Vortrag vom 12.12.2017
Anhand mehrerer Choreographien des 21. Jahrhunderts sollen Probleme des Zusammenkommens, d.h. der Zusammenkunft und der Übereinkunft, der Simultaneität und der Akkumulation in Tanz und Performance untersucht und mit Bezug auf die philosophische Problematik der Gemeinschaft diskutiert werden. Kollaborationszusammenhänge werden dabei als temporäre Konstruktionen begriffen, die das Differente in künstlerischen Arbeitsprozessen zusammenzuhalten und Anderes bzw. Andere willkommen zu heißen vermögen. Dabei ist in der paradoxen Interferenz von Parallelwelten die Uneinlösbarkeit von Gemeinschaftskonzepten ihr konstitutives Moment. Zugleich soll die Theorieaffinität der zeitgenössischen choreographischen Praxis untersucht werden. Angewandte Theorie weicht – in präziser Unschärfe – auf, was harte akademische Lehre wäre. Die heute ästhetisch wie politisch relevante Herausforderung besteht darin, das Oppositionsdenken Praxis/Theorie sowie Zugehörigkeit/Unzugehörigkeit ins Differenzdenken zu überführen. Krassimira Kruschkova ist Theater-, Tanz- und Performancetheoretikerin. Sie lehrt an der Universität für angewandte Kunst und an der Akademie der bildenden Künste in Wien und leitete von 2003 bis 2017 das Theorie- und Medienzentrum am Tanzquartier Wien.