Wir sind es inzwischen gewöhnt, Schuhe zu tragen, die gar nicht unserer Fußform entsprechen. Mit den Jahren passt sich der Fuß der Schuhform an und das führt für viele Menschen zu Problemen. Noch dazu berauben uns unnatürlich geformte Schuhe eines Sinnes – nämlich dessen für die Beschaffenheit des Untergrundes. Da hilft Barfußgehen als Ausgleich! Die meisten von uns kennen das schöne Gefühl, barfuß über eine flauschige Wiese zu gehen. Wir wollen aber natürlich auch nicht die ganze Zeit barfuß gehen; besonders in Städten ist die Verletzungsgefahr durch Scherben und Ähnliches erhöht und die vielfältigen Arten von Schmutz auf dem Boden wirken auch nicht gerade motivierend. Die gute Nachricht: Es gibt eine Lösung dafür! Nämlich – du hast es schon geahnt – in Form von Barfußschuhen.
Barfußschuhe macht im Wesentlichen aus, dass sie ganz flach sind und breit genug für die natürliche Fußform. Sie haben keinerlei Absatz oder Fersenpolsterung und in der Regel eine relativ dünne, gut bewegliche Sohle. Nach dem Prinzip des Minimalismus ist an den Schuhen nur so viel dran wie nötig, und so wenig wie möglich. So kann man den Boden gut spüren.
Die Idee von minimalistischen Schuhen ist natürlich nicht neu. Die ersten modernen Barfußschuhe sind inspiriert von traditionellen mexikanischen huaraches und erfreuen sich, besonders bei Läufer*innen, nach wie vor hoher Beliebtheit. Darüber hinaus gibt es aber inzwischen Barfußschuhe in jeder erdenklichen Form: Von chic bis sportlich, von Sandale bis Winterschuh ist alles dabei. Ja, sogar Schuhe mit Zehen!
Ich bin schon immer gern barfuß gegangen, doch in Städten konnte ich mich nie so ganz damit anfreunden. Als ich von Barfußschuhen gehört hatte, war ich sofort Feuer und Flamme! Schuhe, die meine Füße nicht einengen und sich anfühlen, als würde ich barfuß gehen? Ja, bitte!
So hat es nicht lange gedauert, bis ich mein erstes Paar Barfuß-Sneakers hatte. Ich war so begeistert, dass ich keine anderen Schuhe mehr tragen wollte – und hier möchte ich gleich den ersten Tipp geben: Steig langsam um. Gib deinen Füßen Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, um sie nicht zu überlasten.
Für mich hat sich eine neue Welt aufgetan: Das Spüren des Untergrunds. Mit jedem Schritt fühle ich, was unter mir passiert. Gleichzeitig kann jeder Schritt eine kleine Fußmassage sein, man regt die Durchblutung an und stärkt die Fußmuskulatur. Das mindert auch die Gefahr umzuknicken, was in Barfußschuhen ohnehin nahezu unmöglich ist. Doch besonders als Teilzeit-Barfußläufer*in zahlt sich das aus, da man auch in anderen Schuhen weniger leicht umknickt.
Die Zehen haben bei ausreichender Schuhbreite die Möglichkeit sich aufzufächern und können besonders auf eher unwegsamem Gelände für eine hohe Schrittstabilität sorgen. Der Fuß kann sich gut an den Untergrund anschmiegen, sodass man meist sehr guten Halt hat, aber auch sofort spürt, wenn man abzurutschen droht. Diese Erfahrungen konnte ich mit festen Schuhen nicht machen.
Auf emotionaler Ebene helfen mir Barfußschuhe, mich zu erden. In schwierigen Situationen oder bei Stress kann ich auch unterwegs meine Konzentration auf den Boden unter mir richten. Durch die flachen, dünnen Sohlen spüre ich genau, wo meine Fußunterseiten den Boden berühren und stehe fest auf der Erde. Das gibt Stabilität – physisch sowie psychisch.
Steigt man auf Barfußschuhe um, so wird meist empfohlen, auch seine Gangart auf den sogenannten Ballengang umzustellen. Das heißt, dass man mit dem Vorderballen zuerst auftritt und dann mit leichter Neigung zur Fußaußenkante auf die Ferse abrollt. Das ist zunächst sehr ungewohnt, doch man hat den Dreh schnell raus! Zur Verdeutlichung: Versuche einmal, ganz leise zu schleichen und beobachte dann, wie du gehst. Die meisten Menschen treten dann mit ihrem Vorderballen zuerst auf.
Inzwischen trage ich Barfußschuhe auch im Winter und gehe mit ihnen wandern. Es hat eine Weile gedauert, bis Füße und Beine sich daran gewöhnt haben und Wanderschuhverfechter*innen werden sich vermutlich nie daran gewöhnen, aber eigentlich ist es gar nicht schwer. Man startet am besten, indem man abwechselnd mit „normalen“ Schuhen und Barfußschuhen geht. Es ist gut, erstmal einen Spaziergang mit den neuen Schuhen zu machen und dann, je nach Gefühl, immer mehr damit zu gehen. Besonders wenn man auf der Arbeit feste Schuhe tragen muss, können Barfußschuhe in der Freizeit ein guter Ausgleich für die Füße sein. Auch für Kinder lohnt es sich, Barfußschuhe in Betracht zu ziehen. Man kann gleich präventiv gegen verformte Füße und fehlenden Fuß-Tastsinn vorgehen.
Ab ca. 70€ kann man im Netz Barfußschuhe kaufen. Selbstmach Sets für huaraches gibt es bereits für ca. 20€. Sicherlich ist, wie bei allen Schuhen, anprobieren optimal, doch wenn man keinen der wenigen Barfußschuh-Läden in der Nähe hat, kann man sich die Auswahl mit den Maßtabellen der Hersteller erleichtern.
Dieser Artikel bietet nur einen kurzen Einblick, doch im World Wide Web finden sich aufs Barfußgehen vorbereitende Übungen, Anleitungen zum Ballengang sowie zahlreiche Vergleiche von Barfußschuhen. Vielleicht hat dich mein Beitrag ja neugierig gemacht und du möchtest es auch mal ausprobieren? Sommerliche Barfußsandalen (huaraches) kann man jedenfalls einfach und günstig selbst machen. Sollte eine Anleitung dazu mein nächster Beitrag sein? Schreib mir gern in die Kommentare, was du dir wünschst und welche Erfahrungen du mit dem Barfußgehen hast.