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Highlights des Tages: Der Rückblick

Der Mitarbeiter*innentag des Projekts „Starker Start ins Studium“, ausgerichtet vom Zentrum Naturwissenschaften im Starken Start, stand ganz im Zeichen des Leitbilds digitale Lehre und der Digitalisierung in der Praxis der Lehre an der Goethe-Universität.

In Ihrer Begrüßung der Mitarbeiter*innen und Gäste rückten der Vizepräsident für Lehre Prof. Dr. Roger Erb als auch studiumdigitale-Vorstand Prof. Dr. Detlef Krömker das Leitbild digitale Lehre in den Fokus und werteten die durch den Senat gekürzte Fassung als einen Erfolg, der jedoch nur einen ersten Schritt der Goethe-Universität auf ihrem Weg zur Digitalisierungsstrategie darstellt.

Präsentation zum Mitarbeitertreffen von Prof. Krömker

Im Anschluss hielt  Medienpädagoge Prof. Dr. Thomas Damberger einen mitreißenden Vortrag: Er eröffnete neue Perspektiven auf die Entstehung eines Mediums und seiner Geschichte und lieferte zahlreiche Anekdoten rund um die zu erwartende Abkehr vom typischen Medienkonsum hin zum Storytelling. Dabei spannte Damberger einen überraschenden Bogen von scheinbar fachfremden Themen und gelangte darüber auf überraschende Erkentnisse zu gelangen.

Nach einer kurzen Pause begaben sich die Teilnehmer*innen in die Gruppenphase, in der fünf Themen bearbeitet wurden:

Nach dem Motto „Blog statt Block“ wurden die einzelnen Sitzungen nicht nur im Plenum vorgestellt, sondern jeweils von einer Bloggerin begleitet. Die Berichte aus den Gruppen sind hier im Blog zu lesen.

 

 

Bildung im Digitalzeitalter – Keynote von Dr. Thomas Damberger

„Die Nutzung digitaler Medien geschieht unter Berücksichtigung von (rechtlichen), ethischen und wirtschaftlichen Randbedingungen.“

Unter diesem Satz aus dem Leitbild digitale Lehre stand der Inhalt des Vortrags von Thomas Damberger, Vertretungsprofessor am Lehrstuhl für Neue Medien in Lehr- und Lernkontexten im FB04 (Erziehungswissenschaften) der Goethe-Universität.

Auf den ersten Blick, so konnte man einer bildlichen Gegenüberstellung von heute und den 1920er Jahren entnehmen, hat sich offenbar nicht viel geändert: früher standen wartende Menschen an der Straße und lasen ihre Zeitungen – heute starren sie in ihre Smartphones.

Was aber ist ein Medium? Im 19. Jahrhundert hatte der Begriff noch einen anderen Inhalt: am 16. Januar 1874 fand im Haus von Charles Darwins Vater eine Seance, also eine Geisterbeschwörung statt – und für diese brauchte man ein Medium (Allerdings geschah dort an diesem Abend: nichts).

Ein Medium war nach damaligem Verständnis eine Person, die als Vermittler zwischen dieser Welt und der Geisterwelt fungiert; an ein Buch hätte derzeit wohl niemand gedacht.

Ein relativ bekanntes Buch (die Bibel) ist auch ein Vermittler, denn seitdem der Mensch aus dem Paradies „hinauskomplimentiert“ wurden, spricht Gott nicht mehr unmittelbar zum Menschen sondern durch die Welt (Comenius) und die Schrift.

Da viele Menschen in den vergangenen Jahrhunderten weder lesen noch Latein konnten brauchte man also ein weiteres Medium „2. Grades“, nämlich einen Priester, der das Buch lesen und interpretieren konnte.

Mit der Erfindung des Buchdrucks, der deutschen Übersetzung der Bibel durch „Juncker Jörg“ (aka Martin Luther) und der zunehmenden Alphabetisierung begann dann der Siegeszug der Medien – aber nicht nur im religiösen Kontext: Wenn man die Bibel als eine Art „Programmcode“ auffasst (Gott schreibt vor – der Mensch lebt entsprechend), dann verwundert es nicht, dass bald schon andere und kritische Köpfe wie Voltaire, Kant, Herder, Rousseau auf die Idee kamen, wie man andere Programme entwickelt, mit denen eine Gesellschaft besser aussehen könnte. Diese Programme (#aufklärung #humanismus) konnten mittels des neuen Mediums unter das Volk gebracht werden. Medien und Humanismus sind daher nicht voneinander zu trennen

Wie sieht das nun aber mit neuen Medien aus? Ergibt sich aus diesen auch ein neues Menschenbild?

