Handarbeit: Ein neues Hobby

Wie im Artikel auf Politiken am Beispiel vom Stricken erläutert, kann Handarbeit unter Anderem dazu beitragen, Stress zu reduzieren und sich insgesamt wohler zu fühlen. Viele Menschen haben diese Effekte erlebt, die nun auch wissenschaftlich bewiesen sind. Auch ich habe solche Erfahrungen gemacht: Seit ich klein war ist Handarbeit Teil meines Lebens und ich habe im Laufe der Zeit schon viele verschiedene Arten von Handarbeit ausprobiert und dabei unterschiedliche Techniken gelernt.

Besonders in der Corona-Zeit kann Handarbeit ein gutes Mittel sein, um mit sozialer Isolation und der Eintönigkeit des Alltags besser fertig zu werden. Sie kann natürlich keine Therapie ersetzen, denn Krankheiten oder große Probleme wird sie nicht auflösen. Allerdings kann Handarbeit Teil eines gesunden Umgangs mit Stress sein und viel davon abfangen. Momentan sind wir alle fast täglich mit schlechten Nachrichten konfrontiert und müssen unser Leben mit Corona und unter sich häufig ändernden Auflagen weiter bestreiten. 

Was also tun? 

Zum Einen hilft reden, zum Anderen ein Hobby als Ausgleich. Das kann Sport sein, kochen, lesen, spielen… und eben Handarbeit jeglicher Art. Im Politiken-Artikel wird erwähnt, dass der Umsatz mit Wolle in der Coronazeit deutlich gestiegen ist, da viele Menschen nun mehr Zeit fürs Stricken haben, oder damit angefangen haben. 

Auf der Suche nach einem neuen Projekt habe ich Anfang des Jahres mit Makramee angefangen und seitdem einen großen Teil meiner Freizeit darin investiert. Meine Erfahrungen decken sich mit den im Artikel beschriebenen; Ich vergesse alles um mich herum, verliere mein Zeitgefühl und doch fließen die Gedanken so vor sich hin. Für mich fühlt es sich oft sehr meditativ an und es ist mir nicht nur einmal passiert, dass ich viel zu spät ins Bett gegangen bin, weil ich einfach nicht gemerkt habe, wie die Zeit vergeht.

Mein erstes selbstgeknüpftes Schmuckstück: eine Kette mit einem Stein aus meinem Auslandssemester in Island

Meine Zeit mit Makramee hat sogar dazu geführt, dass ich mir einen schon lange bestehenden Traum einen etsy shop zu haben erfüllt habe. Zunächst habe ich einige Monate lang geknüpft, bin immer besser geworden und hatte einige schöne Stücke fertig. Dann habe ich mich über den bürokratischen Teil informiert, Bilder von den Schmuckstücken gemacht und konnte schließlich meinen Shop „EarthboundCraftsDE“ eröffnen. Juhu!

Die Handarbeit ist für mich ein guter Ausgleich zum Studium. Es hilft mir sehr, etwas mit meinen Händen herzustellen und ein greifbares Ergebnis vor mir zu haben. Ich habe eine Idee, fühle das Garn an meinen Fingern, sehe mein Werkstück wachsen und irgendwann halte ich es fertig in den Händen. Es ist ein abgeschlossener Prozess. Ich kann sagen: „Das habe ich in den letzten Stunden geschafft!“ Dieses Gefühl habe ich bei der Uniarbeit oft nicht. Besonders dann nicht, wenn ich länger an einer Sache arbeite und der Fortschritt nicht so gut messbar ist. 100 Seiten gelesen zu haben ist einfach nichts, das man in die Hand nehmen kann. Es kann schnell vorkommen, dass man eigentlich viel geschafft hat und entsprechend müde ist, allerdings durch die fehlende Sichtbarkeit eines Ergebnisses das Gefühl hat, man sei gar nicht weitergekommen. Das ist natürlich frustrierend und nicht besonders motivierend. 

Doch so ist Handarbeit nicht. Ein maßgeblicher Unterschied ist für mich der Anspruch an meine Arbeit. Im größten Teil des Alltags geht es darum, gute Leistungen zu erbringen und auch davon brauche ich eine Pause. Die Handarbeit ist im besten Fall ein Selbstzweck: es geht um den Prozess an sich, nicht um das Ergebnis. Es geht um den Effekt, den sie auf mich hat und dieser ist nicht abhängig vom Ergebnis. Sicher freue ich mich auch über ein schönes Ergebnis, aber es kein Anspruch, den ich an alle meine Arbeiten habe. Als ich mit Makramee angefangen habe, hatte ich nicht das Ziel, besser zu werden und meine Sachen zu verkaufen. Ich freue mich natürlich sehr, wenn ich mit dem Verkaufen meine Materialkosten decken kann, oder wenn es, besonders in finanziell so schwierigen Lagen wie jetzt, auch etwas zu meinem Lebensunterhalt beitragen könnte, aber das ist nie der Grund dafür gewesen, dass ich knüpfe. 

So ein neues Hobby kann auch andere Nebeneffekte haben: Ich habe sogar eine neue Freundin gefunden. Ihrer Anleitung nach habe ich meine erste Kette ohne Stein geknotet. Danke, Chrissy!

