Mein Rückblick auf den NaNoWriMo 2023

Wie vielleicht einige von euch gesehen haben, habe ich im November 2023 einen Artikel zum NaNoWriMo – dem National Novel Writing Month – hier auf diesem Blog veröffentlicht. In dem Beitrag erkläre ich kurz das Konzept, das hinter dem kreativen Schreibmonat steckt, und verweise auch auf viele weitere Angebote, die der NaNoWriMo als Vor- und/oder Nachbereitung zum kreativen Schreiben anbietet. Kurz gesagt geht es im NaNoWriMo darum, 50.000 Wörter eines neuen Romans in 30 Tagen zu schreiben. Was ich in dem Artikel hingegen unerwähnt lasse, ist, dass ich selbst dieses Jahr am NaNoWriMo teilgenommen habe. Meine Gedanken zu dieser mir ganz neuen Schreibaufgabe möchte ich nun in diesem Beitrag mit euch teilen.

Ich weiß leider nicht mehr, wann ich das erste Mal vom NaNoWriMo gehört habe. Tatsächlich wusste ich aber schon länger, dass es diesen Monat des kreativen Schreibens gibt, habe mich vor diesem Jahr jedoch nie wirklich damit beschäftigt. Einerseits mag das daran liegen, dass im November Vorlesungszeit ist, ich mich folglich nicht zusätzlich mit einer Schreibchallenge unter Druck setzen wollte, andererseits aber wohl auch daran, dass ich bisher noch nie eine starke Schreibblockade am Anfang eines neuen (kreativen) Projekts hatte. Ich habe bereits früh angefangen zu schreiben und dementsprechend wohl (dankenswerterweise) nie diese Hemmung aufgebaut. 

Trotzdem wollte ich es dieses Jahr einmal ausprobieren und hatte mir dafür ein Projekt ausgesucht, das ich schon von Anfang bis Ende durchgeplant hatte. So waren mir die Welt, die Figuren und der Schreibstil bereits annähernd bekannt und ich musste den November nicht damit beginnen, erst einmal alles neu zu konstruieren. Tatsächlich würde ich dies auch jedem empfehlen: sich selbst bereits vor dem ersten November einen Plan zurecht zu legen, um dann am ersten Tag direkt mit dem Schreiben beginnen zu können. Es sei denn, man ist wirklich dafür bekannt, spontan die besten Ideen zu bekommen. 

Ich muss zugeben, dass ich dann am 1. November trotz Vorbereitung nicht direkt angefangen habe zu schreiben. Die ersten paar Tage bin ich grundsätzlich relativ unregelmäßig zum Schreiben gekommen, habe manche Tage ganz pausiert, weshalb ich auch nicht immer auf das benötigte Wortpensum von 1.667 Wörtern täglich gekommen bin. Positiv an der Webseite ist mir in dem Fall aufgefallen, dass die Statistiken der Seite den eigenen Rückschritt berücksichtigen und einem somit selbstständig ausrechnen, wie viele Wörter man nun mehr schreiben muss. Im Durchschnitt musste ich – aufgrund meiner Pausen – täglich dann circa 1.800 Wörter schreiben. Eine Wortzahl, die zumindest für mich auch immer noch machbar war. Man sollte auch immer berücksichtigen, dass man natürlich meist nicht die exakte Wortzahl am Tag schreibt, sich folglich durch etwas mehr Wörter täglich auch einen kleinen Wortpuffer aufbauen kann. Wenn ich dann mal zum Schreiben gekommen und mich konzentriert hingesetzt habe, habe ich für das tägliche Pensum ein bis zwei Stunden gebraucht.

Was mir ebenfalls aufgefallen ist, ist, dass mir der Prozess des Schreibens anfangs etwas künstlich und erzwungen vorkam. Gerade weil ich versucht habe, ein Wortziel zu erreichen, habe ich teilweise einfach sinnlos weitergeschrieben, um Platz zu füllen, obwohl ich eigentlich nichts mehr zu sagen hatte und das Kapitel auch schon thematisch abgeschlossen war. Die Figuren haben sich deshalb am Anfang irgendwie nicht authentisch angefühlt und ich habe auch ziemlich viele Satzbaufehler gemacht. Dieses Gefühl hat sich dann zum Glück nach einer Weile gebessert und irgendwann kam ich dann auch mehr in der fiktiven Welt an. Folglich würde ich jeden dazu motivieren, erst einmal weiterzuschreiben, den inneren Kritiker abzuschalten und einfach zu schauen, was sich ergibt. Gerade um dieses kritiklose Schreiben geht es im NaNoWriMo ja auch eigentlich.

