Rokem, Freddie – Possessed by Theatre

The Dybbuk at the Habima Theatre, Moscow 1922

Veranstaltung vom 04. November 2014

Aus unserem Programm:

Das Stück Der Dybbuk: Zwischen zwei Welten von S. An-Ski stellt dar, wie der Geist eines ruhelosen Toten (eines Dybbuk) während der Hochzeitszeremonie in den Körper einer jungen Braut eindringt. Die Produktion von An-Skis Stück im Jahr 1922 im Habima Theater in Moskau unter der Regie von Jewgenij Wachtangov wurde zu einer Legende und kann als Ursprung des israelischen Theaters betrachtet werden. Der Vortrag wird die rituellen und biblischen Quellen des Stückes und der Aufführung untersuchen und dabei das Augenmerk auf ihre komplexen meta-theatralischen Dimensionen richten. Zugleich soll gezeigt werden, wie sie zur Konstruktion einer säkularen jüdischen kulturellen Identität beigetragen haben.

Freddie Rokem hat die Emanuel Herzikowitz-Professur für die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts an der Universität Tel Aviv inne und ist nun Professor emeritus der dortigen theaterwissenschaftlichen Abteilung. Gastprofessuren führten ihn u.a. nach Stanford, Berkeley, Stockholm, Berlin und Helsinki.

Zuletzt erschienen von ihm u.a.:

Philosophers and Thespians: Thinking Performance (2010);
Jews and the Making of Modern German Theatre (Mit-Hg., 2010),
Geschichte aufführen. Darstellungen von Vergangenheit im Gegenwartstheater (2012).

Rau, Milo – Jour Fixe

In der Reihe „Jour fixe“ war Milo Rau zu Gast.

Veranstaltung vom 09. Juli 2014

Milo Rau wurde vor allem als Theaterregisseur bekannt, der durch spektakuläre Reenactments auf sich aufmerksam machte. Im Jahr 2007 gründete er das International Institute of Political Murder, das sich dem Austausch zwischen wissenschaftlicher Theorie und künstlerischer Praxis verschrieben hat. Sein Theater- und Filmprojekt Die letzten Tage der Ceausescus wurde unter anderem für das Berliner Theatertreffen nominiert, zum wichtigsten französischen Theaterfestival nach Avignon eingeladen und bei den Solothurner Filmtagen für den Prix de Soleure als bester Dokumentarfilm vorgeschlagen. Das Stück Hate Radio, das den Genozid in Ruanda thematisiert, wurde 2012 für das Berliner Theatertreffen ausgewählt.

Im März 2013 kam es bei der Aufführung von Raus Inszenierung Die Moskauer Prozesse, in dem unter anderem die Gerichtsverhandlung gegen die Punk-Band Pussy Riot mit realen Akteuren und mit offenem Ausgang szenisch wiederaufgenommen wird, zu einer Razzia durch die russischen Behörden. Milo Rau wurde mit dem Schweizer Theaterpreis 2014 ausgezeichnet.

Rau arbeitete unter anderem am Staatsschauspiel Dresden, am Maxim-Gorki-Theater Berlin und am Theaterhaus Gessnerallee in Zürich. Er publizierte mehrere Bücher und brachte die Filmdokumentation seiner Moskauer Prozesse in diesem Jahr ins Kino.

Cvejić, Bojana – The Social Choreography of Proceduralism

Veranstaltung vom 24. Juni 2014


Aus unserem Programm:

Soziale Choreographie ermöglicht es, alltägliche Bewegung und Tanz als ein ästhetisches Kontinuum zu sehen. Andrew Hewitt zufolge definiert sie die Funktionsweise von Ideologie als “ästhetische” und “performative” neu (vgl. Social Choreography: Ideology as Performance in Dance and Everyday Movement, Duke 2005). Dabei verlagert sie den Blick von dem Mechanismus des Subjekts, das durch Machtdispositive angerufen wird, zu einer eigendynamischen Verkörperung, einer auf ästhetische Weise produzierten und choreographisch geprobten Gesellschaftsordnung. Wir können uns daher fragen, was die soziale Choreographie ausmacht, die den Bereich des Öffentlichen heute reguliert.

Der Vortrag wird sich auf den „Prozessualismus“ als charakteristische Form der sozialen Choreographie in liberalen demokratischen Gesellschaften konzentrieren, der in Videospielen, im politischen Management und in der künstlerischen Methodologie am Werk ist. Die Hauptfrage dabei ist: Was enthüllt die ‚Choreographie der Prozesse‘ über die Öffentlichkeit und die Verdunkelung ihrer heutigen politischen Funktion?

Bojana Cvejić, geboren in Belgrad, arbeitet als Tanzwissenschaftlerin in Brüssel. Promoviert wurde sie am Centre for Research in Modern European Philosophy der Middlesex University in London mit der Arbeit „Choreographing Problems: Expressive Concepts in European Contemporary Dance“.

Ihre Forschungsfelder sind die Theorie der Performancekunst, die Dramaturgie sowie die Performance-Ausbildung.

Künstlerisch ist sie im Bereich der Performance tätig (u.a. mit Jan Ritsema, Xavier Le Roy, Esther Salamon) sowie in Opernproduktionen.

