Skagen, ein besonderer Ort

Leider war ich noch nie in Skagen, aber ich stelle mir den Ort besonders schön vor und möchte ihn gerne besuchen. Von verschiedenen Personen wurde mir auch schon so viel davon berichtet. Deswegen möchte ich die Stadt hier gerne kurz vorstellen, um auf diese Art schon mal eine kleine Reise dorthin zu unternehmen. Kommt ihr mit?

Skagen ist die nördlichste Stadt Dänemarks. Ganz in der Nähe liegt Grenen, die Spitze Nordjütlands: Hier treffen Nordsee und Ostsee aufeinander. Man kann mit einem Bein in der Nordsee und mit dem anderen Bein in der Ostsee stehen und am selben Ort den Sonnenaufgang an der Ostsee und den Untergang in der Nordsee beobachten.

Skagen ist berühmt für Freiluftmalerei.  Ich male auch gerne und habe mich dafür auch schon ans Mainufer oder in Parks in Frankfurt und Umgebung gesetzt. Hier komme ich mir dabei oft etwas seltsam vor, denn nur selten sehe ich andere, die ebenfalls draußen malen, zeichnen oder schreiben.

Mit Sicherheit hat fast jeder schon einmal Kunstwerke aus Skagen gesehen: Man findet sie als Postkartenmotive, Kunstdrucke, Kühlschrankmagnete und sogar als Tapeten. Und wer sich an Nordsee und Ostsee wohl fühlt und sich für Kunst interessiert, kennt bestimmt auch namentlich einige Malerinnen oder Maler aus Skagen. Was diesen Ort gerade für die Malerei so besonders macht, das ist ein einzigartiges Licht und dadurch ein ausdrucksvolles Kolorit. „Das Land des Lichts“, wie dieser Ort auch bezeichnet wird, hat mehr Sonnenstunden als anderswo in Dänemark[1]. Besonders im 19. Jahrhundert (etwa 1870 bis 1935) lockte Skagen viele Maler und Schriftsteller an. Skagen wurde zur Künstlerkolonie.  Das besondere Licht, das sich durch eine spezielle Helligkeit von dem Licht an anderen Orten unterscheidet, begeisterte und begeistert immer noch viele Künstler:innen. Inspiriert vom Impressionismus (und dem französischen Naturalismus), entstand hier eine neue Art der Freiluftmalerei, die weit über Dänemarks Grenzen hinaus bekannt wurde. Skagen wurde ein künstlerischer Gegenpol zur Kunstakademie in Kopenhagen. 1870 wurde die Skagener Malerschule gegründet. Die Arbeiten der Künstler fanden bei der Pariser Weltausstellung 1889 internationale Beachtung.

Frühe Motive sind zumeist die Landschaft mit den speziellen Lichtverhältnissen, Fischer bei der Arbeit, Boote und Schiffe aber auch Menschen am Meer. Die Künstler malten sich auch selbst und wurden zum Thema in der Presse, beispielsweise in einem Artikel von Henrik Pontoppidan. Pontoppidan geht auf den weltweit bekannten Maler Peder Severin Krøyer ein, der die Menschen in Skagen und in der Künstlerkolonie malte. Hip Hip Hurra!, Sommerabend bei Skagen oder Roser 1893 gehören zu seinen bekanntesten Bildern. 

Wer gerne nachlesen möchte, findet den Text über folgenden Link:

https://www.henrikpontoppidan.dk/text/kilder/artik/journalistik/pca015_kroeyer.html

Auch Hans Christian Andersen reiste im August 1859 für zwei Tage nach Skagen. Er wohnte in der Pension Brøndum. Kurz nach Andersens Ankunft wurde dort Anna Brøndum, die später Michael Ancher heiratete, geboren.

Kunst ist in Skagen präsent. Das Museum in Skagen wurde mehrfach erweitert und vergrößert und enthält Kunstwerke, die in der Stadt wohnten wie Krøyer, Anna Ancher, Michael Ancher, Viggo Johansen und viele weitere.  

Was zeichnet sonst Skagen aus? Seit 1890 fährt die Eisenbahn, die Skagensbanen (eine Privatbahn), von Frederikshavn nach Skagen.

In Skagen befindet sich Dänemarks größter Fischereihafen. Er liegt an Ålbæk Bugt im Kattegat nahe Grenen. Hier laufen auch Kreuzfahrtschiffe, wie zum Beispiel die AIDAnova und auch viele Yachten und Segelboote ein.

