Faszination “Anime” – Von Fans, Otakus und Weebs

Wir kennen sie alle. Die Zeichentrickfilme. Manche sind mit Heidi oder Sara der kleinen Prinzessin groß geworden, andere mit Dragonball, InuYasha oder Naruto. Anime ist aus dem internationalen Fernsehen nicht mehr wegzudenken. Aber was genau ist denn ein Anime? Der Begriff Anime stammt aus dem Japanischen und bezeichnet jegliche Form von Animationsfilmen (Zeichentrick). Dabei spielt das Produktionsland keine Rolle.
Außerhalb Japans wird dieser Begriff jedoch nur mit Animationsfilmen und Animationsserien verbunden, die aus Japan stammen. Für manche Fans steckt hinter dem Begriff Anime nicht nur ein Genre, sondern ein ganzer Lebensstil.

Anime erfreut sich großer Begeisterung auf dem internationalen Markt. Streaming-Anbieter wie Crunchyroll, Netflix und Amazon Prime bringen die Bewegtbilder Japans auch auf unsere Bildschirme. Auch Klassiker unserer Kindheit wie Heidi sind unter anderem in Japan entstanden und werden als Anime bezeichnet. Was in Deutschland lange einfach Zeichentrickserien genannt wurde, gehört demnach auch zum Anime-Genre.

Anime ist vielseitig. Wie Realfilme/Realserien unterteilt sich diese auch in unterschiedliche Genres und lockt dadurch verschiedenes Publikum an. Die Mehrheit der Anime-Fans findet sich unter den jungen Erwachsenen. Wenn Anime aber doch Zeichentrick ist, müsste es sich ja eigentlich an Kinder richten, oder? Diese Frage stellt sich manchen Menschen, wenn sie Statistiken anschauen und den “Hype” um verschiedene Anime-Serien verfolgen.
Diese Frage kann ich mit einem “kommt drauf an” beantworten.
Es gibt Anime, die sich an jüngeres Publikum wenden, es gibt aber auch Anime, die sich ausschließlich an Erwachsene richten. Neben der nicht jugendfreien Variante der 2D-Pornos, auch Hentai genannt, gibt es auch viele Anime, die sich mit Horror- oder Psycho-Aspekten beschäftigen. Natürlich findet man auch tiefsinnige, zum Nachdenken anregende und poetische Anime, die nicht für ein junges Publikum gedacht sind. Anime ist also vom Genre her genauso vielseitig wie Realfilme.

Die Fanbase rund um Anime ist sehr gespalten. Der Begriff Fan versteht sich von selbst: Es ist eine Person, die gerne Anime schaut. Gleichzusetzen mit anderen Fandoms, denen man angehören kann, beispielsweise Harry Potter Fans, die Potterheads genannt werden.

Während manche Fans Anime hauptsächlich in der japanischen Originalsprache schauen, geben sich andere auch mit Synchronfassungen zufrieden, weil sie keine Untertitel lesen wollen, um sich so besser auf die Handlung und die Zeichnungen zu konzentrieren.

Wie weiter oben schon gesagt, ist Anime aber nicht nur ein Genre, für manche ist es ein Fandom, eine Community oder gar ein ganzer Lebensstil. Die großen Fans im westlichen Raum werden? häufig Weebs genannt. Dieser Begriff stammt aus der Beleidigung Weebanese und bedeutet in etwa “wanna be japanese” oder “white japanese” und zielt auf die Besessenheit der westlichen Menschen mit der Animekultur Japans ab. Auch heute ist der Begriff Weeb noch negativ konnotiert und wird in den meisten Fällen nur als Beleidigung von westlichen Animefans verwendet.
Neben den westlichen Weebs gibt es aber die “originalen hardcore Fans”, die Animekultur zum eigenen Kulturgut machen und in dieser Bubble leben: die Otakus. Ein Otaku ist der Nerd unter den Fans. Der Begriff beschreibt eine Person, die nicht nur Fan ist, sondern viel Leidenschaft in dieses Hobby steckt. Otakus sind nicht nur die Leute, die Anime schauen, sondern diejenigen, die stets up-to-date sind mit den neuesten Seasons*, die Synchronsprecher auf Social Media verfolgen und auch anderen Merch zu ihren Lieblingsserien und Filmen sammeln. Es wird außerdem häufig gesagt, dass Otakus ihre Leidenschaft ernster nehmen als die Weebs aus dem Westen, deren Besessenheit meist nur einer Trendphase ähnelt. Weebs unterscheiden sich insofern von den Otakus, dadurch dass deren Besessenheit sehr limitiert ist.

