Diese Woche startete für viele Studierende ein neues Semester. Wo es früher „Welcome-Back“ und „Ersti“-Partys gab, treten nun Zoom-Meetings und digitale Begrüßungsschreiben an den Start. Sonderlich spaßig klingt es nicht, scheint mehr Herausforderung als Erfüllung zu sein und der Traum von „der besten Zeit des Lebens“ verblasst mit jedem Semester etwas mehr.
Einige Studierende erleben jetzt ihr zweites Semester oder sind gerade frisch an die Universität gekommen, andere bestreiten nun ihr drittes Onlinesemester. Das sind 1,5 Jahre zuhause studieren, 1,5 Jahre die Universität vermutlich nicht einmal von Innen sehen, 1,5 Jahre allein vor einem Bildschirm, Gruppenarbeiten über den Computer und das wird immer ermüdender. Selbstorganisation und Zeitmanagement mögen zwar zu den wichtigsten Aspekten gehören ein Semester erfolgreich abzuschließen, aber sie machen nicht alles aus und wir Studierende dürfen dabei einfach nicht auf der Strecke bleiben. Wir brauchen Durchhaltevermögen, Motivation und vielleicht sogar eine Hoffnung, an die wir uns klammern können.
Motivation und Hoffnung wird für jeden Menschen anders aussehen. Vielleicht brauchst du inspirierende Musik, die deine Gefühle hörbar und spürbar macht, vielleicht sind es fremde Welten, in die du eintauchen kannst, um dem Pandemie-Alltag zu entfliehen oder Serien-Marathons, die die Zeit und damit den Alltag vergessen lassen. Vielleicht ist es aber auch ein Glaube, an dem du festhältst, eine Religion, die du auslebst oder einfach nur die Nachrichten, die dir zwar die Realität immer wieder vor Augen halten, dich aber daran erinnern, wie weit du bereits gekommen bist und dass das, was vor dir liegt auch überwindbar sein wird.
Wir haben bisher auf unserem Blog nur über Corona im Studienalltag und gute Musik und Literatur, Essen und Handarbeiten gesprochen, aber das Thema „Mental Health“ betrifft uns Studierende schließlich auch. Es betrifft vielleicht nicht alle gleich viel, aber dennoch werden wir gerade in dieser Zeit immer mehr damit konfrontiert. Vielleicht lebst du in einer WG, bist verheiratet, hast Familie oder wohnst (wieder) im Elternhaus, was dir deine sozialen Kontakte erleichtert. Aber viele von uns leben gerade allein, verbringen die meiste Zeit ihres Tages in ihren kleinen Räumen. Freunde treffen geht nur minimal begrenzt, Ausflüge oder Urlaub, um sich von stressigen Zeiten zu erholen sind mehr Fantasie als Realität. Fakt ist, es wird von Tag zu Tag schwieriger sich an eine Hoffnung auf bessere Zeiten zu klammern.
Doch genau das ist der Punkt, den wir jetzt nicht vernachlässigen dürfen. Denn mit unserer Hoffnung vernachlässigen wir uns ebenfalls ganz schnell. Ein Bild des Duden zeigt, womit Hoffnung assoziiert wird. Darunter fallen Worte wie „erschaffen, Traum, Sehnsucht, Wunsch“ aber auch „Angst, Verzweiflung, Enttäuschung“.
Im ersten Augenblick sieht es aus, als würden die negativ geprägten Worte überwiegen, aber tun sie das wirklich?
„Angst war noch nie ein guter Ratgeber“ wurde mir einmal gesagt und als Person, die oft mit Angst zu tun hat, schien dieser Satz für mich wie ein Durchbruch. Er hat mir geholfen darüber nachzudenken, dass die Einsamkeit und Verzweiflung, die Enttäuschung mein Leben nicht besser machen können und mich nicht durch schwere Zeiten tragen, denn Angst kann so etwas nicht. Angst lähmt uns, Hoffnung bewegt uns und Bewegung können wir gerade alle gut gebrauchen, wenn wir den Großteil des Tages in unseren kleinen Zimmern verbringen müssen.
Ich möchte dich ermutigen, dich hinzusetzen, wenn du jetzt dein Semester beginnst und dir bewusst zu machen, was dir hilft, nach was du dich sehnst und etwas zu finden, was die Hoffnung in dir entzünden kann. Meditiere, bete oder denke einfach intensiv darüber nach. Denk an die Dinge, die dir guttun und machbar sind und versuch sie in deinen Alltag zu integrieren. Das können Telefonate mit Freunden, Backen, Sport oder vielleicht Singen und Tanzen sein. Es kann aber auch ein neues Buch oder ein Computerspiel, vielleicht eine Gesichtsmaske oder eine aufgeräumte Wohnung sein. Das Internet ist voll von Inspiration, tob dich aus.
Einen Ausgleich zu finden, der dir den Alltag erleichtert, kann in Zeiten wie diesen nicht nur Gold wert sein, sondern auch Wunder tun. Hoffnung zu tragen, zu spüren, kann uns als Menschen verändern. Es kann uns fröhlicher machen, aber nicht naiver. Es kann uns freundlicher machen, aber nicht oberflächlicher und es lässt uns tiefer in unsere Herzen sehen, besser reflektieren und macht uns dankbarer. Finde deine Hoffnung und deinen „Durchhalte-Grund“, die diese Studienzeit lohnenswert machen.
Solltest du dich trotz Ausgleich immer noch einsam und überfordert fühlen, liste ich hier eine Reihe an Telefonnummern und Stellen auf, bei denen du dich melden kannst. Du bist nicht allein.
Telefonseelsorge
web: www.telefonseelsorge.de/telefon/
per Telefon: 0 800/111 0 111 ; 0800/ 111 0 222
per chat/mail: www.online.telefonseelsorge.de
kostenfrei, rund um die Uhr
Hilfetelefon
web: www.hilfetelefon.de
per Telefon: 0 8000/ 116 016
kostenfrei, rund um die Uhr, nur innerhalb Deutschlands
Info-Telefon Depression
web: www.deutsche-depressionshilfe.de
per Telefon: 0 800/ 33 44 5 33
Mo, Di, Do: 13-17 Uhr; Mi und Fr: 8:30 bis 12:30 Uhr, kostenfrei
Nummer gegen Kummer
web: www.nummergegenkummer.de
per Telefon (Kinder & Jugend): 0 11 6 111
Mo bis Sa: 14-20 Uhr, kostenfrei
per Telefon (Eltern): 0 800/ 111 0 55 0
Mo-Fr: 09-17 Uhr; Di und Do: 17-19 Uhr, kostenfrei
online: www.nummergegenkummer.de/onlineberatung/#/
Beitragsbild: (c) Marlin Selz