Veranstaltung vom 16. Juni 2013
Aus unserem Programm:
Die politischen Aufbrüche der späten 1960er Jahre haben in den künstlerischen Formen, die sich am Beginn des Jahrzehnts entwickeln, ihre seismographischen Vorläufer. Im Anschluss an die historischen Avantgarden brechen die Neoavantgarden der Nachkriegszeit (Fluxus, Happening, Performancekunst) aus den Ressorts des Kunstbetriebs aus und stellen den Werkbegriff zur Disposition. Das dérive und détournement der Situationisten, das die Funktionslogik des urbanen Raums durch zielloses Flanieren und zweckentfremdende Interventionen irritieren sollte, ist hier ebenso zu nennen wie Beuys‘ soziale, den Menschen in seiner Potentialität begreifende Plastik oder die ikonoklastischen Ansätze des Autorenfilms, der bei Kristl, Kluge oder Straub/Huillet zu einem „Kino der Erfahrung“ avanciert. All diese Ansätze schließen sich zu einer Versuchsanordnung zusammen, die sich als Kriseninterventionismus mit ästhetischen Mitteln charakterisieren ließe. Ihr Ziel ist die Schulung der Vorstellungskraft.
Über den Vortragenden:
Professor am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien. Er war Privatdozent am Institut für Kulturwissenschaft der Universität Bremen und lehrte an den Universitäten Osnabrück, Berlin (FU) und Potsdam. Er war am Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM) tätig sowie bei der DCTP/Entwicklungsgesellschaft für Fernsehprogramme.