Neuen Medien bezeichnet im Folgenden Kontext immer digitale Medien, egal ob Smartphone, Laptop oder ein Roboter.

Das Prinzip des Digitalen fußt in digitus, dem lateinischen Wort für Finger. Und mit Fingern kann man vielfältige Dinge tun – in der Nase bohren, auf Dinge deuten (etwas be-deuten), aber man kann mit den Fingern auch zählen.

Die Atome der Digitalen Welt sind binäre Ziffern – binary digits – nämlich Nullen (0) und Einsen (1) und mit diesen kann man unheimlich viel machen, ob es eine Powerpointpräsentation, ein Digitalfoto oder Virtual Reality ist. Wir gehen damit über die wirkliche Welt hinaus und gestalten und bilden uns in eine neue Welt hinein – Digitalisierung und Bildung haben insofern vieles miteinander gemein.

Aber auch, um digitale Medien adäquat nutzen zu können, benötigt man eine bestimmte Art von Bildung – nach Peter Euler ist Technologie „geronnene Bildung“.

Unser Verhältnis zu den digitalen Medien hat sich massiv geändert: Die Programmierung der riesigen elektromechanischen Rechenmaschinen konnte eine physische körperliche, sinnliche Erfahrung sein, da man in diese hartverdrahteten Geräte buchstäblich hineinsteigen musste.

Dies änderte sich seit den 1970er Jahren, denn seitdem muss man nicht mehr in den Computer hineinkriechen, sondern man sitzt davor und kommuniziert mit dem Gerät von außen, indem man auf Knöpfe drückt.

Die meisten denken, dass das noch immer so ist – aber die heutigen Geräte, die wir z.B. als Smartphones mit uns herumtragen, enthalten eine Menge an Sensoren (Mikrofon, Kamera, Gyroskop, Magnetsensor, Lichtsensor Thermometer…), die permanent alles, was wir tun und was um uns herum geschieht, erfassen.

Tatsächlich sitzen wir nicht mehr vor dem Computer, sondern wir befinden uns im Computer, den wir um uns herum gebaut haben. Durch unsere sinnliche und körperliche Interaktion mit der digitalen Sphäre sind wir bereits Teil dieses kybernetischen Systems und damit in gewisser Weise Cyborgs – kybernetische Wesen.

Auf die Spitze getrieben könnte das so aussehen wie die kybernetische Hand von Kevin Warwick, der sich vor bereits 20 Jahren einen Chip hat implantieren lassen, mit dem er eine künstliche Hand steuern konnte. Oder die Bodyhacker-Szene, die ihren Körper mit digitalen Erweiterungen versieht (wie z.B. Tim Cannon mit dem Circadia-Modul). Und RFID-Implantate sind nicht länger ein Privileg für Haustiere, sondern buchstäblich „Türöffner“ für jedermann, mit dem in naher Zukunft Daten ausgetauscht werden und Einkäufe bezahlt werden können.

Der Chirurg, der in Shanghai sitzt und eine Herz-OP an einem Patienten in Frankfurt durchführt, ist eigentlich auch schon keine richtige Zukunftsmusik mehr.

Nach Harari („Homo Deus“) hat der Dataismus die Chance, ein großer Gleichmacher zu sein: Beethovens 5. Sinfonie, Shakespeares König Lear und das Grippevirus sind nur drei Muster des gleichen Datenstroms und damit eigentlich das Gleiche, da sie mit den gleichen Instrumenten analysierbar sind.

Aber die digitalen Geräte können nichts von sich aus – Siri „versteht“ eine Stimme nicht wirklich. Sie wird digitalisiert und in eine reine mathematische, mit Algorithmen analysierbare Form abstrahiert (verdatet), die vom Computer verarbeitet werden können.

Dass dies nicht nur positiv ist, wird im digitalen Manifest ausformuliert, das neun europäische Wissenschaftlert veröffentlicht haben: Demnach stehen wir am Scheideweg, denn Big Data, künstliche Intelligenz, Kybernetik und Verhaltensökonomie werden die Gesellschaft im Guten wie im Schlechten prägen und bergen das Risiko, zu einer Gesellschaft mit totalitären Zügen zu führen, in denen Handeln, denken und wissen von einer zentralen Intelligenz gesteuert werden.

