Studieren während der Covid19-Pandemie und die Rückkehr zur Präsenz

Seit dem Wintersemester 21/22 gibt es im Fachbereich 10 der Goethe-Uni wieder Veranstaltungen, die in Präsenz stattfinden. So habe ich mich am 18. Oktober nach anderthalb Jahren zum ersten Mal wieder in die Bahn gesetzt.

Bis zur Universität steige ich zweimal um und bin ca. eine Stunde unterwegs – die ganze Zeit mit Maske, was tatsächlich weniger schlimm ist als erwartet. Als angenehm würde ich es jedoch auch nicht betiteln. Die 3G-Kontrolle am Eingang des Universitätsgebäudes läuft schnell und geordnet ab, man muss nicht lange warten und es sind wider Erwarten ausreichend Ein- und Ausgänge eingerichtet. Jeder trägt überall eine Maske. Das führt auch dazu, dass man andere Studierende schwer erkennt und sich kaum ein richtiges Lächeln auf dem Flur austauschen lässt.

Mein erstes Seminar der Romanistik findet glücklicherweise in einem großen Raum statt, es sind nicht zu viele Teilnehmende da, so dass wir die Regeln – vier Meter Abstand zum Professor und mindestens 1,5 Meter untereinander – gut einhalten können und während der Sitzung die Masken abnehmen dürfen. Eine Wohltat für die Haut!

Dieses Glück habe ich jedoch nicht in jeder Veranstaltung, oft sind die Räume zu klein, die Teilnehmerzahl zu hoch oder die Lehrkraft läuft während des Unterrichtes gerne durch den Raum, wodurch die Einhaltung schwierig wird. Unter der Maske wird es mit der Zeit immer stickiger, eigentlich müsste ich für meine langen Tage mehrere Masken dabeihaben. Ich lerne in diesem Semester drei neue Sprachen: Italienisch, Schwedisch und Isländisch. Gerade in diesen drei Kursen ist es zu Beginn des Semesters unmöglich, die Maske abzunehmen, was besonders das Nachahmen von Ausspracheübungen schwierig macht.

Eine interessante Situation ergab sich hierbei im Isländisch-Kurs: Nach den ersten zwei Wochen wurde der Kurs immer kleiner, bis klar war, dass wir wohl über das Semester diese kleine Gruppe bleiben werden. Dienstags und donnerstags von 18-19:30 Uhr ist für viele wohl während des sowieso schon sehr dunklen Wintersemesters nicht die attraktivste Zeit. So kam es aber dazu, dass wir erstmalig die Masken abnehmen durften. Nun schaute man sich zum ersten Mal ins ganze Gesicht, was sich fast ein bisschen unwirklich anfühlte und irgendwie auch sehr verhalten geschah, man wollte ja niemanden anstarren oder zu neugierig erscheinen. Es war aber auch schön, da man endlich mal ein Lächeln nicht nur an den Augen erkennen konnte.

Auch unsere Dozentin war erfreut über diese Neuerung, konnte sie uns nun besser in der Aussprache korrigieren, da sie uns um Längen besser verstand. Außerdem ist es auch für Dozierende weitaus leichter, sich Gesichter merken zu können, wenn nicht die Hälfte fehlt.

In der Mensa gibt es eine 2G-Regelung, so dass man am Platz die Maske abnehmen darf. Für mich lief das bisher unglaublich geordnet ab und ich habe mich jederzeit sicher gefühlt. Auch Mensa-to-Go ist eine schöne Erfindung; man kann sich seine Speisen in biologisch abbaubare Behälter packen lassen und das Essen mitnehmen. Einziger Knackpunkt: Ich nutze Mensa-to-Go, wenn ich nur 30 Minuten Pause habe, da ich sehr langsam esse und mich nicht stressen lassen möchte. Allerdings: Wo esse ich mein Mensa-to-Go denn dann? In meinem Seminarraum geht es nicht, da der Raum zu klein ist und draußen im Kalten ist es nicht sehr gemütlich. Glücklicherweise habe ich nur einmal in der Woche dieses Problem.

Man gewöhnt sich auch daran, in den Lüftungsphasen mit der Winterjacke im Seminarraum zu sitzen. Für eine Decke reicht der Platz im Rucksack nicht aus. Neben Büchern, Readern, meiner Wasserflasche und Essen bräuchte ich eine weitere Tasche, an manchen Tagen bin ich aber mit knapp 11 kg unterwegs und das ist mir schon genug. Kalt ist mir trotzdem oft, was meine Lernleistung beeinträchtigen kann.

So gut, wie sich die Universität um die Einhaltung der Regeln kümmert, gibt es doch für viele Studierende einen Endgegner: die öffentlichen Verkehrsmittel.

Ich war nun schon knapp vier Wochen krank zu Hause, da unter anderem eine andere Bahnfahrerin meinte, dass es vollkommen in Ordnung sei, in einer vollen Bahn komplett krank mit der Stoffmaske (man konnte die Nähte am Übergang sehr gut sehen) unter der Nase die Fahrt zu beschreiten. „Glücklicherweise“ waren auch zwei meiner Dozierenden zwischenzeitlich krank geworden, so dass diese Seminare auf Zoom gelegt wurden und ich nicht alles verpasst habe. Seit den Weihnachtsferien sind fast alle meine Seminare auf Zoom, da die Zahlen wieder stark gestiegen sind. Richtig wohl würde ich mich bei dem Gedanken auch nicht fühlen, wieder in eine Bahn steigen zu müssen. Zumal ich in den letzten Wochen noch keine einzige Kontrolle der Fahrscheine oder Masken mitbekommen habe. Und mit dem Auto zu fahren ist für mich weder ökologisch noch finanziell eine Alternative.

Könnte ich mich direkt in die Universität teleportieren, ich würde die Idee der Präsenzlehre nach wie vor zu 100% unterstützen, da die Regeln durchdacht sind und die Durchsetzung ebendieser gut läuft. Die Rahmenbedingungen sind jedoch nach wie vor suboptimal und bereiten mir Unbehagen – besonders in Zeiten, in denen die Zahlen wieder so schnell und steil steigen.

Wie sind die Regularitäten an deiner Universität und wie fühlt sich das Semester für dich an? Erzähl‘ uns gerne von deinen Erfahrungen.

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