Ein wenig nach dem offiziellen Abschluss des opco12 möchte ich nun auch eine Schlussbilanz ziehen…
Inhaltlich habe ich mich leider nicht mit allen Themen aktiv befassen können, bei einigen (tablet computing, game based learning und internet of things) musste ich zeitbedingt ein ‘passiver Lurker’ bleiben und konnte die Diskussion nur oberflächlich mitverfolgen. Dennoch habe ich aus dem opco12 viele Anregungen und neue Kenntnisse mitgenommen, habe die im horizon report beschriebenen ‘Trends’ näher kennengelernt und mir so einige Gedanken dazu gemacht.
Die Online-Events – die ich allerdings meist nur ‘nachhören’ konnte – haben eine gute Einführung geboten, gerade was die technischen Grundlagen der einzelnen Trends sowie z.T. erste Anwendungsbeispiele für Lehren und Lernen anging.
Was mir (ähnlich wie Wilke H. Riesenbeck) ein bisschen gefehlt hat, war eine theoretisch fundierte didaktische Diskussion. Wir sind eben von den (zumeist technisch bestimmten) Trends ausgegangen und nur zum Teil bei didaktischen Fragen (also: wie lässt sich Trend xy einsetzen, um mit einer bestimmten Lernendengruppe bestimmte Inhalte zu erarbeiten und bestimmte Ziele zu erreichen, und unter welchen Bedingungen kann dies erfolgreich sein?) angekommen – zum Teil sicherlich auch, weil einige technische Entwicklungen und Trends noch zu wenig konkret vorstellbar waren, so dass zunächst mal durchdrungen werden musste, was eigentlich hinter diesem Trend steckt.
Erst jetzt ist mir aber so richtig klar geworden, dass wir es – wenn man von didaktischen Kategorien her denkt – bei den Horizon-Report-Trends eigentlich mit ganz unterschiedlichen Dingen zu tun hat, an die man vielleicht auch unterschiedliche Fragen stellen bzw. die man unterschiedlich einordnen müsste:
- Ein Thema wie “mobile apps” spricht tatsächlich die Kategorie des “Mediums” im Lernprozess bzw. im didaktischen Setting an. Hier wäre z.B. zu fragen, welche Eigenschaften und Spezifika durch das Medium eingebracht werden und im Kontext mit welchen Lernzielen, Inhalten, Rahmenbedingungen usw. der Einsatz sinnvoll ist – dies ist z.T. in der Diskussion ja auch geschehen.
Ähnliches gilt für das Thema “gesture based computing”, wobei hier sogar nur eine Art der Interaktion mit dem (Lern)Medium angesprochen wird –> hier besteht aber für mich ein noch engerer Zusammenhang mit bestimmten Zielkategorien (z.B. was Bewegungslernen angeht) und bestimmten Lernendengruppen. Hier wären möglicherweise auch die Themenschwerpunkte tablet computing und ‘Internet of Things’ einzuordnen (wobei letzteres m.E. schon wieder eine spezifische Verbindung zum Gegenstand = Inhalt des Lernens haben könnte…) - ganz anders ein Thema wie ‘game based learning’ – hier steht weniger ein Medium als eigentlich eine methodische Organisationsform des Lernens im Mittelpunkt (die eher Ansätzen wie dem “problembasierten Lernen” vergleichbar ist als anderen eher technisch bestimmten Trends). Dies wird – möglicherweise durch die Assoziation zu ‘Computerspielen’ m.E. manchmal zu wenig bedacht. Spielerisch bzw. “spielbasiert” lernen kann man schließlich auch ganz ohne Medien, und die mediale Umsetzung ist eine der Fragen, die hier erst noch zu stellen wären. Daneben ist m.E. wiederum die Frage nach der Passung zu Zielen, Inhalten und Lernendengruppen zu diskutieren. Beim Thema game-based-learning würde mich zukünftig außerdem noch interessieren, welche Elemente das ‘Spielerische’ denn eigentlich genau ausmachen und wie diese (einzeln und/oder im Zusammenhang) auf (institutionalisierte und/oder didaktisch geplante) Lehr-Lern-Prozesse überhaupt übertragbar sind. (Das schließt ein bisschen an die Frage nach dem Eigensinn und Eigenwert des Spielerischen und der Problematik des Bemerkens einer didaktischen Intention an, ich würde es aber durchaus in Ordnung finden, Elemente des Spielerischen auch explizit und für die Lernenden nachvollziehbar in Lehr-Lern-Angebote zu integrieren).
- das Thema “Learning Analytics” betrifft wiederum eine ganz andere didaktische Kategorie – hier geht es nicht um den Einsatz eines Mediums oder einer Methode, sondern um die “Erforschung” (und ggf. darauf basierende “Steuerung”) von Lernhandlungen der Lernenden. Und hier wären natürlich ganz andere Fragen zu stellen – welche Lernhandlungen können eigentlich erhoben werden und lassen sich daraus sinnvolle Aussagen über den Lernprozess treffen, die dann wiederum (!) Anregungen zur Veränderung des Lehrhandelns geben könnten?
Spannend war für mich vor dem Kurs auch die Erfahrung des Formats MOOC. In meinem Ausgangsbeitrag hatte ich die Mischung aus starker Individualisierung und Orientierung am Gedankenaustausch betont. Für mich ist das Pendel (diesmal?) eher in Richtung der ‘Individualisierung’ ausgeschlagen. Ich habe meist v.a. gelesen (Materialhinweise und andere Blogposts) bzw. dann meine eigenen Gedanken in meinem Blog zusammengestellt. Diskussionen haben sich dabei nur zum Teil ergeben (was möglicherweise aber auch am gewählten tool und meiner “störrischen Twitter-Abstinenz” liegt). Spannend fände ich es diesbezüglich, ob es möglich ist, tatsächlich gemeinsam Lösungen für komplexe Probleme und Fragen zu finden (also z.B. Anwendungsbeispiele gemeinsam mit Experten und opco-Teilnehmern zu entwickeln): Denn dann lassen sich intensive und kontinuierliche Diskussionen und auch ein vertieftes Einarbeiten in die Themen nicht vermeiden… vielleicht wäre es eine Idee für zukünftige opco’s, (natürlich freiwillige) Arbeitskreise zu konkreten Problemen und Konzepten zu initiieren…
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