Ein Jahr in Büchern: Wie es mit meiner Lese-Challenge läuft und ob ich meine Motivation fürs Lesen wiedererlangen konnte.

2019 und 2020 waren keine Lese-Jahre für mich. Während ich in den Jahren davor meist 40 oder mehr Bücher jährlich gelesen hatte, waren es 2019 gerade mal drei Bücher, 2020 kein einziges.
Die Jahre waren aber auch sehr durchwachsen; ich bin allein dreimal umgezogen, mein Vater ist nach langer Krankheit gestorben und mein lang ersehnter Urlaub mit der Auszeit, die so dringend notwendig gewesen wäre, ist einen Tag vor Abreise durch die Thomas Cook-Pleite geplatzt.

Durch das DayZeroProject (ich habe euch hier schon davon berichtet) ist Lesen wieder mehr in meinen Fokus gerückt. Zwar bin ich dieses Jahr noch nicht die 52 Bücher aktiv angegangen, das möchte ich nächstes Jahr erreichen, aber zumindest bin ich schon bei 22 Büchern angelangt. Dieses Jahr sollen es noch 25 Bücher werden, ich bin sehr zuversichtlich, dass ich das schaffe.

Ich gehöre zu den Menschen, die mehrere Bücher gleichzeitig lesen können. Zu Hause habe ich gerne ein ‚richtiges‘ Buch als Printmedium, welches ich am liebsten auf meinem Lesesessel bei einer Tasse Tee unter meiner Pflanze ‚Mr. Farn‘ lese.
Mit meinen Büchern bin ich sehr penibel, ich achte immer darauf, dass es keine Eselsohren gibt, und schaue bei Taschenbüchern sogar, dass keine Knicke in den Buchrücken geraten, während ich lese. Daher verleihe ich auch nur äußerst ungern Bücher, oder nur dann, wenn ich mir sicher sein kann, dass der Ausleihende ähnlich tickt.
So war es für mich auch schon immer mit ein wenig Stress und innerer Unruhe verbunden, meine Bücher im Rucksack mit in die Schule oder später in die Universität zu nehmen. Irgendwann fing ich an, meine Bücher in einer Extratasche mitzunehmen, aber das wurde mir sehr schnell lästig.

Dieses Jahr kam also ergänzend zu meinen Druckausgaben ein E-Book-Reader hinzu.
Dagegen hatte ich mich jahrelang gewehrt, aber nun bin ich doch sehr froh darüber und wir sind gute Freunde geworden.
Zum einen spart man Papier, auch wenn ich vorher schon oft gebrauchte Bücher gekauft habe oder regelmäßig Bücher aus der Bücherei ausgeliehen habe. Weiter finde ich es spannend, dass viele Werke, besonders Fachliteratur und Fremdsprachen, weitaus günstiger sind als in der Print-Version. So hat sich der Erwerb des E-Book-Readers bereits jetzt ausgezahlt – zumindest aus finanzieller Sicht.
Besonders toll ist natürlich leichte und einfache Transport. Da ich bis zum Campus über eine Stunde unterwegs bin und zweimal mit den öffentlichen Verkehrsmitteln umsteigen muss, kann ich meine Zeit in der Bahn einwandfrei nutzen. Wenn es ruhig genug ist (ich warte ja noch immer auf Ruheabteile), kann ich problemlos Literatur oder Fachtexte für die Uni oder meine Arbeit lesen. Sind mal wieder einige laut am quatschen oder jemand telefoniert ausgelassen, kann man innerhalb von Sekunden auf ein anderes Buch wechseln, für welches weniger Konzentration vonnöten ist. So bin ich auch weniger genervt von meinem Umfeld und kann auf dem Heimweg schon ein bisschen entspannen, das was früher anders.

Neben seichter Unterhaltungsliteratur waren auch ein paar richtig gute Bücher dabei. Ich schätze Abwechslung in allen Bereichen sehr, sodass ich auch einen mannigfaltigen Buchgeschmack an den Tag lege.
Zuletzt habe ich We were liars von E. Lockhart fertiggelesen, ein Buch über eine wohlhabende Familie, die ihre Sommermonate auf einer eigenen Insel mit verschiedenen Anwesen und Häusern verbringt, die allesamt den Großeltern Sinclair gehören und die unter den Kindern und Enkelkindern aufgeteilt wurden. Alles, was auf der Insel passiert, bleibt auf der Insel. In flüssigem, aber doch sehr eigenen Schreibstil wird hier eine fesselnde, sommerleichte und doch tragische Geschichte erzählt. Da ich kein Freund von Spoilern bin – lest doch einfach selbst rein und bildet euch eure Meinung. Zwischen den ganzen Sprachen, die ich lerne und auf denen ich viel schreibe und lese, genieße ich es auch immer sehr, zwischendurch Bücher auf Englisch zu lesen, sodass meine Fähigkeiten nicht einschlafen.

