Virtual-Reality-Brillen sind auf dem Vormarsch: Dank eines rasanten technologischen Fortschrittes und einem wachsenden Potential, das nicht nur für Gamer und Unternehmen attraktiver wird, sind die Brillen in aller Munde. Museen, wie das Senkenberg und Co. erwecken ausgestorbene Dinosaurier durch VR-Technik wieder zum Leben. Auch Forschung, Lehrende der Hochschulen sowie Bildungseinrichtungen können von den Möglichkeiten der VR-Technik profitieren.
Die MultimediaWerkstatt am 20. Juni stand darum ganz im Zeichen von Virtual Reality und den Chancen für die Bildung, welche diese vielversprechende Technologie bietet.
In seinem Vortrag wies Fabian Rücker (Frankfurter VR Meet up) darauf hin, dass bereits mehrere innovative VR-Lehrformate existieren, wie Geschichts-, Raum oder Trainingsprogramme bieten, die in Bildungseinrichtungen oder Unternehmen vielversprechend eingesetzt werden. Auch das Kino hat die Technik erreicht, jüngst auf den Filmfestspielen in Cannes, sah sich sogar der große Regisseur Steven Spielberg genötigt, zu angebotenen VR-Kinoformaten Stellung zu beziehen und sie als gefährlich zu deklarieren. Grund dafür sei die schwindende Nutzerautonomie, die jegliches geleitete Storytelling der Kinofilme in kurzer Zeit ersetzt. “Man erfindet eine neue Sprache und wird selbst zum Kameraführenden”, kontert Regisseur Eric Darnell, macher des VR-Films “Invasion”. Dem Storytellingverlust widersprach jedoch Kay Meseberg von Arte, es gebe programmiertechnisch einige Möglichkeiten, in den Kamerablick des Users einzugreifen.
Eine Gefahr für den Menschen, soll dank VR stark minimiert werden: Die ESA (European Space Agency) simuliert Mondspaziergänge für ihre AstronautInnen, die Feuerwehr in Neuseeland stellt Kameras in brennenden Häusern auf und zeigt dabei Temperatur und Zeitangaben, um die Gefahr von Feuerausbreitungen – ohne selbst in Gefahr zu geraten – zu trainieren und gibt Anweisungen, was am besten zu tun ist. In der Medizin werden an CT-3D-Modellen komplizierte Herz-OPs an Neugeborenen durchgeführt, um eine geringere Fehlerquote und mehr Sicherheit für die Ärzte in der Praxis zu generieren, was besonders MedienzinstudentInnen enorm helfen könnte. Des Weiteren werden mit Hilfe von VR-Simulationen sogar Gehirnströme von inaktiven Muskeln bzw. Körperteilen von Querschnittsgelähmten in den Füßen reaktiviert. Auch kritische und gefährliche Polizei sowie MiIlitär-Einsatzübungen werden ohne reale Verletzungen ausprobiert- und verbessert.
Die Sendung Arte 360 Grad oder die MDR Zeitreise App produzieren wegweisende kostenlose VR-Formate für die öffentlich-rechtlichen Anstalten. So konnte der Redakteur Kay Meseberg (ARTE 360 Grad) von den Herausforderungen weltweiter Projekte erzählen, die in ihrer Entwicklung erst am Anfang ihrer Möglichkeiten stehen, Modelle vorstellen und es wurde rege durchprobiert. So weit die aktuelle Entwicklung, aber was heisst eigentlich VR in der Praxis?
Vor allem eins: Immersion. Unsere Sinne tauchen komplett in unsere sicht- und hörbare Umgebung ein und dadurch könnte ein neues Erfahrungspotential entstehen. Immersion ist die Vermischung von Wahrnehmung und Realität. Denn was wir durch eine VR-Brille sehen, scheint uns real. Auf die Eindrücke hin, möchten wir uns in der neuen Umgebung der VR Brille real bewegen- ohne, dass der Raum oder die Gegenstände auch wirklich existieren. So zeigt sich, dass Menschen, die eine VR-Brille tragen, gegen Wände oder Menschen laufen, wenn sie in eine instiktive Fluchtsituation durch die gezeigten Bilder geraten. Oder es entsteht spontan ein flaues Gefühl bis hin zu Schwindelgefühlen, wenn die Sehenden in einem VR Video virtuell “bewegt” werden.
Video und Folien des Vortrags von Kay Meseberg (Arte 360°):
Video und Folien von Fabian Rückert (VR Meetup Frankfurt):