Und Schritte in diese Richtung gehen auch die Lieblingskindern der digitalen Bildung – Stichwort Adaptive Lernsysteme / Learning Analytics. Sie ermöglichen Steuerung und Kontrolle in bisher nicht vorstellbarem Ausmaß. Einerseits bekommt jedes Kind damit seinen eigenen Lehrer, denn das Curriculum lässt sich perfekt individualisieren und auf den aktuellen Wissensstand zuschneiden. Aber in zweiter Ebende werden damit auch Unmengen von Daten erfasst – bis zu einer Situation, in der die schlechten Mathematikleistungen der kleinen Lisa von der Maschine mit Schlafmangel und ungesunder Ernährung in Verbindung gebracht werden.

2014 wurde erstmals ein journalistischer Bericht über ein Erdbeben in Los Angeles von einem Algorithmus verfasst und veröffentlicht. Mit Narrative Science ist es heute schon möglich, Daten und Zahlen automatisch in einen lesbaren Text umzuwandeln. Und auch eine Zeitschrift könnte ökonomische Vorteile daraus ziehen, bei einem plötzlichen Ereignis (z.B. einem Terroranschlag) aus versandten Kurznachrichten und Bewegungsprofilen Meldungen zu generieren, die in Sekundenschnelle veröffentlicht werden und nicht mehr auf langsame, journalistische Recherche angewiesen sind.

Aber es ist nicht nur denkbar, dass wir von gezielter Werbung in der Seitenleiste manipuliert werden, sondern auch, dass Nachrichten adaptiv sind und in „adressatengerechten“ Varianten veröffentlicht werden. Damit können wir in der gleichen Zeitung je nach Leser*in eine rechtskonservativ und eine linksliberal konnotierte Meldung lesen.

Was geschieht dann mit fachlichen Texten, z.B. im Bildungskontext? Wie schön wäre es, Adornos „Negative Dialektik“ als adaptiven Text so auszuliefern, dass er von allen Studierenden gelesen und sofort verstanden werden kann. Damit wird aber der Diskurs unmöglich, da sich nicht mehr alle auf den gleichen Text beziehen – und es vielleicht sogar gar nicht merken.

Mit den digitalen Medien und ihrem Adaptionspotenzial besteht die Gefahr, dass eine  fragmentierte Gesellschaft entsteht, in der wir nicht mehr – wie bei der Ausbreitung des Humanismus – durch Ideen geeint werden, sondern durch zunehmende Individualisierung mehr und mehr von einander getrennt sind.

Doch kommt mit der Gefahr auch die große Chance, dass wir solche Phänomene zum Gegenstand in Bildungskontexten machen und es nicht nur darum geht, wie wir welches Neue Medium sinnvollsten einsetzen, damit eine Sache am besten gelernt wird.

Es ist somit unsere Aufgabe, die problematischen Aspekte der ethischen und ökonomischen Randbedingungen der Digitalisierung (#medienkompetenz) mitzudenken und mitzugestalten.

Der Vortrag steht hier als Aufzeichnung im Videoportal bereit.

 

Elektronisches Prüfen – Zwischen 2 Welten

Nach einer kleinen Vorstellungsrunde im Workshop „Elektronisches Prüfen an der Goethe-Universität Frankfurt“ ist klar: Das Interesse in den verschiedenen Fachbereichen der Naturwissenschaften ist vorhanden, ob in Mathematik, Chemie oder Biologie – In Anwendung und Diskussion befinden sich die eKlausuren bereits.

Doch: Warum elektronisch prüfen? Die Zeitersparnis durch eine effizientere Korrektur und die qualitative Verbesserung der Prüfung scheinen dem Input gebenden Moderator Nils Beckmann (HRZ) zunächst sehr wichtig. Die Goethe-Uni bewege sich zum aktuellen Zeitpunkt zwischen zwei Welten im Bereich der elektronischen Prüfungen:

  • EvaExam („Scannerklausuren“, weiterhin papierbasiert) und
  • LPLUS (Prüfung direkt am PC).

Die kreativere und freiere Gestaltung der Klausuren durch Dateianhänge, verschiedene Softwareanwendung  (z. B. Excel) und Einbindung von Bildern, Audio und Video wird möglich und auch die Abfrage ist mehr als nur Multiple Choice: mit Dropdown-Feldern, Freitextfeldern, Single-Choice, Lückentext-Aufgaben u.v.m. ist Abwechslung in den Prüfungsfragen gesichert.

Wie läuft eine eKlausur ab?

Nach der Anmeldung am Computer beginnt die Prüfungszeit mit einer weiteren Bestätigung abzulaufen. In der Prüfungsansicht der eKlausur wird eine Übersicht der zu bearbeitenden Fragen angezeigt. Im bildschirmfüllenden Feld wird die angeklickte Klausurfrage gezeigt und kann bearbeitet, beantwortet oder für die spätere Bearbeitung markiert werden.

