klein. Dafür habe ich bei der Lektüre verschiedener Ratgeber das Dankbarkeitstagebuch kennengelernt. Am Abend nimmt man sich ein paar Minuten Zeit, um die schönen Erlebnisse des Tages festzuhalten. Dabei geht es nicht darum, das Größte, Beste, Erstaunlichste festzuhalten, sondern die Momente, die die Sinne und Emotionen angesprochen haben. Ein Schmetterling, der sich neben einem im Gras niedergelassen hat. Ein köstliches Eis, das man sich spontan auf dem Heimweg bei der Lieblingseisdiele mitgenommen hat. Das Austauschen eines Lächelns mit einer fremden Person. Der Duft von frischem Gebäck oder Sonnencreme.
Selbstverständlich darf man auch tolle und große Dinge festhalten: Eine Bewerbung, für die man ein positives Feedback erhalten hat, eine gute Zensur für eine Hausarbeit oder Klausur oder eine tolle Party, die man mal wieder in vollen Zügen genießen konnte. All das findet Platz im Dankbarkeitstagebuch.
Mir hat die Idee wirklich gut gefallen, da ich leider sehr oft dazu neige, mich in negativen Gedanken zu verlieren, wenn es mal nicht so gut läuft. Das Erkennen vom Schönen in den kleinen Dingen hatte ich glücklicherweise schon vor vielen Jahren durch meine Therapie wieder erlernt. Das war mir durch den hohen Leistungsdruck und dem stetigen Gefühl, dass alles, was ich mache, nie genug sein wird, gänzlich abhanden gekommen. Durch das Aufschreiben festigen sich die positiven Gedanken aber noch einmal auf einer ganz anderen Ebene und man lenkt die Aufmerksamkeit auch im kompletten Tagesablauf mehr auf die Dinge, die gut sind und für die man dankbar sein darf.
Mir hilft es besonders, am Abend besser einschlafen zu können. Das war schon immer eine meiner größten Hürden, da ich oft trotz großer Erschöpfung nicht genug zur Ruhe kommen konnte, um tatsächlich einschlafen zu können. Das Dankbarkeitstagebuch hilft mir hier, den Abend ganz positiv ausklingen zu lassen, so dass ich viel seltener in alte Gedankenmuster verfalle und mir Vorwürfe mache, was ich über den Tag wieder nicht geschafft habe. Dadurch komme ich zu ein paar Stunden mehr Schlaf, was die Lebensqualität in einem wirklich großen Maße positiv beeinflusst.
Selbstverständlich ist das Dankbarkeitstagebuch kein Allheilmittel und wird niemanden innerhalb von zwei Abenden in ein ganzheitlich positiveres Leben katapultieren. Ein bisschen Ambition braucht es hier und da schon, das Buch halbwegs regelmäßig zu führen. Ich schaffe es auch nicht an jedem Abend, aber es ist für mich an einem gut sichtbaren Platz gelagert, so dass es mir leicht fällt, mich darauf aufmerksam zu machen. Mein Ziel ist es, für jeden Tag drei positive Einträge zu hinterlassen – manchmal sind es jedoch auch weniger Momente, dafür an manchen Tagen aber auch mehr Momente. Wer meine Beiträge kennt: Regeln dürfen bei mir einfach nicht zu streng sein, dann verliere ich die Motivation, da mir die Versagensängste im Nacken sitzen 🙂
Für mich ist mein Tout va bien-Büchlein (also alles wird gut) ein treuer Begleiter geworden. Manchmal stöbere ich auch gerne darin, besonders an Tagen, an denen es nicht so gut läuft. Oder zum Monats- oder Jahresausklang. Da wird einem erst einmal bewusst, wie viel Schönes doch um einen herum passiert. Und was man durch ein Löffelchen mehr Achtsamkeit doch alles für sich mitnehmen kann. Mehr und bewusster schmecken, riechen, fühlen, genießen.
Probier‘ es doch einfach mal aus. Es muss ja kein handschriftliches Büchlein sein, wobei ich Handschriftliches natürlich immer wunderbar finde, sondern man darf natürlich auch die Notizfunktion des Mobiltelefons nutzen. Oder ein Dokument auf dem Computer, auf das man von allen Geräten aus zugreifen kann. Zwischenzeitlich gibt es auch eine große Auswahl an vorgedruckten Büchern, bei denen man seine schönen Momente des Tages eintragen kann, welche man natürlich online oder auch im Buchhandel findet. Ganz, wie es für dich am besten passt. So können wir alle ein bisschen mehr Licht in unserem Leben zulassen, bewusster wahrnehmen und daraus ganz viel positive Energien schöpfen.
Hast du schon einmal von Dankbarkeitstagebüchern gehört, oder vielleicht schon selbst eines geführt? Für was warst du in dieser Woche schon dankbar? Erzähl‘ uns gerne davon, wir freuen uns immer über Kommentare, die mal nicht von Spambots kommen 🙂