Um Lernräume, virtuelle wie analoge sollte es gehen in der MultimediaWerkstatt am 15. Juni. Wie wichtig die Frage nach dem Lernraum oder Lernort ist, also dem Ort an dem Lernen – und Lehren – stattfindet, konnten wir alle in den vergangenen Monaten erfahren, als durch Corona die traditionellen physischen Lehr- und Lernorte nicht zur Verfügung standen. Schulen waren geschlossen, Seminarräume und Hörsäle auch. Es mussten neue Lehr- und Lernorte gefunden werden – vorzugsweise im Netz, wo diese nicht nur gefunden sondern auch intensiv genutzt wurden.
Aber nicht nur dass es überhaupt Orte zum Lernen (und Lehren) gibt, ist wichtig, sondern ebenso entscheidend ist, wie diese konkret gestaltet sind. Was macht einen Lernort aus, was macht einen Raum überhaupt erst zum Lehr- bzw. Lern-Raum? Was erwarten Lernende (und Lehrende) von einem solchen Raum und in welcher Form beeinflusst die Gestaltung eines Lernraums das darin stattfindende Lehr-Lern-Geschehen ? – Um diese Fragen mit Lehrenden aus Hochschule und Schule zu diskutieren hatte mich mir zwei Experten aus der erweiterten Nachbarschaft der Goethe-Uni eingeladen: Tobias Blank, Leiter der Hochschuldidaktischen Arbeitsstelle (HDA) der TU Darmstadt und Christian Hoppe, er leitet an der HDA den Arbeitsbereich E-Learning. Auf die Idee, gemeinsam mit den beiden eine MultimediaWerkstatt zum Thema Lernräume durchzuführen, kam ich bereits vor einigen Monaten (vor Corona): Bei einem Arbeitstreffen an der TU Darmstadt durfte ich die neu gestalteten Workshopräume der HDA besuchen und die Arbeitsatmospäre darin quasi „live“ erleben: Die Räumlichkeiten dort erinnerten mit ihren Sitzwürfeln und beschreibbaren Wänden eher an Google oder ein hippes Start-Up als an einen klassischen Seminar- oder Unterrichtsraum… Doch nicht nur über diesen Raum sollten die beiden Hochschuldidaktiker den über 70 Teilnehmenden der MultimediaWerkstatt erzählen, sondern auch über verschiedene andere Ansätze der Gestaltung von Lernräumen – sowohl im analogen wie auch im virtuellen Raum.
Die Referenten teilten sich das Thema entlang der Grenzlinie digital vs. analog auf – Tobias Blank berichtete am Beispiel der Neugestaltung der HDA-Workshopräume über Gestaltungsmöglichkeiten von Lernräumen und auch von den Schwierigkeiten und Widerständen (nicht zuletzt seitens der Lehrenden), die mit der Neugestaltung verbunden sind. Christian Hoppe schlug danach den Bogen ins Digitale, hin zu virtuellen Lehr- und Lernräumen. Dabei konzentrierte er sich auf Lösungen, bei denen physisch existierende Räume bzw. Raumkonzepte virtualisiert werden sowie auf Augmentend-Reality-Anwendungen, bei denen Real-Räume mit virtuellen Elementen angereichert werden. Dazu gab er einen Überblick über verschiedene Anwendungsbeispiele wie virtuelle Labore und Werkstätten aber auch neue virtuelle Lernorte wie Collaboration Hubs oder virtuelle Lernzentren.
In der anschließenden Diskussion gingen die Teilnehmenden der Frage nach, welche Gestaltungsformen virtueller Räume sowie methodisch-didaktische Einsatzszenarien in diesen Räumen sich für stärker textbasierte, diskursive Disziplinen in den Sozial- und Geisteswissenschaften eignen würden. Gerade vor dem Hintergrund einer bevorstehenden zaghaften Rückkehr in die Seminarräume und Hörsäle war auch die Frage spannend, wie das Zusammenspiel zwischen analogen und virtuellen Lernorten gestaltet werden kann um möglichst das Beste aus beiden Welten in die methodisch-didaktische Gestaltung von Lehre und Unterricht einfließen zu lassen.
Zum Nachlesen und Nach-Schauen gibt es die Folien als PDF (Vortrag Tobias Blank, Vortrag Christian Hoppe) sowie eine Videoaufzeichnung.