Des Weiteren habe ich in diesem Jahr meinen ersten Krimi von Andreas Franz gelesen. Irgendwie hatte ich schon länger das Bedürfnis, da die Bücher in meinem Bekanntenkreis gelobt wurden und mich selbstverständlich der Schauplatz Frankfurt sehr interessiert. In Jung, blond, tot fand ich den Plot interessant, doch nicht übermäßig überraschend, wollte gegen Ende aber natürlich wissen, ob ich mit meinen Vermutungen richtig lag. Das Ermittlerteam ist für mich bislang, zumindest im Bezug auf die Tiefe und das Hintergrundwissen der Charaktere, noch relativ einfach gestrickt. Jedoch kann ich mir gut vorstellen, dass in den kommenden Teilen der Reihe eine gute Entwicklung stattfinden wird und man immer mehr über die Hintergründe erfährt. Den zweiten Band habe ich mir schon in der Bibliothek meiner Heimatstadt ausgeliehen und er ist direkt nach meinem aktuellen ‚richtigen‘ Buch an der Reihe (Elena Ferrante – Meine geniale Freundin).

Ein Buch, welches mich persönlich sehr mitgenommen hat und das ist für mein dänisches Literaturseminar eigentlich nur in Auszügen zu lesen brauchte, dann aber nicht aus der Handlegen konnte, war Gennem natten og vinden von Maja Lucas.
Besonders aufwühlend war dabei für mich, dass das oft so romantisch dargestellte Thema der Mutterschaft aus einem anderen Blickwinkel betrachtet wird und man mit viel kritischeren Blicken auf die Geschichte schaut. Auf der anderen Seite kam im Seminar bei der Nachbesprechung auch heraus, dass wir viele unterschiedliche Positionen zum Handeln der Hauptfiguren hatten, was unglaublich spannend war. Ein wunderbares Beispiel dafür, wie eigene Hintergrunderfahrungen und Erlebnisse die Rezeption eines gelesenen Buches beeinflussen können. Es ist auch wirklich schnell ausgelesen, so dass man anschließend noch ausreichend Zeit hat, um über den gelesenen Inhalt nachzudenken und sich seine ganz eigene Meinung zu bilden. Auf Deutsch ist dieses Buch leider noch nicht erschienen, aber vielleicht wird das ja in Zukunft noch passieren.

Wahrscheinlich konnte man während des Artikels schon merken, dass meine Lust zu lesen definitiv zurück gekommen ist. Nach jedem Buch bin ich ganz aufgeregt, es auf meiner Liste abhaken zu können. Mein SuB (Stapel ungelesener Bücher) ist nach wie vor hoch genug und die tolle Auswahl verschiedener Bibliotheken macht es nicht leichter. Ich bin auf jeden Fall super gespannt, ob ich nächstes Jahr Glück und ausreichend Motivation und Zeit für meine 52 Büchern habe – ich halte euch gerne auf dem Laufenden!

Habt ihr dieses Jahr viel gelesen? Hattet ihr einen Favoriten? Wir freuen uns, wenn ihr uns teilhaben lasst! 🙂

Ein Kommentar bei „Ein Jahr in Büchern: Wie es mit meiner Lese-Challenge läuft und ob ich meine Motivation fürs Lesen wiedererlangen konnte.“

  1. Schön, dass du dieses Jahr wieder so viel Zeit zum Lesen hattest! 🙂 Ich habe meine Lese-Challenge von 15 Büchern auch geschafft! Gestern habe ich endlich Anna Karenina beendet, ein Buch, dass ich geliebt habe, das mir aber auch sehr viel Zeit abverlangt hat.
    Meine Lesehighlights dieses Jahr waren wohl „Das Versprechen der Ehe“ von Jette Kaarsbøl, „Vom Ende der Einsamkeit“ von Benedict Wells, Alena Schröders „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ und ganz besonders „Der Klavierspieler vom Gare du Nord“ (loved it *-*) von Gabriel Katz.
    LG aus Jena 🙂

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