Am Ende bestätigt der Prüfling die Abgabe der Gesamtklausur durch Klick auf einen roten Button mit einem kleinen Männchen: „der davoneilende Prüfling“.

In den vergangenen Jahren wurde das Prüfungsszenario schon mit vielen Studierenden ausprobiert. Diese Usability-Tests zeigen, dass die elektronische Prüfungssituation von Studierenden sogar als angenehmer empfunden wurde als die klassische Prüfungssituation in einem großen vollen Hörsaal.

Automatische Korrektur

Die automatische Korrektur der Klausur und die objektive Bewertung sind für den Mathematiker Dr. Bauer wichtig: Seinem Ziel – der fairen Korrektur – kann er bei der Anzahl der Klausuren, die er korrigieren muss, kaum nachkommen. eKlausuren scheinen hierfür die Lösung zu sein. Die Vorbereitung der Studierenden auf die ungewohnte oder neue Prüfungssituation sei aber nicht zu vernachlässigen. Von Probeklausuren bis hin zu Erklärvideos vor der Klausur ist technisch aber einiges möglich.

Wichtig für die Lehrenden ist die sinnvolle Umstellung der Klausurfragen, die Formulierung und die Beachtung des Schwierigkeitsgrades: Wie baue ich diese Aufgabe so um, dass ich sie sinnvoll in einer eKlausur abfragen kann? Das gezielte Einsetzen von verschiedenen Tools kann hilfreich sein.

Lukas Schulze-Vorberg (IKH) stellt das System und die zu beachtenden Problematiken genauer vor: Automatische Aufgabenanalyse, Schwierigkeitsindex, Trennschärfeanalyse und Distraktoranalyse.

In der Diskussion ergabt sich viel Gesprächsbedarf zu den Möglichkeiten, und Einschränkungen dieser neuen Techniken. Eins ist klar: Dieses Prüfungsformat hat großes Potential, wenn man es durchdacht ein- und umsetzt – und kann den Lehrenden langfristig einige Arbeit abnehmen.

Audience Response Systeme

 eduVote

Mario Wurglics berichtete von seinen sieben Semestern Erfahrung mit ARS: In einem Seminar im Fach Chemie hat er regelmäßig 120 Teilnehmer*innen pro Semester. Dabei stellte er fest, dass 70% der Studierenden von gesteigerter Aufmerksamkeit berichten und 74% die Anonymität der Antworten schätzen (besser als Rückmeldung / Antwort durch Aufstehen oder Handheben).

Seine Entscheidung fiel auf eduVote, weil es ein einfaches System ist – die Einarbeitung erfordere nur fünf Minuten für Dozent*innen, und für Studierende ist es ebenso einfach; die Rückmeldung funktioniert über das Smartphone. Fragen werden in PowerPoint integriert, der Zugang erfolgt über einen QR-Code.

Das sind auch die wesentlichen Eigenschaften und Vorteile: eduVote ist vollständig in PowerPoint steuerbar, es ist kein Wechsel zwischen Browser und Präsentation nötig. Allerdings sind Freitextfragen nicht möglich. Entscheidend für den Einsatz ist aber das didaktische Konzept.

Folgende Erfahrungen und Stolpersteine

Das Ergebnis ist sofort da – dies erfordere aber auch Flexibilität vom Lehrenden, auf die Ergebnisse zu reagieren. Möglich ist da z.B. die Diskussion der Ergebnisse in Kleingruppen. Wurglics weist aber auch darauf hin, dass das System ein Zeitfresser ist: Für drei Fragen müsse man 10 Minuten Veranstaltungszeit investieren. Sehr viel mehr Fragen seien daher schwierig, aber die Zeit für Fragen sei gut investiert – Studierende schätzen eduVote sehr.  Rund 3-5 Fragen pro Veranstaltung passen zeitlich gut ins Konzept. Das System ermögliche das gekonnte Aufwecken der Teilnehmer*innen.

Ein Teilnehmer fragte dazu: Besteht nicht die Gefahr, dass die Studierenden nach der Abstimmung das Handy in der Hand behalten? Die Antwort: Ja aber das lässt sich ohnehin nicht steuern.

Ein Stolperstein: Das WLAN muss funktionieren, auch um Updates zu ermöglichen. Tageweise können diese den reibungslosen Betrieb behindern. Auch deswegen müsse genügend Vorbereitungszeit eingeplant werden.