Der Sand prägt sowohl die Landschaft als auch das Leben dieser Region. Ganz in der Nähe von Skagen befindet sich Råbjerg Mile. Das ist die größte (ca. ein Quadratkilometer große) Wanderdüne Nordeuropas, die sich vor ungefähr 300 Jahren gebildet hat und die sich jedes Jahr um 15 bis 20 Meter Richtung Nordost bewegt (laut der Angabe eines Wanderführers[2] sogar 20 bis 30 Meter gen Osten). Råbjerg Mile steht seit dem Jahr 1900 unter Naturschutz[3]. Bereits in der Wikingerzeit wurden hier Wälder abgeholzt. Das Holz wurde hauptsächlich für den Schiffsbau und als Brennmaterial benötigt. Torfabbau und Beweidung veränderten zusätzlich die Landschaft. Nach und nach machte der Sand große Flächen für die Landwirtschaft unbrauchbar. Sandtreiben führte dazu, dass Bewohner ihre Häuser verlassen mussten. Ende des 19 Jahrhunderts wurde begonnen, dem Sandflug durch Aufforstung entgegenzuwirken.

Wer das Zusammenspiel von Wind, Wasser, Sand und Licht besser verstehen möchte, besucht am besten das Skagen Odde Naturcenter[4]. Hier kann man erfahren, wie die Naturgewalten und der Mensch die Gegend prägten und prägen.

St. Laurentii, die Versandeten Kirche, liegt etwa drei Kilometer westlich von Skagen. Die Pfarrkirche wurde im 14 Jahrhundert (um 1375) erbaut, heute sieht man nur noch den Kirchturm aus dem Sand ragen.  Die Kirche wurde 1795 auf Anordnung von König Christian VII geschlossen. Um 1770 erreichte die Wanderdüne die Kirche[5] zu diesem Zeitpunkt musste sich die Gemeinde die Kirche für Gottesdienste immer wieder freischaufeln. Hans Christian Andersen war von der versandeten Kirche, die er auf seiner Reise nach Skagen gesehen hat, sehr beeindruckt und nannte sie „Skagens Pompeij“[6]. Die Kirche inspirierte ihn zur Erzählung „Eine Geschichte aus den Sanddünen“.

Auch für Ornithologen ist Skagen interessant, mehr als 350 verschiedene Vogelarten überfliegen jedes Jahr die Region. Der Graue Leuchtturm Skagen Grå Fyr zeigt seit 2017 eine Ausstellung über Zugvögel. Der Leuchtturm wurde 1858 in Betrieb genommen und ist mit einer Höhe von 46 Metern, nach dem Dueodde Leuchtturm auf Bornholm, der zweitgrößte Leuchtturm Dänemarks. Als er erbaut wurde, stand er noch zwischen Nordsee und Ostsee. Seitdem hat sich landschaftlich viel verändert. Wind und Wasser haben Küstenmaterial abgetragen und der Leuchtturm muss geschützt werden, dass er nicht ins Kattegat abrutscht. Als eigentlicher Leuchtturm ist er jedoch mittlerweile außer Betrieb und jetzt ausschließlich Museum.

Ich habe mir vorgenommen, Skagen auf jeden Fall zu besuchen: Mit viel Zeit, Farbkästen und Pinseln und einem großen Zeichenblock.

Wart Ihr schon in Skagen oder habt vielleicht ein Lieblingsbild von einem Künstler aus Skagen?

Welchen Ort möchtet Ihr unbedingt einmal besuchen?

Fotos: Rebecca Jacobi


[1] Dänemark 2020/2021: Dorling Kindersley Verlag, aktualisierte Auflage,München , S. 227.

[2] Dorothee Sänger, Michael Gahr Dänemark • Jütland München: Rother Bergverlag 4. Auflage 2020, S. 36.

[3] Barbara Denscher Reading Tour Denmark Wien: Picus Verlag 2017, S.61.

[4] Dänemark Ostfildern: Mairdumont, Baerdeker-Redaktion, 15. aktualisierte Auflage, S.313.

[5] Heidi Schmitt Dänemark Nordseeküste Erlangen: Michael Müller Verlag 2020, S. 326.

[6] Barbara Denscher Lesereise Dänemark Wien: Picus Verlag 2017, S. 66.

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