Reportage von Christina Bekker zum Vortrag von Elisabeth Oxfeldt

Es ist ein warmer und sonniger Dienstagmorgen. Die Skandinavistikstudierenden der Goethe-Universität Frankfurt machen am 06.06.23 einen Rundgang auf dem Osloer Unicampus. Es ist für sie der zweite Tag ihrer Exkursion nach Norwegen. Sie möchten gerne mehr über dänisch-norwegische Beziehungen in der Literatur erfahren. Gegen 10.00 Uhr treffen sie sich mit Elisabeth Oxfeldt, der Professorin für nordische Literatur am Institut für linguistische und nordische Studien an der Universität Oslo. Sie empfängt die Gruppe von acht Studierenden und die Dänischlektorin und den Norwegischlektor direkt mit einem strahlenden Lächeln. Ihren Vortrag mit dem Titel „H.C. Andersen i Norge“ hält sie auf Norwegisch. Gut, dass die meisten Studierenden Norwegisch an der Goethe-Uni lernen. Aber auch die zwei Dänischstudierenden können den Vortrag gut verstehen, da sich die Sprachen Dänisch und Norwegisch sehr ähneln. 

Noch vor der Präsentation stellt Frau Oxfeldt ihr Buch H.C. Andersen – Eventyr, kunst og modernitet (dt. Hans Christian Andersen – Märchen, Kunst und Modernität) vor, das 2006 erschienen ist. Genau das richtige für Andersenfans, die mehr über den facettenreichen Märchendichter lesen möchten, der in den Aufsätzen unter anderem als Urvolk- und Umweltaktivist vorgestellt wird. Und auf der Rückseite des Buches begegnet man wieder diesem freundlichen und glücklichen Lächeln auf einem Foto von Oxfeldt.

Zur Vorbereitung auf den heutigen Vortrag haben die Studierenden Hans Christian Andersens satirischen Kommentar Laserne (dt. Die Lumpen) aus dem Jahr 1868 gelesen. In diesem wird der norwegische kulturelle Separatismus nach 1814 thematisiert. Vier Jahrhunderte stand Norwegen unter dänischer Vorherrschaft. Dänisch wurde sowohl gesprochen, als auch geschrieben. Die dänische Sprache dominierte vorallem in der Literatur und auf der Theaterbühne. Andersens Geschichten fanden einen Ehrenplatz im norwegischen Theater und in Schulbüchern.

Auf dem steinigen Weg zur Unabhängigkeit Norwegens spalteten sich die Gemüter. In Zeiten der Industrialisierung setzte sich ein großer Teil des Volkes für die Wiederherstellung und Verbesserung des Stellenwerts der norwegischen Sprache ein. Mit dem wachsenden Nationalgefühl und der Selbstständigkeit wurde alles Dänische vermehrt verdrängt. 

Trotzdem galten Andersens Märchen für viele als große Inspirationsquelle. Er erhielt mehrere Einladungen von bedeutenden norwegischen Schriftstellern, wie zum Beispiel vom Dichter Andreas Munch. Eine lange Zeit weigerte sich Andersen nach Norwegen zu reisen. Als er das Land jedoch tatsächlich besuchte, wurde er wärmstens empfangen. Ihm zu Ehre wurde eine große Sommerfeier organisiert, verrät Oxfeldt.

Auch Disney ließ sich von Andersens Kunstmärchen inspirieren und erreichte durch Verfilmungen von Die kleine Meerjungfrau und Die Schneekönigin große Popularität. Auf die Frage, ob die Studierenden die Verfilmungen The little Mermaid (1989) und Frozen (2013) gesehen haben, nicken die meisten. Wobei der neueste Film Frozen 2 unter den Studierenden kaum bekannt ist. Wahrscheinlich sind sie aus dem Alter raus, in dem man sich noch Kinderfilme ansieht. Gut gemacht und innovativ findet Oxfeldt die Filme allemal und empfiehlt den Gästen der Osloer Uni diese Filmlücke zu füllen.

Am Ende des Vortrages bedanken sich die Studierenden und Lektoren bei der Professorin Elisabeth Oxfeldt für den aufschlussreichen Vortrag. Sie wünscht der Reisegruppe weiterhin viel Spaß auf ihrer Exkursion in Norwegen. 

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Über die Autorin: Christina war schon immer von Skandinavien fasziniert. Sie wuchs mehrsprachig auf und liebt es, neue Sprachen zu lernen. Im Rahmen ihres Bachelorstudiums der Skandinavistik, das sie 2021 begann, lernt sie Dänisch und Schwedisch. Für Kulturkiosk schreibt sie ab und zu Gastbeiträge über das Studium der Skandinavistik.

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