Was mich weiterhin sehr motiviert hat – trotz anfänglicher Schwierigkeiten, das Wortziel zu erreichen –, waren die Statistiken auf der Webseite selbst, an denen man gut den eigenen Fortschritt ablesen konnte, aber auch die badges, die immer wieder freigeschaltet wurden. Badges sind kleine Online-Sticker, die sich bunt einfärben, wenn man eine Etappe des Schreibprozesses, wie beispielsweise 10.000 Wörter zu schreiben, erreicht hat. Stolz kann ich verkünden, dass ich von 16 badges nur drei nicht geschafft habe – beispielsweise bereits am ersten Tag anfangen zu schreiben.

Auch hat sich die NaNoWriMo Community sehr viel Mühe dabei gegeben, einen immer wieder dazu zu motivieren weiterzuschreiben. Wer sich offiziell anmeldet, bekommt auch automatisch E-Mails zugeschickt mit aufmunternden Worten, humoristischen Gedanken oder auch einfach nur ganz vielen Memes. Grundsätzlich hatte ich beim NaNoWriMo das Gefühl, dass ich – obwohl ich mit niemanden wirklich in Kontakt getreten bin – Teil einer sehr großen lustigen Gemeinschaft bin, die das Schreiben von Geschichten einfach des Schreiben willens liebt. Wer sich im Schreibprozess manchmal alleine fühlt, findet dort sicher Anschluss.

Die wichtigste Frage am Ende des NaNoWriMos ist aber wohl, ob ich es tatsächlich geschafft habe, 50.000 Wörter in 30 Tagen zu schreiben. Ja, habe ich! Ich bin am 30. November sogar relativ früh fertig geworden und habe 171 Wörter mehr geschrieben, als verlangt. Kaum hatte ich meine Wortanzahl auf der Webseite aktualisiert, wurde das Letze der badges freigeschaltet und ich habe meine Gewinnerurkunde erhalten. Ganz abgesehen natürlich davon, dass ich wesentlich weiter mit meiner Geschichte gekommen bin. Man kann das Ziel folglich selbst mit einigen Fehltagen noch gut erreichen.

Was sind nun die Erkenntnisse, die ich aus dem NaNoWriMo gewinne? Ich war überrascht, wie verhältnismäßig leicht es mir – nach anfänglichen Schwierigkeiten – dann doch gefallen ist, Zeit zu finden, um zu schreiben, und meinen ganz eigenen Rhythmus aufzubauen. Um ins Schreiben zu kommen, brauche ich den NaNoWriMo vielleicht nicht. Man sollte auch den Arbeitsaufwand und den Stress im November, wenn man währenddessen noch Vorlesungen (oder Arbeit) hat, sicherlich nicht unterschätzen. Hilfreich dabei ist, sich anfangs eine gute Planung zurecht zu legen, damit man täglich genug Zeit findet zum Schreiben. Man sollte ebenfalls nicht vergessen, dass viele Geschichten nicht nur 50.000 Wörter umfassen, man folglich am Ende des Novembers womöglich noch nicht fertig mit seinem Text ist und diesen auch noch einmal Korrektur lesen sollte. Trotzdem bin ich sehr motiviert, auch nächstes Jahr wieder am NaNoWriMo teilzunehmen. Es ist einfach ein tolles Gefühl, sich kreativ auszuleben und dann auch noch täglich an einem kleinen Balken den eigenen Fortschritt zu sehen. Zudem habe ich noch viele Angebote des NaNoWriMos bisher nicht genutzt – wie NaNo Prep oder die Möglichkeit, Schreibgruppen zu bilden –, die ich nächstes Mal definitiv mal ausprobieren möchte. 

Grundsätzlich hat mir der NaNoWriMo dieses Jahr wirklich sehr viel Spaß gemacht. Ich bin mit meinem kreativen Projekt vorangekommen, habe mich stets unterstützt und angefeuert gefühlt und habe abermals gemerkt, dass mir gemeinsames Schreiben – mag es in einem Raum sein oder einfach zeitgleich in Rahmen einer Challenge – vielleicht doch näher liegt, als ich immer dachte. Ich bin stolz, dass ich dieses Jahr ein NaNoWriMo Winner bin!

Was sind deine größten Herausforderungen beim (kreativen) Schreiben? Könntest du dir vorstellen, dass eine Schreibchallenge wie der NaNoWriMo beim Überwinden deiner Schwierigkeiten helfen könnte?

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Über die Autorin: Zoe-Rufina hat 2023 ihren Bachelor im Hauptfach Philosophie und Nebenfach Germanistik abgeschlossen und studiert nun im Master Philosophie und Bachelor Theater-, Film- und Medienwissenschaften und Kunstgeschichte. Sie arbeitet als Peer-Tutorin beim Schreibzentrum und ist ebenfalls ehrenamtlich bei der Literaturzeitschrift Johnny tätig. Sie interessiert sich für Literatur aller Art und schreibt leidenschaftlich gerne in ihrer Freizeit Geschichten. 

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