Neujahrsvorsätze – Fluch oder Segen?

Zum Ende des Jahres hin hört man es aus allen Ecken: Was nimmst du dir für nächstes Jahr so vor? Ich möchte nächstes Jahr unbedingt mehr Sport machen und gesünder essen! Das wird mein Jahr, dieses Jahr schaffe ich es, das Gartenhäuschen fertig zu bauen! Dieses Jahr fange ich auf jeden Fall früher mit dem Lernen an! Und noch so viel mehr.

Nun sind wir schon im Februar angekommen und die meisten Vorsätze sind schon längst über Bord geworfen. Eigentlich schade, oder nicht?

Grundsätzlich mag ich die Idee von Neujahrsvorsätzen unglaublich gerne, da es immer eine gute Sache ist, sich seiner Gewohnheiten bewusst zu werden, negative Tendenzen zu erkennen und sich in eine positive Richtung zu bewegen. Jedoch ist es auch hier wichtig, einen guten Mittelweg zu finden. Was heißt das genau? Dazu kommen wir jetzt.

Nimm dir nicht zu viel auf einmal vor! Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und wir brauchen relativ lange, um eine neue Routine in unseren Tagesablauf zu integrieren. Direkt am ersten Januar mit einem Sammelsurium aus zwanzig Neujahrsvorsätzen anzufangen, kann also schnell überfordern und uns die Motivation nehmen, die Dinge auf Dauer in Angriff zu nehmen. Was spricht denn dagegen, die Vorsätze auf Monate aufzuteilen, so dass wir ein wenig mehr Zeit haben, uns an die neuen Routinen zu gewöhnen und sich nicht gleich mit zwanzig Dingen ‚in Verzug‘ zu sehen, wenn es mal zwei Tage lang nicht so gut läuft?
Teile dir deine Vorsätze also gerne ein wenig auf. Jeden Tag eine Stunde zum Lernen einplanen landet damit im Januar, im Februar lesen wir jeden Tag ein paar Seiten und ab März planen wir zweimal in der Woche einen festen Sporttag ein.
Damit kommen wir auch gleich zum nächsten Punkt:

Konkretisiere deine Vorsätze! Man hat sich schnell vorgenommen, dass man mehr Sport machen, nachhaltiger leben, mehr neue Rezepte ausprobieren oder den Stress reduzieren möchte. Wenn man genauer darüber nachdenkt, klingen diese Vorsätze schon fast wie eine Floskel. Schreibe dir deine Ideen auf, was du für dich optimieren möchtest und konkretisiere sie!
Du möchtest mehr lernen? Nimm dir vor, jeden Tag eine Stunde eine Uni-Session einzuplanen.
Du möchtest mehr neue Rezepte ausprobieren? Nimm dir vor, jeden Monat zwei neue Rezepte auszuprobieren. Dazu kann man auch toll Freunde einladen – vielleicht hattest du dir sowieso vorgenommen, wieder mehr Zeit in deine sozialen Kontakte zu investieren. Ist ja auch eine schöne Idee – „Hey, ich teste am Wochenende wieder ein neues Rezept, kommt ihr vorbei?“
Du möchtest mehr Sport machen? Plane feste Sporttage ein, beispielsweise: Am Mittwoch gehe ich zum Yoga und am Wochenende zum Schwimmen.

Du möchtest nachhaltiger leben? Plane dir feste Tage ein, an denen du vegan kochst oder nimm‘ dir gezielt vor, ab Februar kein Obst und Gemüse mehr in Plastikverpackung einzukaufen. Das kannst du dann vielleicht direkt mit dem Besuch im ‚Unverpackt‘-Laden verbinden, in den du eh schon immer mal gehen wolltest.

