Am 1. Dezember diskutierte das KOMZERT-Projektteam von studiumdigitale mit Vertreter:innen des BMBF, des DIPF und der Open University of the Netherlands in einem Online-Workshop über die Potenziale und Herausforderungen der Initiative Nationale Bildungsplattform (NBP).
Die NBP soll dabei nicht einfach eine weitere Lernplattform mit Kursen und Bildungsinhalten für verschiedene Zielgruppen sein, sondern versteht sich vielmehr als Meta-Plattform, welche bestehende Angebote zusammenführt, vernetzt und auffindbar macht – ein sehr vielversprechender Ansatz für die Entwicklung der digitalen Bildung und Deutschland.
Zunächst stellte sich das Projekt KOMZERT der Runde vor, welches einen Anwendungsfall für die NBP erarbeitet. KOMZERT zielt darauf ab, ein virtualisiertes Qualifizierungsprogramm für Lehrkräfte zu entwickeln, dass es ihnen ermöglicht, methodisches Wissen und digitale Kompetenzen zu erwerben, um ihre eigenen Lehr-/Lernszenarien so zu gestalten, dass das Potenzial innovativer Bildungstechnologien genutzt werden kann. Die Lehrkräfte lernen dabei Methoden und Werkzeuge kennen, die während der Qualifizierung eingesetzt werden und mit denen sie innovativen Unterricht umsetzen können. Die in dem Qualifizierungsprogramm erlangten Kompetenzen werden über ein validiertes Kompetenzmodell erfasst und mit Hilfe von Micro Degrees und Badges zertifiziert, die auf der NBP sichtbar gemacht werden.
Anschließend diskutieren wir im Workshop die mögliche Rolle des DIPF für das NBP-Projekt. Mit seiner IWWB-Datenbank und verschiedenen Web-Diensten ist das DIPF bereits sehr engagiert im Bereich der Weiterbildung engagiert mit diesen die NBP bereichern, ebenso wie mit seinen Projekt MySkills zur Anrechnung von Vorkenntnissen für verschiedene Ausbildungsberufe.
Schließlich sprach Prof. Dr. Rob Koper, PI des EU FP6 IP-Projekts TENcompetence über neue Möglichkeiten und ungelöste Herausforderungen für die NBP. TENCompetence war ein 30-Millionen-EUR-Projekt zur Entwicklung eines Lernnetzwerks für lebenslange Kompetenzentwicklung. Einige der Technologien sind immer noch im Einsatz, und die Erkenntnisse aus dem Projekt sind für die Ziele der NBP von großer Bedeutung. Wir verglichen das NBP-Projekt mit TENcompetence und diskutierten die folgenden Schlüsse, die sich aus dem früheren EU-Projekt ziehen lassen:
Chancen:
- Handlungsfähigkeit der Bürger: Die Menschen sind an soziale Medien gewöhnt und wissen, wie sie sich in solchen Ökosystemen bewegen können.
- Inhaltsreiche Ökosysteme: Reichhaltige Ökosysteme sind entstanden (MOOC-Plattformen wie OpenHPI, Facebook etc.), wie wollen wir sie einbinden?
- Mehr verfügbare Daten und Metadaten: Es stehen viel mehr digitale Daten und Metadaten über Kurse zur Verfügung, so dass die Positionierung und Navigation von Lernenden in einem Lernnetzwerk im Vergleich zu 2008 viel leichter möglich sein sollte.
- Cloud-Systeme werden akzeptiert: Die Technologie Software as Service und zentralisierte Cloud-Dienste sind stärker akzeptiert als 2008 bei TENcompetence
- Die Didaktik ist nach wie vor gültig: Die große Botschaft ist, dass alle Didaktiken und Lernmodelle aus dem 10CC-Projekt immer noch aktuell sind und das NBP auf dieses Wissen zurückgreifen kann.
- Fokus auf Weiterbildung: Vielleicht ist lebenslanges Lernen von der Geburt bis zum Tod für den NBP zu ambitioniert, auch wegen des föderalen Systems. Vielleicht sollte sich die NBP hauptsächlich auf den Bereich der Weiterbildung konzentrieren, da dieser nicht geregelt ist.
Herausforderungen:
- Open Content?! Kann wirklich alles frei zugänglich sein? Die Qualität sinkt, die Verlage werden nicht mitmachen. Überlegen Sie also, ob alles frei zugänglich sein kann.
- Bewertung: Die Bewertung muss in den Lernprozess einbezogen werden -> Vielleicht eher ein Feedbacksystem, ein Berufsbildungssystem als ein isoliertes Bewertungssystem. Ausbildung echter Fähigkeiten.
- Bedeutung des informellen Lernens. Das DIPF bietet hier mit MySkills einen spannenden Service zur Anerkennung von Vorkenntnissen
- Einbindung: Wie können bestehende Akteure einbezogen werden? Es gibt viele Wissensmanagement-Modelle, also wie kann man sie ansprechen -> eine einheitliche Problemstellung haben und eine gemeinsame Architektur schaffen
- Metadaten: Wie kann man verhindern, dass es zu umfangreichen Diskussionen über Metadaten kommt, da diese bereits in der Vergangenheit stattgefunden haben und nicht viel gebracht haben.