Der Winter steht vor der Tür. Draußen wird es kälter und die Sonne geht immer früher unter. Das Jahr 2023 nähert sich langsam seinem Ende. Wer gerne kreativ schreibt, wird aber vielleicht das Problem kennen, trotz vorangeschrittenem Jahr immer noch keine Zeit gefunden zu haben, diese eine Romanidee, die einem jetzt schon seit einer ganzen Weile im Kopf herumgeistert, endlich auf Papier gebracht zu haben.
Dagegen soll der NaNoWriMo – kurz für National Novel Writing Month – helfen. Das Projekt existiert bereits seit 1999 und ist seit 2006 eine Non-Profit-Organisation, die sich ein einfaches, aber auch recht ambitioniertes Ziel gesetzt hat: 50.000 Wörter eines Romans in 30 Tagen schreiben. Täglich steht folglich eine Wortzahl von rund 1.667 Wörtern auf dem Plan. Dafür soll der ganze November reserviert werden und neuen, aber auch schon erfahrenen Schreiber*innen eine Plattform für gegenseitigen Austausch bieten.
Doch wie funktioniert der NaNoWriMo? Eigentlich recht simpel: indem man sich einfach selbst ein Ziel setzt und anfängt zu schreiben. Wie, wo oder welches Genre geschrieben wird, ist dabei einem komplett selbst überlassen. Auch die Sprache, in der geschrieben wird, kann frei gewählt werden. Nicht einmal die 50.000 Wörter sind unbedingt Pflicht. Wer will, kann sich natürlich auch ein ganz individuelles Ziel stecken und diesem im November nachgehen.
Um dem Schreibprojekt beizutreten, kann man nun zwei Wege wählen: Entweder man zählt einfach ganz privat die Wörter, die man am Tag geschrieben hat, mit dem Ziel am Ende 50.000 Wörter zu erreichen. Oder man meldet sich kostenlos über die offizielle Webseite des NaNoWriMos an und verwaltet seine erreichten Ziele über sein Profil. Einen Text muss (und kann) man dabei nicht hochladen, man gibt einfach die Wortzahl an, die man während des Schreibprozesses erreicht hat. Diesen Wert kann man so oft oder selten aktualisieren, wie man möchte. Hier lohnt es sich natürlich, wahrheitsgemäße Angaben zu machen, da man ansonsten die Statistiken des eigenen Schreibprozesses verfälscht.
Parallel kann man die Wortzahl noch mit Informationen über die präferierte Uhrzeit oder den präferierten Ort zum Schreiben ergänzen. Natürlich lassen sich im Profil auch Angaben zur eigenen Person oder zum Schreibprojekt hinzufügen, aber das ist alles auf freiwilliger Basis. Über die Webseite kann man ebenfalls mit anderen Schreibenden in Kontakt treten und sich gegenseitig über das eigene Projekt austauschen – aber auch das nur, wenn man möchte.
Möglich werden diese Freiheiten dadurch, dass die verfassten Texte im NaNoWriMo privat bleiben und es eben nicht um ein Kontrollieren oder Bewerten der Romane geht. Der Preis, den man am Ende des Novembers in Händen halten soll, bleibt das selbstverfasste Manuskript und die Erfahrung, die man im Schreibprozess gewonnen hat.
Als kleinen Anreiz gibt es während des Schreibprozess jedoch sogenannte badges zu gewinnen – digitale Bildchen, die sich bunt einfärben, wenn man eine gewisse Herausforderung geschafft hat, wie beispielsweise 10.000 Wörter zu erreichen. Am Ende des NaNoWriMos erhält man ebenfalls ein digitales Zertifikat, das einem dazu gratuliert, den NaNoWriMo erfolgreich absolviert zu haben. Da der Fokus auf dem Schreiben an sich liegt, kann man während des Novembers natürlich auch ein ganz anderes Ziel als 50.000 Wörter verfolgen. Das Gewinner-Zertifikat bekommt man dann am Ende zwar nicht, dafür kann man sich aber selbstständig ein Teilnahme-Zertifikat herunterladen.
