Once Upon A Broken Heart

“She could picture him flashing those deceptive dimples as he tricked an angel into losing its wings just so he could play with the feathers.”

Wir kennen sie alle: Die Geschichten, die mit „Es war einmal“ starten und mit einem Happy End aufhören. Allerdings gehören diese Erzählungen häufig Märchen an und wie Disney uns bereits lehrte – so wirklich realistisch sind sie nicht.

Once Upon A Broken Heart ist der Auftakt einer Fantasytrilogie von Stephanie Garber, der diesem Klischee sehr schnell und sehr gut den Wind aus den Segeln nimmt. Nach dem tragischen Verlust ihrer Eltern findet Evangeline Schutz und Liebe bei ihrem Freund Luc. Alles scheint besser zu werden, bis sie eines Tages plötzlich die Nachricht bekommt, dass Luc ihre Stiefschwester Marisol heiraten wird. Evangeline ist sich sicher, dass Luc unter einem Fluch oder Ähnlichem stehen muss, denn kurze Zeit zuvor war er doch ihr ein und alles! Verzweifelt wendet sie sich an Jacks – Prince of Hearts. Er ist eines der Wesen der Schicksalskarten, die aufgrund ihrer Magie in Karten versiegelt wurden, doch nun wieder frei sind und ähnlich wie Götter verehrt werden.
Da er auch über alle möglichen emotionalen, magischen Kräfte verfügt, bittet Evangeline ihn, die Hochzeit von Luc und Marisol aufzuhalten. Er ist schließlich der Prinz der Herzen und kennt sich besser mit Liebe und gebrochenen Herzen aus als jeder andere, oder? Als Gegenleistung verlangt Jacks von Evangeline etwas, das sie am Ende selbst umbringen könnte, doch in ihrer Verzweiflung willigt sie ein. Alles, um diese Hochzeit zu stoppen. Doch mit der Art und Weise, wie Jacks diese Hochzeit stoppt, rechnet Evangeline nicht und findet sich schnell an einem Punkt wieder, der sie nicht nur ihre Liebe des Lebens kosten könnte, sondern auch ihr ganzes Leben selbst.

“He was still indescribably breathtaking, but it was all the tragic beauty of a sky where every single star was falling. His hair was a storm of broken gold. His eyes were a mess of silver and blue.”

Dieses Buch ist das realistischste und magischste Buch, das ich je gelesen habe. Ich konnte mich so gut in Evangeline hineinversetzen, ihre Handlungen aus Herzschmerz und Zweifel verstehen und hatte den größten Respekt vor dem Mut, den sie über den Verlauf der Geschichte aufbaut. Das Setting, in der die Geschichte spielt, ist dieselbe Welt, die wir auch in der Trilogie Caraval von Stephanie Garber finden. Es empfiehlt sich, die Caraval Trilogie zuerst zu lesen, da Jacks dort bereits in Band zwei und drei auftaucht und die Hauptfiguren aus der Trilogie einen kurzen Auftritt in Once Upon A Broken Heart haben. Es ist allerdings NICHT notwendig, Caraval zuerst zu lesen, denn man versteht Once Upon A Broken Heart auch ohne die andere Trilogie vorab gelesen zu haben. Man muss sich dessen nur bewusst sein, dass man ein paar Hintergrundinformationen zu Jacks nicht erhält und einem kleinen Spoiler begegnet, der einem aber wahrscheinlich nicht in Erinnerung bleiben wird.

Was ich an dieser Geschichte so wahnsinnig wundervoll finde, ist zum einen die Gestaltung der Welt: Sie bietet so viele Möglichkeiten für unentdeckte Magie und weckt den Wunsch nach mehr Märchen und Erzählungen, die dieser Welt entspringen. Jeder, der Interesse an Weltenbau im Fantasybereich hat, kommt hier vollkommen auf seine Kosten. Obwohl das Buch ziemlich deutlich nach Romantik schreit, finden wir davon nicht viel, aber das Thema Liebe und dessen Definition steht hier neben Hoffnung und Mut deutlich im Vordergrund. Nicht umsonst ist die Widmung der Autorin „For anyone who has ever made a bad decision because of a broken heart“.
Neben der wunderbaren Welt, bin ich zum anderen auch ein großer Fan der Entwicklung der Figuren. Über die Geschichte entfachen sich neue Geheimnisse und alte werden aufgedeckt, aber so ganz kommt man der Geschichte/dem Plot in seiner Gänze nicht auf die Schliche, was einen sehr viel mitfiebern lässt. Die Figuren sind lebhaft, ehrlich und verletzlich, nicht oberflächlich und flach geschrieben, was es noch einfacher macht sich in diese hineinzuversetzen.

Und dann ist da noch die Art, wie die Autorin mit Wörtern spielt. Alle, die eine Vorliebe für Sprache haben, werden hier Gänsehaut bekommen. Sie schreibt urig, magisch und so verwünschend, dass einem nur die Augen ausfallen. Über manche kreative Verwendungen und das Zusammenspiel von Wörtern konnte ich nur staunen.

“He brought his hand up to her mouth and marked the seam of her lips with the blood. Metallic and sweet. Incredibly sweet. She wanted to hate the taste, but it was more like a feeling than a flavor. It was the last perfect moment before a dream ends, drops of sunshine falling like rain, lost wishes that had been found.”

Hier muss ich allerdings anmerken, dass ich das Original auf Englisch gelesen habe und nicht weiß, ob die deutsche Übersetzung dem jemals auch nur ansatzweise nah kommen könnte. Daher empfehle ich von Herzen, dieses Buch im Original zu lesen.
Die erste Trilogie der Autorin ist bereits auf Deutsch bei Piper erhältlich, mittlerweile sogar in einer schönen Schmuckausgabe. Ob Once Upon A Broken Heart nach Deutschland kommt, ist noch nicht bekannt gegeben, aber ich hoffe es sehr. Auf Dänisch ist Caraval bei TURBINE erhältlich.
Der zweite Band der Trilogie The Ballad of Never After ist bereits in Originalsprache im Handel erhältlich und diesen September erscheint endlich das lang ersehnte Finale A Curse For True Love. 

Da ich ein großer Fan von herzzerreißenden Büchern bin, die einem dennoch etwas Hoffnung und Mut mit auf den Weg geben, kann ich wirklich allen mit ähnlichen Vorlieben da draußen empfehlen, die ersten beiden Bände bis September gelesen (oder verschlungen) zu haben, um dann den Abschluss zu feiern. (Mit einem hoffentlich lächelnden und weinenden Auge, denn bei der Autorin weiß man nie, ob es jetzt ein Happy End gibt oder nicht.)

“What would have been was a question that no one ever knew the answer to.”

Wie sieht es denn bei euch aus: Lest ihr lieber Bücher, die sehr vorhersehbar sind, einem aber doch ein Happy End bringen oder feiert ihr eher den Nervenkitzel, wenn alles den Bach runter geht und die Autor:innen ihre Figuren mal wieder quälen?
Und falls ihr Bücher von Stephanie Garber gelesen habt: Wie fandet ihr sie und liebt ihr Jacks genauso sehr wie ich?

Das grandiose Beitragsbild ist von paperfury @instagram

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