Random fact: In der Animekultur erscheinen neue Anime vierteljährlich. Sie werden in Seasons eingeteilt. So gibt es Anime, die im Frühling, Sommer, Herbst und Winter erscheinen. Allerdings gibt es auch Langzeitklassiker wie One Piece, die seit über 20 Jahren wöchentlich (mit wenigen Ausnahmen) im Simulcast, also japanischen Fernsehen und auf Anbietern wie Crunchyroll ausgestrahlt werden.

Aber was genau macht Anime eigentlich so attraktiv? Es sind nicht nur die gezeichneten Figuren, die dank großer Augen und süßer Stimme sehr niedlich wirken. Es sind die Charaktere der Figuren, die Handlungen und vielleicht auch die Action. Für die Romance-Fans verhält es sich ähnlich wie bei Disney und diese Art Anime zeigt häufig unrealistische Vorstellungen von Liebe und Beziehung. Das muss aber nicht immer der Fall sein.
Begleitet man eine Figur auf ihrer Reise, stellt man schnell fest, dass sich das klassische Schema der Persönlichkeitsentwicklung in vielen Animes wiederfindet: Der schwache Held, der Herausforderungen bestehen muss, um sich zu beweisen und anschließend der größte Held wird. Eine klassische Heldengeschichte wird vielfach interpretiert. Das Besondere sind allerdings die Umstände, die jede Geschichte einzigartig machen, auch wenn man das Gefühl hat, diese schon häufig gesehen zu haben.
Freundschaft und Zusammenhalt werden in vielen Shounen Anime großgeschrieben. Viele Anime geben dem Zuschauer trotz Humor, Action oder Horror-Elemente eine Menge Weisheit mit auf den Weg. Sie zeigen, wie wichtig Freundschaft und Akzeptanz sind, vor allem aber das Überkommen von Hürden ist.

Viele Fans der Animekultur versuchen häufig über Anime in Berührung mit der japanischen Sprache zu kommen. Allerdings ist hierbei Vorsicht geboten. Höflichkeit wird in der japanischen Kultur großgeschrieben, außerdem will man niemandem unnötige Umstände bereiten. Die Sprache im Anime ist zwar Japanisch, allerdings werden häufig Redewendungen und Wörter benutzt, die man im normalen Umgang mit Bekannten oder Fremden niemals wählen würde. Als Beispiel dient hier die persönliche Ansprache des “du”. In der japanischen Sprache gibt es einige Wege, um eine Person direkt anzusprechen. Am häufigsten wird der Nachname mit einem Höflichkeitssuffix verwendet, um die ganz direkte Ansprache zu vermeiden. In Anime wird gerne auf Begriffe wie „お前(omae)“ und „手前 (teme)“ zurückgegriffen, die den Figuren zwar Selbstsicherheit und etwas Arroganz verleihen, jedoch im realistischen Umgang eine beleidigende Bedeutung haben. Daher ist Vorsicht geboten, wenn man seine japanischen Sprachkenntnisse nur auf Anime basiert.

Shounen bezeichnet die Gattung, die sich eher an junges männliches Publikum richtet. Das weibliche Äquivalent ist Shoujo.

Ähnlich verhält es sich bei vielen anderen Anime. Es gibt natürlich auch solche, die der reinen Unterhaltung dienen, aber dennoch ist es möglich einen Mehrwert aus diesen Trickserien zu ziehen. Das beste Beispiel bietet Hayao Miyazaki, der Schaffer sämtlicher Ghibli-Filme, die auch bei vielen Erwachsenen Anklang finden. Mit all seinen Filmen versucht er dem Zuschauer einen Zufluchtsort zu sichern, an dem dieser erkennen kann, dass es immer etwas Gutes gibt, auch wenn die Situation manchmal nicht danach aussieht. Das Glück findet man eben in kleinen Dingen, wie dem Volleyball in Mila Superstar, der Atmosphäre in Heidi, dem Hürden überkommen in Dragonball oder in der Bedeutung von Freundschaft in Naruto.


Schaut ihr Anime oder seid Fans? Lasst es mich gern in den Kommentaren wissen!

Bilderquelle: Dex Ezekiel & Garcia Dahar

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