Das Seminar beginnt mit Wiederholungsfragen aus der letzten Sitzung, bei neuen Themen bietet sich eine Abfrage von Vorkenntnissen an.

Eine weitere Motivation ist, dass Chemie sich als Multiple-Choice Fach eigne, in welchem die Fragen (für Studierende der Pharmazie) sogar im Staatsexamensfragen MC sind. Und Studierende sollen auch darauf vorbereitet werden.

Der Größte Vorteil an eduVote ist, dass es so einfach ist und keine  zusätzlichen komplizierten Geräte und Programme braucht.

„Die meiste Zeit sollte man dafür verwenden, kluge Fragen zu entwickeln, nicht, sich mit dem System zu beschäftigen“
Einsatzszenarien

Eine Vorab-Wissensabfrage ermöglicht es, die Lehre auf den Wissensstand der Studierenden abzustellen. Jede Sitzung beginnt mit zwei oder drei Fragen (zur vorangegangenen Sitzung). Studierende können sich zugleich innerhalb der Lerngruppe verorten: Wo bin ich in der Gruppe?

Wurglics berichtet, dass die Ergebnisse bei anonymen Antworten qualitativ hochwertiger sind. Antworten sind im Nachhinein in Excel verfügbar und damit auch für eine Evaluation oder als Statistik verwertbar.

Antworten können auch Ausgangspunkt für Diskussion sein: Wenn etwa Antworten sich auf zwei Möglichkeiten konzentrieren, können Studierende aufgefordert werden, ihre Wahl zu diskutieren und die Frage später nochmal beantworten: Hat sich die Anwort verändert? 

UniQuS

Das SeLF-Projekt „UniQuS“ besteht aus Mathe- und Informatikanteilen, drei Studenten als harter Kern einer studentischen Gruppe, die ein ARS (und mehr) entwickeln und programmieren: Onur Karademir, Kaan Pizi und Kai Brobeil

UniQuS ist ein selbst entwickeltes browserbasiertes System, das auch ermöglichen soll, eLectures durch verschiedene Tools anzureichern. Videostream der Vorlesung soll mit einem PDF synchronisiert werden können. eLecture sollen Navigationspunkte haben, um gezielt nach Themen und Schlagworten zu suchen.

Das Ziel besteht darin passgenaue Tools zu entwickeln, um Lehrenden zu ermöglichen, ihre Vorstellungen in der Lehre umzusetzen.

Das System ist ein Standard für die Eingabe von Quizfragen, dabei sind verschiedene Formate von Fragen und Fragetypen möglich. Lehrende sollen die Möglichkeit haben, schnell Fragen einzugeben. Das Projekt wird auch auf den Bedarf passgenau programmiert.

Ausgangspunkt ist bisher die Mathe-eLearningplattform, die um wird um eine Quizfunktion erweitert wird. Quizfragen sollen auch bei elektronischer Aufzeichnung der Matheplattform durchführbar sein. Gleichzeitig laufen aufgezeichnete Vorlesung und PDF, in einem dritten Fenster Quizfragen.

Ziel ist es eine Plattform zu entwickeln, die mehrere Fragetypen ermöglicht. Ein gemeinsamer Standard soll auch den Austausch von Fragen und Fragetypen ermöglichen.

Dazu kam eine Frage: Ist es auch möglich, dass Studierende Fragen eingeben, einpflegen können? Die Studierenden sind begeistert, wollen das programmieren, sobald Lehrende sich dafür begeistern (und eine Finanzierung möglich wird)

ars nova

Als letztes stellte Bertram Bühner ars nova vor, ein weiteres Audioresponse-System, das von der Hochschule Mittelhessen entwickelt wurde. Nachdem er das Systemerklärte, das Fragen und Kommentare der Studenten zulässt, Hörsaalfragen und live-Feedback mit Smileys  ermöglicht und eine Vielzahl von Fragetypen ist möglich, wiest er weiter darauf hin, dass dieses Feedback auch eine Herausforderung für die Dozent*innen bedeutet. Das System funktioniert im Browser – d.h., es ist schwer, die Präsentation der Vorlesung und die Browseransicht des Systems gleichzeitig zu überblicken und zu verwalten.

Flipped Classroom

Es kristallisierte sich recht bald heraus, dass es zwei verschiedene Umsetzungen des Konzepts des Inverted Classroom gibt.

