Jonny Ameise ist anders. Das weiß er nicht nur, das bekommt er auch häufig zu spüren. Im Gegensatz zu seinen Schwestern taugt er als Ameise nichts. Er kann nicht so gut hören oder so gut riechen wie seine Schwestern und ist dann auch noch recht tollpatschig.
Ein wahrer Außenseiter, könnte man meinen. Als dann auch noch die ansteckende Krankheit “Brummps” diagnostiziert wird, entschließt sich Jonny den Ameisenhügel zu verlassen. Aber er ist nicht allein. Seine einzige Freundin Butz bricht mit ihm auf in das Abenteuer ein neues Zuhause finden.
“Brummps” geschrieben von Dita Zipfel und illustriert von Bea Davis erzählt nicht nur die Geschichte einer etwas anderen Ameise. Sie erzählt die Geschichte von Mut, dem Erkennen der eigenen Stärke und einer wunderbaren Freundschaft. Die Verarbeitung von Gefühlen und das Überkommen persönlicher Herausforderungen stehen hier im Vordergrund.
Zipfel bringt in dieser Geschichte sachliche Fakten über Insekten spielerisch leicht unter. Die Illustrationen sind in weiß, blau und orange gehalten, was sich von anderen Bilderbüchern absetzt. Das Zusammenspiel von Text und Zeichnung ist in dieser Geschichte nicht nur gut gelungen, sondern auch enorm wichtig. Die Illustrationen, die sich nicht an ein bestimmtes Format oder Größe halten, sondern auf jeder Seite eigen sind, sind tragend für den Lauf der Geschichte. Die Bilder sind eingebunden in den Text, überlagern die Seite oder nur Teile und tragen dabei eine unterstützende Rolle.
Jonny wird als Ameise in einen Ameisenbau aufgenommen. Er ist allerdings ein Mistkäfer. Als Mistkäfer kann er die Arbeiten einer Ameise nicht gut verrichten. Seine Freundin Butz hingegen ist eine normale Ameise, die Jonny akzeptiert, wie er ist. Aber auch sie ist anders, denn sie hat keine Lust auf Arbeiten. Sie hilft ihm das beklemmende Gefühl der Einsamkeit, der Andersartigkeit und auch in gewissem Maße das Gefühl des Versagens durchzustehen und unterstützt ihn dabei zu sehen, dass alle Schwächen, die er als Ameise aufweist ihn als Mistkäfer umso stärker machen.
Die Erzählinstanz des Textes ist der Wald, in dem die Geschichte spielt. Mit hohem Sprachniveau, Wortneuschöpfungen wie “Waaf” und poetischen Zügen gibt der Text hier einen anspruchsvollen Stil vor, jedoch wird mit Humor und Witz nicht gespart.
Das Buch wird ab sechs Jahren empfohlen, ist aber durchaus auch für Erwachsene ein Erlebnis. Durch den Anspruchsvollen Sprachstil werden ältere Kinder vermutlich besseren Zugang zu dieser Geschichte finden. Zipfel schafft es aber dennoch diese Geschichte auf Augenhöhe zu erzählen, so dass sich alle Lesenden “abgeholt” fühlen.
“Brummps. Sie nannten ihn Ameise” ist eine wundervolle Geschichte über persönliche Stärke, Mut, Freundschaft und auch in gewisser Weise Hoffnung, und sie macht klar, dass nicht jeder über die gleichen Stärken verfügen muss. Wie Jonny zu sich selbst findet und seine Stärken entwickelt, ist wundervoll dargestellt und gibt den Lesenden wichtige Botschaften mit auf den Weg.
Bibliographische Angaben:
Zipfel, Dita
Brummps – Sie nannten ihn Ameise
München: Hanser Verlag 2022
136 Seiten
Ab 6 Jahren