Im NaNoWriMo soll es auch nicht darum gehen, zuletzt eine perfekt ausgearbeitete Geschichte vorliegen zu haben. Häufig ist das Beginnen des Schreibens für viele Autor*innen der schwierigste Schritt, weshalb sich der NaNoWriMo darauf konzentriert, erst einmal ins Schreiben zu kommen, und dafür einen klaren Zeitrahmen setzt. Die 50.000 Wörter wurden hierbei bewusst gewählt, um ein herausforderndes, aber auch erreichbares Ziel zu haben – selbst wenn man nebenbei noch arbeitet, studiert oder Kinder betreuen muss.
Umrahmt wird der NaNoWriMo von vielen ergänzenden Projekten, die man entweder während des Schreibmonats oder bereits in den Monaten davor, aber auch danach in Anspruch nehmen kann. Diese Angebote umfassen beispielsweise NaNo Prep – eine Sammlung an Arbeitsmaterialien, Lese- und Schreibtipps, die man vor oder während des NaNoWriMosausprobieren kann, um sich Inspiration für die eigene Geschichte zu holen oder auch einfach ein wenig mit Ideen herumzuspielen. Hier lässt sich folglich auch schon eine erste Struktur für die Geschichte konzipieren, bevor man am 1. November direkt ins Schreiben startet.
Das Camp NaNoWriMo, welches jedes Jahr im April und Juli stattfindet, setzt dann entgegen dem NaNoWriMo im November etwas freiere Ziele. Hier lässt sich ein eigenes Wortziel, Seiten- oder Zeitziel formulieren und ganz individuell am eigenen Schreibprozess arbeiten. Auch an einem Roman muss nicht zwangsläufig geschrieben werden, jedes Schreibprojekt ist willkommen. Die Community rund um den NaNoWriMo weist allerdings explizit darauf hin, dass man eigene Ziele natürlich auch schon während des Novembers verfolgen kann. Im Vordergrund soll immer der Spaß und das gemeinsame Schreiben stehen.
Auch für diejenigen, die sich nach dem NaNoWriMo fragen, was sie jetzt mit diesem ersten Entwurf ihres Buchs anstellen sollen, gibt es eine Lösung. Die „Now What?“-Months im Januar und Februar fokussieren sich gerade auf diese Frage und geben Tipps und Anregungen, wie ein weiterer Weg aussehen könnte. Vom Starten eines neuen Projekts, zum Überarbeiten des alten, bis hin zum Veröffentlichen des Buchs versucht die Community rund um den NaNoWriMo eine breite Vielfalt abzudecken. Natürlich sind hier die Ziele anders als im November auch wieder etwas offener gesteckt und im Zentrum steht hauptsächlich das Gefühl, gleichzeitig mit vielen Schreiber*innen auf der ganzen Welt am eigenen Schreibprojekt zu arbeiten.
So bietet der NaNoWriMo nicht nur einen ersten Impuls ins Schreiben zu kommen, Unterstützung und Vernetzung von Schreiber*innen auf der ganzen Welt, sondern fördert auch einen Aspekt, der beim Blick auf den Buchmarkt und im Vergleich mit den Leistungen anderer Autor*innen viel zu häufig untergeht: das am Anfang jedes Buches der Spaß am Erzählen einer neuen Geschichte steht.
Hast du schon vom NaNoWriMo gehört? Oder vielleicht schon einmal daran teilgenommen?
Falls du Anregungen zu mehr Fokus beim Schreiben brauchst, findest du auf unserem Blog auch einen Artikel zur Pomodoro-Technik.
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Über die Autorin: Zoe-Rufina hat 2023 ihren Bachelor im Hauptfach Philosophie und Nebenfach Germanistik abgeschlossen und studiert nun im Master Philosophie und Bachelor Theater-, Film- und Medienwissenschaften und Kunstgeschichte. Sie arbeitet als Peer-Tutorin beim Schreibzentrum und ist ebenfalls ehrenamtlich bei der Literaturzeitschrift Johnny tätig. Sie interessiert sich für Literatur aller Art und schreibt leidenschaftlich gerne in ihrer Freizeit Geschichten.