Hast du nun auch Lust bekommen, es mal mit Makramee zu versuchen? Dann ist die folgende Anleitung genau das Richtige für dich! Ich zeige dir, wie du ein Armband mit einer Grundtechnik machen kannst und wie du es variieren kannst, um dein ganz individuelles Schmuckstück herzustellen.

Material:

  • Garn: Ideal ist Makrameegarn aus Polyester oder Nylon. Andere Garne gehen grundsätzlich auch, allerdings kann man diese meist nicht mit dem Feuerzeug anschmelzen, sodass man stattdessen sichtbare Knoten machen müsste. Du brauchst:
    • 2x 50 cm 
    • 2x 40 cm
    • 1x ca. 15 cm
  • Die Unterlage: Hier eignen sich viele Dinge. Es gibt zwar extra Makrameeboards, aber ein Klemmbrett oder ein Versandkarton und Stecknadeln gehen auch.
  • Optional: Perlen. Die Größe ist recht unwichtig, Hauptsache es passen zwei Fäden durch.
  • Sonstiges: Schere, Feuerzeug, etwas zum Abmessen (Lineal, Maßband, Zollstock…)

Ich nutze verschiedene Farben, damit einfacher zu erkennen ist, welcher Strang wohin muss, du kannst aber auch nur eine Farbe benutzen.

Fangen wir an!

1.

Zunächst die zwei kürzeren Fäden (40 cm, bei mir schwarz) mit den längeren Fäden (50 cm, bei mir lila und grün) lose zusammenknoten (den Knoten müssen wir nachher wieder öffnen!). Dabei von den 40 cm Fäden oben ca. 12 cm überstehen lassen und von den 50 cm Fäden nur ca. 2-3 cm. Durch den Knoten lässt sich unser Werkstück nun gut im Klemmbrett oder mit Stecknadeln auf einem Karton fixieren. Bei mir siehst du die Version mit Klemmbrett.

2.

Nun beginnen wir mit dem rechten Arbeitsfaden (lila) und legen diesen über die beiden mittleren Fäden (schwarz)

3.

Dann legen wir den linken Arbeitsfaden (grün) über den nun auch links liegenden lila Faden und fädeln ihn unter den beiden mittleren Fäden durch. 

4.

Dort angekommen ziehen wir ihn durch die Schlaufe des lila Fadens durch. Nun sieht das Ganze ein bisschen aus wie eine Brezel und wir können beide Fäden festziehen.

5.

Als Nächstes machen wir das gleiche von der anderen Seite ausgehend: der linke Arbeitsfaden (lila) wird über die beiden mittleren gelegt, dann der rechte (grün) über den linken (lila), unter den beiden mittleren (schwarz) durch und durch die Schlaufe des linken Fadens. Festziehen, fertig!

Dies machen wir nun abwechselnd immer so weiter. 

6.

Zwischendurch kannst du nach Belieben eine Perle auf die mittleren Stränge fädeln und dann wie gewohnt weiterknüpfen.

7. Nach ca. 9 cm werden mir die Arbeitsfäden zu kurz. Widmen wir uns also dem Verschluss!

Dafür nehmen wir unser Werkstück aus seiner Halterung und lösen erstmal wieder den Knoten, den wird am Anfang zur Stabilisierung gemacht haben. Nun können die zwei mittleren Fäden einfach bleiben wie sie sind und werden auf beiden Seiten jeweils zusammengeknotet. Ich habe es vorher an mein Handgelenk angehalten, um die passende Länge zu ermitteln und den Knoten daher im Abstand von ca. 8 cm gemacht.

8.

Als nächstes schneiden wir die überschüssigen Fäden ab und schmelzen sie vorsichtig (!) mit dem Feuerzeug an. Die angeschmolzenen Enden kann man ggf. leicht andrücken, aber pass auf, dass du dir nicht die Finger verbrennst!

9. Der Verschluss:

Nun machen wir das gleiche wie eben beim Hauptteil, nur dass wir vier Mittelstränge haben. Zunächst legen wir die beiden Doppelstränge entgegengesetzt aneinander, so, wie wir das Armband später auch tragen wollen. Dann knoten wir das kurze Stück Garn (15cm) genau wie eben um die 4 Fäden in der Mitte und Knoten wie eben abwechselnd 4 x in jede Richtung. Ziehe die Knoten ruhig fest an, dann sinkt die Gefahr, dass der Verschluss zu locker wird und das Armband sich zu leicht öffnet. Dann auch hier die überschüssigen Fäden abschneiden und anschmelzen.

Tadaa! So kann es aussehen, wenn es fertig ist. Du kannst verschiedene Garn- und Perlenfarben nutzen, die Perlen in anderen Abständen einarbeiten, ganz weglassen oder auch mit einer Garnfarbe arbeiten und verschiedene Perlenfarben nutzen…lass deiner Fantasie freien Lauf!

Hast du einen Versuch gewagt? Schreib es in die Kommentare oder schick uns ein Bild vom Ergebnis! Wir sind gespannt 😊

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