Zum einen die „klassische Variante“, die aus der Erstellung von digitalen Lerninhalten (Videos, Lernbar ect.) besteht. Aufgrund des hohen Zeitaufwands bei der Erstellung der Inhalte eignet sie sich vor allem für Formate, in denen die Lerninhalte mehrfach verwendet werden können und die von einer großen Zahl von Studierenden besucht werden. Dies gilt beispielsweise für die vorgestellten Projekte aus der Input Phase: Dr. Julia Sommer berichtete von der von ihr erstellten Lernbar zur Vorbereitung eines biologischen Praktikums, Prof. Dr. Cornelius Krellner stellte Einführungsvideos zur Versuchsvorbereitung des Physikpraktikums vor (https://www.youtube.com/channel/UCYsrUpiWhSxs1WLn6UR2gkw).  Vorteil war hier nicht nur, dass hierdurch mehr Zeit auf das tatsächliche Ausführen der Versuche entfiel. Durch die Nutzung der Feedbackfunktion der Lernbar ist es ebenfalls möglich, den Leistungsstand der Studierenden im Vorfeld in Erfahrung zu bringen und darauf zu reagieren. Eine abschließend von Dr. Julia Sommer durchgeführten Evaluation zeigte einen deutlichen Zuwachs in relevanten Kompetenzen der Studierenden.

Es wurde kritisch diskutiert, inwieweit sich diese Form der Umsetzung für die Geisteswissenschaften handelt. Anbieten würden sich beispielsweise Inhalte zu grundlegenden Theorien, die durch Anwendung auf Beispiele in der Anwesenheitszeit  diskutiert werden.

Meist bietet sich dort allerdings an, was hier als „Inverted Classroom light“ bezeichnet wurde: Die Studierenden bereiten sich zuhause vor, indem sie beispielsweise Texte lesen oder Aufgaben rechnen, die dann in der Veranstaltung besprochen werden. Vorteile sind der deutlich geringere Arbeitsaufwand so wie die erhöhte Flexibilität, da Inhalte leichter an das Leistungsniveau des aktuellen Kurses angepasst werden können.

In beiden Fällen stellt sich die Frage, wie sichergestellt werden kann, dass die Studierenden sich wirklich vorbereiten. Zwar ist die Intention hinter der Methode, selbstregulierendes Lernen der Studierenden zu initiieren. Wie Prof. Eberhard Engel berichtete, war die Bereitschaft der Studierenden zu eigenverantwortlichem Vorbereiten einer von ihm gegebenen Veranstaltung nach der Flipped Classroom-Methode allerdings gering. Allgemeiner Konsens in der Diskussion war, dass Verbindlichkeiten hergestellt werden müssen, um die gewissenhafte Vorbereitung zu garantieren, insbesondere in Anfänger- oder Vorlesungen für Nebenfächler. Dies kann in Form von Sanktionen geschehen, sei es in Form von Eingangkontrollen, wie ein Quiz (Lernbar) oder ein Eingangskolloquium, die optional mit Teilnahmekriterien verbunden werden können. Alternativ kann Social Commitment als Anreiz dienen, beispielsweise indem Studierende in der Veranstaltung in Kleingruppen über die Texte sprechen sollen (peer learning).

Erklärvideos

Erklärvideos sind nicht zu verwechseln mit eLectures. Sie sind kürzer, erlauben einen informaleren Stil und bieten sehr viel mehr Möglichkeiten. Als fachthematische Inputgeber*in standen Constanze Heinzen (Riedberg TV) und Martin Stelte (Zentrum Geisteswissenschaften) bereit.

Ein Erklärvideo kann als kleiner Film mit Handlung, als Video als Screencast oder auch in Lege-Technik produziert werden. Dabei sollte natürlich der Inhalt und das Ziel ausschlaggebend sein für die Wahl der Methode. Erklärvideos kommen in flipped classroom Szenarien aber auch zur medialen Aktivierung während Präsenzveranstaltungen zum Einsatz.Ein großer Vorteil von Erklärvideos ist, dass Bild + Ton + Handlung zur Informationsvermittlung zur Verfügung stehen. Außerdem ermöglichen Erklärvideos einen Kontakt auf Augenhöhe und haben unter Studierenden eine hohe Akzeptanz.

Insofern entstehen Hürden vor allem auf Seite der Hersteller, nicht auf Seite der Nutzer. Dabei ist die technische Umsetzung der Herstellung eines Erklärvideos ein geringeres Problem, da es sehr gute Software gibt, die intuitiv bedienbar ist und sich meist Leute finden lassen, die die Technik beherschen. Das größere Problem ist meist die Erstellung des Konzepts für das Erklärvideo. Da hilft es zu Modularisieren und den Lernpfad in kleine Lerneinheiten zu zerlegen.

