Bands wie Wir Sind Helden, die bereits ganz zu Beginn der 2000er deutschlandweit erfolgreich waren, legten den Grundstein für die steigende Beliebtheit deutscher Texte, die sich mittlerweile in allen Musik-Genres finden. Deutschsprachige Popmusik ist aus dem Radio nicht mehr wegzudenken.
Auch die Frankfurter Band Minus Meier versuchte sich an deutschen Texten und stellte fest: Das klingt eigentlich ganz gut. Sänger Sebastian Sell und Gitarrist Jörg Breuer, die vorher bereits gemeinsam in einer Folkrock-Band gespielt hatten, gründeten 2012 Minus Meier – damals noch ohne Namen – im Zuge der immer größer werdenden Popularität von deutschem Poprock im letzten Jahrzehnt. Noch im selben Jahr konnten sie Keyboarder Rainer für das Projekt gewinnen. Schlagzeuger Markus Göbel schloss sich der Band als letzter an, nachdem sein Vorgänger „Meier“ aus der Band ausgestiegen war.
Zwischen den vieren stimmte die Chemie sofort. Ungefähr ein Jahr lang schrieben sie Songs und probten. Sie nahmen sich Zeit, um ihre Musik zu finden. Im Frühjahr 2016 hatten sie auf der Rödelheimer Musiknacht, ein jährliches Festival für lokale Bands im Frankfurter Stadtteil Rödelheim, ihren ersten Auftritt in der heutigen Besetzung und unter dem Bandnamen Minus Meier.
„Eine Veränderung oder ein Verlust von etwas ist nicht immer etwas Schlechtes“, erklärt Sell. Minus Meier – das ist ein Neustart. Eine Abkehr vom konservativen „Meier, Müller, Schmidt“, eine Abkehr von Grönemeyer und Westernhagen. Denn Meier ist weg und das ist gut so. Das schreibt die Frankfurter Band über sich selbst. Mit deutschen Texten entdeckten sie für sich den Poprock neu. Ihre Texte sind keine oberflächliche Betroffenheitslyrik. Minus Meier verpassen ihrer Musik das Label „No-Kitsch Pop“. Inhaltlich sind ihre Texte breit aufgestellt. Sie erzählen vom Alltag, vom Job und der Liebe, die Zeilen sind poetisch bis provokant. Unter anderem haben sie Hermann Hesses Gedicht „Im Nebel“ musikalisch vertont. Dieser Song erschien, ebenso wie „Schlaf ein“ – eine Liebeserklärung an die Stadt Frankfurt – auf ihrem ersten Album „Minus Meier“ (2019).
„Deine Häuser wachsen in den Himmel
Deine Geräusche machen mich taub
Auf den Straßen tobt das Leben
Und dein Geruch schlägt mir auf den BauchUnd trotzdem will ich hier leben
und trotzdem will ich hier sein
Schlaf ein, schlaf ein, schlaf ein
große Stadt am Main.“
Im Zeitraum zwischen 2018 und 2020 gelang der Band ein erster Durchbruch. „Wir kamen an den Punkt, an dem wir Veranstalter nicht immer nur anfragen mussten, ob wir spielen dürfen, sondern an dem wir auch angefragt wurden, ob wir spielen wollen“, erzählt Sell. Die Band hatte sich eine Reputation aufgebaut, Sichtbarkeit in den sozialen Medien erlangt, ein erstes Album aufgenommen, ein kleines Stammpublikum erreicht. „Wir waren gerade aus den Startlöchern“, meint Keyboarder Mielke. Dann kam der Lockdown 2020. Für die Band bedeutete das, dass sie quasi wieder bei Null anfangen müssen. Doch davon lassen sie sich nicht unterkriegen. Im Mai 2020 schrieb Minus Meier den Song „Freibadromantik“, in dem sie der Pandemie mit leichten sommerlichen Klängen und poetischem Text etwas von der Schwere nehmen. Der Song wurde im Sommer 2020 auf hr3 gespielt.
„Unter alten Kastanienbäumen kämpfen Schatten mit wärmendem Licht.
Mir bleibt Zeit, um kurz zu träumen, auf dem Sofa im Neonlicht.
Komm bleib hier, träum mit mir, Freibadromantik auf dem Sofa.“
Finanziell bedeutet der Lockdown für Minus Meier keine Gefahr, da sie anderweitig erwerbstätig sind, doch vermissen die vier Musiker das Bühnenerlebnis umso mehr. „Da geht’s uns ja wie allen andern auch“, sagt Sell: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das irgendwann einmal so vermisse, […] aber ich habe jetzt wirklich das Bedürfnis, das wieder live zu erleben und zu spüren. […] Wir wollen wirklich wieder spielen.“