Der Juni ist nun schon wieder längst vorbei und viele nahmen wieder ihre Regenbogenflaggen runter. Der Juni Monat ist bei vielen inzwischen auch als Pride-Monat bekannt. Doch warum und worum geht es dabei eigentlich? Schließlich haben queere Menschen doch ihre legale Freiheit bekommen, oder? Warum müssen sie dann so laut werden?
Der Ursprung des Pride, wie man den Pride Month oft abkürzt, liegt in New York 1970. Ein Jahr nach dem Tag, als die Polizei eine Razzia in einer queeren Bar verüben wollte, dem Stonewall Inn in der Christopher Street. Die queere Community setzte sich zu wehr, darunter besonders auch die People of Color und Trans-Geschlechtlichen. Diese Paraden waren keine Feiern, sondern harte Proteste für die Rechte von queeren Menschen. Das Wort queer benutze ich hier als Sammelbegriff für alle Menschen, die nicht cis-geschlechtlich und/oder nicht heterosexuell sind.
Auch heute noch ist eine Pride-Parade immer ein Protest bzw. eine Demonstration, wobei es heute viel mehr darum gehen kann, Stolz zu zeigen und das Anderssein zu zelebrieren, zumindest in unseren westlichen Ländern. Dennoch herrscht in weiten Teilen der Welt immer noch eine enorme Angst um das Leben queerer Menschen. Genauso ist auch bei uns zu Lande, in Dänemark und Deutschland noch immer Aufmerksamkeit gefragt, obwohl es eine rechtliche Gleichheit zu großen Teilen gibt. Rechtlich ist man als queere Person geschützt, doch mit Akzeptanz kann man in der Öffentlichkeit nicht sicher rechnen.
Weiterhin fühlen sich viele der queeren Menschen nicht sicher oder akzeptiert oder trauen sich nicht sie selbst zu sein. Das geht auch über Lesbische, Schwule und Bisexuelle und Trans*Menschen hinaus. Gerade jetzt, da viele Länder in Europa einen politischen Rechtsruck erleben, entstehen bei mir große Sorgen. Man kann nicht überall die Hand des Partners halten, Kleidung tragen, wie sie einem beliebt, ja nicht einmal eine nicht queere Person wie mein Bruder kann ein Armband mit Regenbogenmuster tragen, ohne damit rechnen zu müssen, darauf zumindest angesprochen zu werden, obwohl es eigentlich eine Kleinigkeit im Alltag ist. Immer muss man darauf achten, wo man sich befindet und wer sich dort aufhält. Rechtlich weiß man nie, inwieweit man dann doch geschützt ist, wenn die Ortschaft sich selbst dagegen aufstellt, oder ob man selbst „unauffällig“ genug ist, um keine unangenehmen oder gefährlichen Reaktionen zu bekommen.
Aber nicht nur im Pride Month wird und muss sich stark gemacht werden, diese Probleme bestehen jeden Tag, im ganzen Jahr, aber es wird nur weniger in den Fokus der allgemeinen Nachrichten gestellt. Daher ist in meinen Augen der Juni etwas ganz Besonderes und Wichtiges. Selbst wenn man sich nicht mit der ganzen Community an queeren Menschen identifizieren kann, ist es trotzdem wichtig, sich damit zu beschäftigen, zu lernen und Akzeptanz für alle zu entwickeln.
Übrigens finden Pride-Veranstaltungen auch weit außerhalb des Pride-Monats statt. So findet bspw. die Demonstration und anschließenden weiteren Veranstaltungen im Rahmen des CSD/Pride in Frankfurt am Main dieses Jahr am 10.08. und in Kopenhagen am 17.08. statt.
Diese sind für alle da und bieten auch für nicht queere Menschen die Chance, sich über das queere Leben auszutauschen. Sexualität und das selbst empfundene Geschlecht sind nicht fixierte Zustände, auch wenn sie sich zunächst so anfühlen.
Ich hoffe, dieser kurze Einblick in die queere Welt hat euch zum Nachdenken bewegt.
Wie geht ihr damit um? Wart ihr schon mal auf einer Pride-Parade bzw. bei einem
Christopher-Street-Day dabei?