Erklärvideos müssen (und sollten!) technisch nicht perfekt sein. Versprecher und wackelige Kameraführung machen die Videos authentisch und stören nicht, wenn der Inhalt gut und relevant ist. Wichtig ist, einfach erstmal loszulegen und es auszuprobieren. Besser werden, kann man dann immernoch.

Trotzdem sollte man den zeitlichen Aufwand für die Herstellung eines Erklärvideos nicht unterschätzen. Eine „Drehzeit“ von 6 Stunden für 15min Erklärvideo ist durchaus realistisch, vor allem bei „Anfängern“.  Nicht jeder ist ein guter Schauspieler und fehlerfrei ohne viele „ähh“s und „ehhhm“s einen längeren Text zu sprechen in dem Bewußtsein dabei gefilmt zu werden und evtl. noch Handlung auszuführen, ist schwierig.

Häufig muss man aber im Video gar nicht als Person auftreten. Viele Dinge können auch an der Tafel oder als Screencast am Rechner/Tablet erklärt werden. Auch beim Drehen von Erklärvideos gibt es natürlich die Möglichkeit, für Handlungen vor der Kamera schauspielerisch erfahrenere und begeistertere Personen zu gewinnen/engagieren als den/die Dozent*in.

Ein weiteres Problem beim Einsatz von Erklärvideos sind die rechtlichen Fragen. Damit Erklärvideos einen tatsächlichen Mehrwert haben, müssen sie gezielt eingesetzt und sinnvoll eingebunden werden. Außerdem sollten sie nur ergänzend, und nicht ersetzend eingesetzt werden. Die Sorge besteht, dass der Einsatz von Lehrvideos die Lesekompetenz und die Verantwortung für den eigenen Lernprozess bei Lernenden negativ beieinflussen könnte.

Allerding können Videos auch eingesetzt werden, um Lücken aufzuzeigen oder helfen, den Einstieg in Texte zu erleichtern. Ebenso kann das Erstellen von Erklärvideos als Lehrmethode eingesetzt werden.

World Café: (Leitbild) Digitale Lehre zum Leben erwecken – Konkrete Schritte zur Umsetzung

In dem Workshopformat World Café diskutierten die Teilnehmer*innen das neue Leitbild Digitale Lehre. Das Leitbild wurde an der Goethe-Universität in einem mehrstufigen Prozess zwischen 2017/18 erarbeitet. Dabei ging es darum, wie die im Leitbild formulierten Grundsätze und Zielvorstellungen sich im täglichen praktischen Handeln der Lehrenden manifestieren können. Konkret: Wie lässt sich das Leitbild mit Leben füllen, welche greifbaren Schritte und Maßnahmen braucht es dafür.

Das World Café ist ein Format das sich für Gruppenarbeiten ab 12 Personen besonders eignet kreativ zu brainstormen. An drei Thementischen sammelten und diskutierten die Lehrenden Lösungsansätze zu drei zentralen Fragestellungen, die sich aus dem Leitbild ergeben:

  • Digitale Kompetenzen: Was brauchen Lehrende, um diese Kompetenzen zu entwickeln?
  • Rahmen- und Supportstrukturen: Wie sollten diese idealerweise aussehen, um „Digitale Lehre“ zu ermöglichen?
  • Anreiz- und Belohnungsstrukturen: Was motiviert Lehrende zu „Digitaler Lehre“?

Der Methode World Café folgend wechselten die Teilnehmenden zwischen den Tischen und notierten ihre Ideen direkt auf vorbereiteten Papierbögen:

 

Die wichtigsten Ergebnisse aus dem World Café hier im Überblick:

 
Wunsch nach Hilfe zur Selbsthilfe bei den Rahmenbedingungen ( Wer gilt als Ansprechperson, Rechtslage, nötige Bereiche, bekomme ich Support, welchen gibt es bereits und welchen sollte es geben?)

Einstellungen der Entscheider*innen und der Lehrenden sollen positives Mindset bekommen, statt redundate Sinndiskurse durchzugehen

 

Digitale Kompetenzen

  • funktionierende Rahmenbedingungen
  • Hard Software
  • Team-Teaching öfter praktizieren
  • Best-Practice-Beispiel
  • Wissen über Infrastruktur
  • Sicherheitsaspekte im Zusammenhang mit Lernplattformen
  • Bereitschaften, sich beraten zu lassen
  • Offenheit zum Neuen (digitale Lehre)
  • Blick auf positives Potenzial
  • Unterstützung durch mediendidaktisch/technisches versiertes Personal
  • eTutoren
  • Schulungsangebot
  • sanfter „Zwang“ Verbindlichkeit (z.B. in Berufungsverfahren)
  • Zeit
  • Freiraum
  • Motivation (wieso eigentlich)