In schweren Zeiten brauchst du deine Ruhe! Wenn es mal ein paar Tage nicht so gut läuft, weil du deinen Fokus woanders hin legen musstest oder es dir einfach nicht gut ging, kannst du trotzdem all deine Vorsätze schaffen. Du weißt am besten, was du brauchst oder was dir gut tut. Und wenn die Woche kein Sport möglich ist, weil du dich erkältet hast oder du eine Schreibblockade hast, obwohl du dir fest vorgenommen hast, mehr zu schreiben, dann ist das okay. Es ist wichtig, die eigenen Körpergrenzen wahrnehmen und die Notbremse ziehen zu können, wenn es einfach nicht mehr weiter geht. Leider neigen wir aber genau dann dazu, unsere Vorsätze gänzlich über Bord zu werfen. Ist aber gar nicht notwendig. Denn:

Nagle dich nicht zu sehr an den Zeiten fest! Jeder Tag kann genau der richtige Tag sein, um etwas positiv zu verändern. Vollkommen gleich, ob das der 1. Januar, der 16. März oder der 29. August ist. Mach dich nicht zum Sklaven deiner selbst auferlegten Zahlen. Die Umwelt dankt es dir jederzeit, wenn du nachhaltiger lebst und du wirst im Jahr auch mehr lesen, wenn du zwischendurch mal zwei Wochen lang keine Lust hast, dann aber wieder den Anschluss findest. Auch einen gesünderen Lifestyle wird dir dein Körper danken, selbst wenn du mal einen Durchhänger hattest. Am Ende geht es immer darum, etwas zu erleben, was einen Mehrwert bringt. Woran man sich auch noch Jahre später gerne erinnert. Oder was dir und deinem Körper gut tut. Einem guten Freund oder einer guten Freundin würdest du auch nicht sagen: „Okay, gut, du hast jetzt eine Woche lang kein Sport gemacht, dann kannst du das eigentlich auch lassen, du Versager!“. Also, Kopf hoch und weitermachen. Deine Vorsätze sind gut für dich, deshalb darfst du die Regeln machen.

Frag nach Hilfe, wenn du sie benötigst! Ebenfalls ein wichtiger Punkt. Manchmal kann es helfen, die eigenen Ziele mit einer Person, die dir gut tut oder der du vertraust, zu teilen. Nicht, um eine Kontroll-Instanz zu schaffen, aber um deinen Anschluss nicht zu verlieren, wenn es dir nach einer Durchhänger-Phase nicht eigenständig gelingt, zu deinen Vorsätzen zurückzukehren. Das ist auch nicht peinlich oder zeigt auf, dass du es alleine nicht schaffst – manches gelingt im Team einfach besser. Und vielleicht hat dein Gegenüber ja auch ein Thema, bei dem du ihr oder ihm helfen kannst. Wenn du für dich gemerkt hast, dass es dir gar nicht so gut tut, so etwas mit anderen zu teilen, ist es aber genau so richtig. Druck brauchst du bei deinen Vorsätzen nicht.

Ich hoffe, du fühlst dich motiviert, deine Vorsätze für dieses Jahr noch einmal anzuschauen. Vielleicht hast du sie ja schon beiseite gelegt und nun Lust, noch einmal loszulegen? Was spricht denn dagegen, einfach heute zu starten? Oder hattest du sonst immer eine negative Einstellung zu Vorsätzen, weil es einfach nie so geklappt hat? Vielleicht ist der „Vorsatz ohne Druck“ ja genau das Richtige für dich. Luft nach oben ist doch immer, oder nicht?

Wir freuen uns, von deinen Eindrücken und Ideen zu hören. Vielleicht möchtest du auch deine Vorsätze oder deine Geschichte dahinter mit uns teilen?
Und nicht vergessen: Du machst die Regeln, denn du kennst dich am besten!

2 Kommentare bei „Neujahrsvorsätze – Fluch oder Segen?“

  1. Servus, toller Artikel! Bitte mehr Artikel dieser Art. Viele Grüße

    1. Vielen Dank und viele Grüße zurück! Wir bemühen uns, ein breites und vielseitiges Spektrum an Themen abzudecken, es ist sicherlich immer wieder etwas in dieser Richtung dabei 🙂

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