Zu ihren Publikationen gehören u.a.:
Public Sphere by Performance
 (2012, gem. mit Ana Vujanovic)
A Choreographer’s Score (2012, zus. mit Anne Teresa De Keersmaeker)

Eine Veranstaltung der Professur für Theaterwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Müller-Schöll, Nikolaus – On Theatre as Such and on the Theatre of Man

 

 

Teil der Konferenz „Thinking on/of the Stage
Vortrag von Nikolaus Müller-Schöll (Frankfurt) am 29. September 2013 im Künstlerhaus Mousonturm.

 

Kirkkopelto, Esa – Deconstruction of the Actor’s Body

in contemporary scenic practice

 

Teil der Konferenz „Thinking on/of the Stage
Vortrag von Esa Kirkkopelto (Helsinki) am 29. September 2013 im Künstlerhaus Mousonturm.

 

Levin, David – Judaism in Music?

Saar Magal’s ‘Hacking Wagner’

 

Teil der Konferenz „Thinking on/of the Stage
Vortrag von David Levin (Chicago) am 28. September 2013 im Künstlerhaus Mousonturm.

 

Kirsch, Sebastian – How Not to Offer Sacrifice to Obscure Gods?

On Chétouane’s “Sacré Sacre du Printemps”

Teil der Konferenz „Thinking on/of the Stage
Vortrag von Sebastian Kirsch (Bochum/Berlin) am 27. September 2013 im Künstlerhaus Mousonturm

Rebentisch, Juliane – Emancipated Spectators and Speculative Collectivities

 

Teil der Konferenz „Thinking on/of the Stage
Vortrag von Juliane Rebentisch (Offenbach) am 28. September 2013 im Künstlerhaus Mousonturm.

 

Gasché, Rodolphe – The Wind of Thought. On Hannah Arednt’s Theory of Judgment

Veranstaltung vom 27. Mai 2014


Aus unserem Programm:

Im Kontext von Hannah Arendts Versuch, auf der Basis der kantischen Unterscheidung zwischen dem bestimmenden und dem reflektierenden Urteil die Umrisse einer eigenen Konzeption des Urteils zu entwickeln, derzufolge das Urteil eine bedeutende politische Kraft ist, untersucht der Vortrag die Beziehung des Denkvermögens zum Urteilsvermögen, insofern beide als eigenständige Vermögen des Verstandes begriffen werden. Das Ziel ist es, Arendts Verständnis der Natur des Denkens zu beleuchten und herauszufinden, welcher Art das Denken sein muss, damit das Urteilen davon abhängen kann, ohne deshalb seine vollständige Autonomie einzubüßen.

Rodolphe Gasché ist Professor für Comparative Literature an der University at Buffalo. Zuvor akademische Stationen an der FU Berlin und der Johns Hopkins University.

Forschungsschwerpunkte: Französische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, Kritische Theorie.

Publikationen u.a.:

Übersetzungen von Derrida und Lacan ins Deutsche
The Tain of the Mirror: Derrida and the Philosophy of Reflection (1986)
Of Minimal Things: Studies on the Notion of Relation (1999)
The Idea of Form: Rethinking Kant’s Aesthetics (2003)
Europe, or The Infinite Task: A Study of a Philosophical Concept(2009)
Georges Bataille: Phenomenology and Phantasmatology (2012)
Geophilosophy: On Gilles Deleuze and Felix Guattari’s ‚What is Philosophy‘? (2014)

Eine Veranstaltung der Professur für Theaterwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Jobez, Romain – Der Schauspieler. Anmerkungen über einen unbekannten Akteur der Aufklärung

Veranstaltung vom 13. Mai 2014


Aus unserem Programm:

Literaturgeschichtliche Darstellungen des 18. Jahrhunderts schreiben dem Theater eine positive Rolle bei der Herausbildung eines bürgerlichen Bewusstseins zu. Dabei übersehen sie oft den Beitrag der Schauspieler zur Bewegung der Aufklärung. Bestenfalls werden sie als passive Nutznießer der Bühnenreform betrachtet, insofern sie aufgrund der Verbürgerlichung des Theaters neue gesellschaftliche Anerkennung finden. Allerdings übersieht eine solche Sicht auf die Theatergeschichte, dass die Schauspieler außerhalb der Bühne von der Gesellschaft noch weitgehend als Ehrlose betrachtet werden. Anhand von Beispielen aus Schauspielermemoiren und Theaterstücken will der Beitrag zeigen, dass die Schauspieler im 18. Jahrhundert nicht lediglich die Vermittler einer bürgerlichen Identität sind, sondern fernab einer idealistischen Subjektauffassung ihre eigene Identität entwickeln – und vielleicht zu den einzigen Bürgern im Sinne der Aufklärung werden.

Romain Jobez lehrt seit 2004 Theaterwissenschaft an der Universität Poitiers. 2001 bis 2004 war er Stipendiat am Graduiertenkolleg „Zeiterfahrung und ästhetische Wahrnehmung“ der Goethe-Universität Frankfurt, wo er mit einer Arbeit zum barocken Trauerspiel promoviert wurde. 2009 bis 2011 forschte er als Fellow der Humboldt-Stiftung am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Bochum.

Zahlreiche Publikationen, u.a.:

zur deutschen und französischen Theatergeschichte (Frühe Neuzeit, Aufklärung), u.a.: Tragédies et récits de martyres en France (fin XVIe – début XVIIe siècle), (Mit-Hg. 2009); Le théâtre français du XVIIe siècle (Mit-Hg.  2009); Le théâtre baroque allemand et français.Le droit dans la littérature (2010).

Eine Veranstaltung der Professur für Theaterwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main.