 

Anreiz & Belohnung

  • verlässliche Struktur
  • Seminar-„Tutoren“ (1./2. Sitzung), Peer-Teaching statt Vorträgen in Verantwortungen einteilen, Zeit sparen
  • Anerkennung
  • Freiraum
  • Digitale Kompetenz als wichtiges Einstellungskriterium
  • langfristige Zeitersparnis
  • Entlastung
  • Konzepte für digitalisierte Lehre bereitstellen
  • Erfahrungen von Studierenden mit Technologie nutzbar machen, als Partner involvieren
  • Förderstruktur/-Programme/Geld
  • Durch Nutzung digitalen Medien (Geräte) mehr Anerkennung von Studierenden
  • funktionierende Rahmenbedingungen
  • gute Unterstützungsangebote
  • Zeitaufwand müssen gesehen werden
  • digitalisierungsfreundliches Mindset
  • Aktivierung/Beteiligung von Studierenden (interaktiviere Lehre)
  • geringer organisatorischer Aufwand (z.B: Wer hat fristgerecht eingereicht, wer nicht etc.)

 

Rahmen & Support

  • (zu ergänzende) Wegweiser/ Checkliste mit Steps zum Vorgehen digitaler Lehre – alles gebündelt mit entsprechenden Ansprechpartner (AP)
  • Rechtsfragen (eigene Zuständigkeit & schnellere Klärung)
  • Akteur*innen besser vernetzen (studiumdigitale, HRZ, Rechtsabteilung, Datenschützer*innen)
  • KOSTEN
  • Knowhow an Universität nutzbar machen (bspw. Studierende des Fachbereich Informatik)
  • „Kontinuität und Verlässlichkeit“
  • Knowledge Management
  • Viel Gelegenheit zum kollegialen Austausch
  • Diverse technische Strukturen (nicht nur OLAT und Fiona)

Zum Ablauf des Tages

Eröffnet wird der gemeinsame Tag von Vizepräsident Prof. Dr. Roger Erb, den wir damit auch herzlich im neuen Amt willkommen heißen.

Dr. Thomas Damberger stimmt uns mit der Keynote „Bildung im Digitalzeitalter – Wie Neue Medien unser Bild vom Menschen verändern“ auf das Thema des Tages ein.

Ein Kommentar und Input von Prof. Dr. Detlef Krömker (studiumdigitale) wird in den handfesten Teil überleiten, in welchem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Workshops mit verschiedenen, teils sehr konkreten Aspekten der Digitalisierung in der Lehre befassen. Zur Auswahl stehen Workshops zu den Themen Erklärvideos, Inverted Classroom, Selbsttests und Audience-Response-Systeme sowie E-Prüfungen.

Für Kolleginnen und Kollegen, die an der Auseinandersetzung mit dem Leitbild Digitale Lehre interessiert sind, bietet ein World Café die Gelegenheit, verschiedene Aspekte des Leitbilds kontrovers, konstruktiv und kollegial zu diskutieren.

Der offizielle gemeinsame Teil schließt im Plenum mit einer Zusammenfassung des Tages ab – und wir schicken Sie mit einem kleinen Imbiss zum Ausklang ins lange Wochenende.

Blog statt Block!

Willkommen zum MitarbeiterInnentag 2018 der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Projekt Starker Start ins Studium!

Das Zentrum Naturwissenschaften und studiumdigitale begrüßen alle Kolleginnen und Kollegen auf dem Campus Riedberg und freuen sich auf einen produktiven und motivierenden Mitarbeiter*innentag mit dem Thema „Digitalisierung der Lehre – Chancen nutzen und Herausforderungen meistern“.

Inspiriert vom Thema des Tages haben wir beschlossen, unser Treffen mit einem Blog zu begleiten, in welchem wir Ergebnisse der Workshops, aber auch Gedanken zu verschiedenen anderen Aspekten des Tages dokumentieren wollen. Diese Sammlung von Artikeln soll auch über den Tag hinaus bestehen bleiben und mit etwas Glück entfaltet es eine Wirkung als virtueller Ort, an dem Ideen entzündet und Kontakte geknüpft werden.

Im Hintergrund der Veranstaltung steht das „Leitbild digitale Lehre“, das sich die Universität gegeben hat und das für altgediente und neugewonnene Akteure in der Lehre mit Neuen Medien (und solche, die es werden wollen) gleichermaßen eine Bestärkung ist, aber auch eine Reihe von Fragen aufwirft.