Die Sache mit Silvester: Ein Tag wie jeder andere, oder etwas ganz Besonderes?

Der Jahreswechsel ist, seitdem ich denken kann, ein großes Event. Vor der Pandemie war das Angebot an Partys, Einladungen zu Festen bei Freunden zu Hause oder teilweise sehr ausgefallenen Unternehmungen unglaublich groß. Auch meine ganze Umgebung war voll von Möglichkeiten: Party mit riesengroßem Buffet und Blick über die Frankfurter Skyline für 200€+ pro Person, Silvester in der Natur, fernab von jeglicher Zivilisation mit zwanzig anderen Teilnehmern und Guide oder teure Städtetrips mit Silvester-Specials zum Preis je einer durchschnittlichen Monatsmiete im Rhein-Main-Gebiet.

Mit diesem Gedanken konnte ich mich nie so wirklich anfreunden. Ich war schon immer ein Mensch, der Silvester im gemütlichen Rahmen verbringen möchte. Mit Freunden, Brettspielen, Raclette, später gemeinsam um die Häuser ziehen und um drei Uhr morgens das Raclette wieder anschmeißen. Irgendwo tanzen gehen ist auch fein, solange man für einen Abend nicht über 100€ hinblättern muss – so viel Geld gebe ich dann lieber für andere Dinge aus.

Seit Beginn der Pandemie ist alles anders und auch in diesem Jahr findet Silvester in einem kleinen Rahmen statt. Allerdings nicht nur bei mir, sondern auch in immer mehr Haushalten. In den letzten Jahren gab es sehr strenge Regeln: So durfte man in Hessen von 2021 auf 2022 nur mit insgesamt zehn Leuten in Innenräumen Silvester verbringen. Und auch hier änderten sich die Regeln über den Dezember immer mal wieder, was zu Verwirrung führte, sodass sich manche die regelmäßigen Updates gar nicht mehr anschauen wollten und einfach zu Hause geblieben sind. Auch wenn die strengen, aber stetig wechselnden Regeln nun nicht mehr omnipräsent sind, habe ich trotzdem das Gefühl, dass das starke Bedürfnis nach aufregenden Erlebnissen insgesamt zurückgegangen ist.

Eine Entwicklung, über die ich sehr froh bin, ist der kritische Diskurs über Feuerwerk: Brauchen wir Feuerwerk in privaten Haushalten, oder sollte es rein öffentlich stattfinden? Feuerwerk ist immer schön anzusehen – wenn es gut gemacht ist. Trotz allem ist die Umweltbelastung sehr hoch und jedes Jahr sterben unzählige Haus- und Wildtiere, weil sie sich erschrecken. Auch für den Menschen ist das eigenständige Geböllere nicht ungefährlich, die Notaufnahme ist in der Silvesternacht immer gut ausgelastet. Von der Feuerwehr mal ganz zu schweigen, die immer wieder zu Bränden gerufen wird – sei es zu Bränden, die aus Versehen passiert sind, weil sich ein Feuerwerkskörper verflogen hat, oder zu unnötigen Bränden, weil irgendjemand das dringende Bedürfnis empfunden hat, einen Briefkasten oder eine Papiertonne mit einem Böller in Brand zu stecken.

Ein großes Thema ist noch immer die Feinstaubbelastung und das Aufkommen von Müll während der Silvesternacht. Durch Feuerwerk werden jedes Jahr nach einem Beitrag des Tagesspiegels rund 2050 Tonnen Feinstaub freigesetzt, davon sind rund 1500 Tonnen, also 75 Prozent, nur in der Silvesternacht – das ZDF spricht hier sogar von 4200 Tonnen. Das Innenministerium hat gerade erst entschieden, dass es Feuerwerk an Silvester doch weiterhin erlauben wird, da Traditionen wichtig seien. Außerdem könne jeder eigenständig entscheiden, ob er eigenes Feuerwerk zünden möchte oder nicht und man mache sich als Regierung weniger glaubwürdig, wenn man Feuerwerk außerhalb der Pandemie-Zeiten nun weiterhin verbiete. Die Mitmach-Aktion #böllerciao der Deutschen Umwelthilfe hatte versucht, hierauf aufmerksam zu machen und sich mit einer großen Petition an die Regierung gerichtet. Meiner Meinung nach ist es schade, dass hier erneut aufgrund eines Traditionsdenkens kein Schritt für die Umwelt gemacht wurde. Von mir aus könnte man kontrolliertes und organisiertes Feuerwerk weiterhin erlauben und hier und da in neuere Methoden wie Drohnenshows investieren, aber das komplett überteuerte und oft gar nicht mal so aufregende private Feuerwerk?

Für Dänemark habe ich bisher kaum Aktuelles finden können, was die Diskussion betrifft – aber es gab sie zumindest hier und da schon. Vielleicht können uns ein paar unserer dänischen Leser:innen hierüber berichten?

Mich interessiert nun brennend (ha!, wie passend!) deine Meinung dazu! Was hältst du von Feuerwerk? Wie verbringst du Silvester? Hat sich deine Einstellung in den letzten Jahren verändert?

Das kulturkiosk-Team freut sich auf deine Meinung oder deine Ideen und verabschiedet sich hiermit für 2022. Komm‘ gut ins neue Jahr und pass‘ auf dich auf! Alles Liebe

Quellen:

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/jahres-feinstaubbelastung-laut-umweltbundesamt-kaum-verandert-4299235.html

https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/feinstaub/feinstaub-durch-silvesterfeuerwerk

https://www.duh.de/projekte/mitmach-aktion-silvester/

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/faeser-silvester-feuerwerk-100.html

https://www.ft.dk/samling/20201/beslutningsforslag/B132/bilag/1/2351066/index.htm

https://ugeavisen.dk/soenderborg/artikel/skal-fyrv%C3%A6rkeri-forbydes-2019-1-1

https://dce.au.dk/aktuelt/nyheder/nyhed/artikel/dobbelt-saa-meget-luftforurening-i-nytaaret/

https://www2.mst.dk/udgiv/publikationer/2005/87-7614-720-7/pdf/87-7614-721-5.pdf

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