Archiv des Autors: cesar

Droß, Marcus; Herlemann, Katja; Stange, Jan Philipp – Jour Fixe

  1. Juni 2022, 19.00 Uhr

Seit 1988 veranstaltet die Bundeszentrale für politische Bildung das Festival Politik im Freien Theater, das im Herbst erstmals in Frankfurt stattfinden wird. Beteiligt sind das Künstlerhaus Mousonturm, das Schauspiel Frankfurt und die Festival-AG, ein Netzwerk aus der regionalen Freien Szene, in dem ID_Frankfurt e.V., laPROF Hessen e.V. (Landesverband Professionelle Freie Darstellende Künste Hessen) sowie das Produktionshaus Naxos. Gezeigt werden Arbeiten der professionellen freien Szene, die entweder auf inhaltlicher Ebene ein politisches Thema verhandeln oder deren Entstehungsprozess selbst ein politisches Handeln darstellt, ergänzt um ein umfangreiches Workshop- und Diskursprogramm. Im Ausblick auf das Festival wollen wir mit drei der Macher:innen der diesjährigen Ausgabe ins Gespräch kommen.

Marcus Droß studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Er arbeitete als Regisseur, Dramaturg und künstlerischer Mentor mit Künstler:innen und Kollektiven in den Bereichen Musiktheater, Performance und Choreographie sowie für Festivals, Residenzprogramme, Koproduktionshäuser und in der künstlerischen Ausbildung. Seit 2012 ist er als Dramaturg am Künstler:innenhaus Mousonturm tätig und übernimmt dort ab September 2022 zusammen mit Anna Wagner die Intendanz und Geschäftsführung.

Katja Herlemann war in der Freien Szene in Belgien und am Goethe-Institut in München und Prag tätig. Sie leitete den Heidelberger Stückemarkt und die Sparte Gegenwartsdramatik am Schauspiel Leipzig. Seit 2019 ist sie Dramaturgin am Schauspiel Frankfurt. 2022 Ko-Leiterin von Politik im Freien Theater.

Jan Philipp Stange lebt und arbeitet in Frankfurt am Main als Regisseur, Autor und Kurator. Er studierte Literatur, Philosophie, Regie und Theaterwissenschaft in Hamburg und Frankfurt. Seit 2013 inszeniert er Arbeiten zwischen Theater und Performance im deutschsprachigen Raum, u.a. im Thalia Theater Hamburg, Mousonturm Frankfurt, Schauspielhaus Wien und im Deutschen Theater Göttingen. Seit 2015 ist er im Leitungsteam des Frankfurter Theaters studioNAXOS tätig.

Rotman, Diego:  “Fragile Structures of Knowledge: The Dramaturgy of an Art Based Research Project on Contemporary Sukkot”

Vortrag vom 17.05.2022

Diego Rotman ist Senior Lecturer, Forscher, multidisziplinärer Künstler und Kurator. Seine Forschung konzentriert sich auf performative Praktiken im Zusammenhang mit lokaler Geschichtsschreibung, jiddischem Theater, zeitgenössischer Kunst und Folklore. Seit Juli 2019 ist er Leiter des Instituts für Theaterwissenschaft an der Hebräischen Universität in Jerusalem.

Im März 2021 veröffentlichte Rotman „The Yiddish Stage as a Temporary Home – Dzigan and Shumacher’s Satirical Theater (1927-1980)”. Das Buch, das 2017 in seiner hebräischen Version bei Magnes University Press erschien, wurde mit dem Shapiro Award 2019 für das beste Buch in Israel-Studien ausgezeichnet. Gemeinsam mit Lea Mauas und Michelle MacQueen gibt Rotman „Possession and Dispossession: Performing Jewish Ethnography in Jerusalem“ heraus (Mai 2022). 2017 wurde er zusammen mit Mauas mit dem Preis des israelischen Kulturministers für visuelle Künstler ausgezeichnet. Im Jahr 2014 gab er zusammen mit Ronen Eidelman und Lea Mauas „He’ara: Independent Art in Jerusalem at the Beginning of the 21st Century“ heraus.

Im Jahr 2000 gründeten Rotman und Mauas die Sala-manca Group, die in den Bereichen zeitgenössische Kunst, Performance und Kunst im öffentlichen Raum tätig ist. Die Gruppe gab die Kunstzeitschrift „He’arat shulayim“ heraus und kuratierte und produzierte die „He’ara Contemporary Art Events“. Im Jahr 2009 gründeten sie das „Mamuta Art and Research Center“, das heute als Zentrum für Forschung, Produktion und Präsentation von Kunst im Hansen House in Jerusalem untergebracht ist.

Am 17. Mai 2022 findet die Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Rotman zum Thema “Fragile Structures of Knowledge: The Dramaturgy of an Art Based Research Project on Contemporary Sukkot” auf dem Campus Westend (IG-Farbenhaus 1.314) statt, die sich in Auseinandersetzung mit einer Reihe von Projekten der Sala-Manca Group über die Sukkot – den Hütten, in denen die Israeliten während ihres Auszugs in der Wüste lebten – mit Fragen der Architektur politischer Kollektive, der individuellen Geschichtskritik, des Denkens der Landschaft und dem Streben nach einer Souveränität in einem ungebundenen Zuhause befasst.

Keil, Marta – Jour Fixe

27. April 2022, 19.00 Uhr

Marta Keil is curator, editor, dramaturge and researcher. She lives and works between Warsaw and Utrecht. Her curatorial and research practice is focused on possible alternative processes of instituting and on redefining modes of working transnationally. At the moment she curates transnational project Breaking the Spell, focused on feminist practices in contemporary performing arts and co-curates with NorthEastSouthWest project in Dresden. In October 2021, she curated “Forecast. A School of Thinking-With” for Dublin Theatre Festival. In 2020, she co-curated the international, multigenerational performative project Grand Re Union which reflected current choreographic practices in their socio-political context. She often works in tandem with Grzegorz Reske (ResKeil), recently they curated together with Tim Etchells the Common Ground season at Komuna Warszawa (2020) and did the performance “Sunny Sunday” together with Lina Majdalanie and Rabih Mroué (2020). Since 2019 she has been cooperating as facilitator with the RESHAPE project that searched for new models of transnational cooperation and solidarity in the arts field. In 2011, Marta initiated the East European Performing Arts Platform (EEPAP), that aimed at facilitating transnational mobility and sharing knowledge in the Eastern European region. She has collaborated with the platform until 2019. In 2021, she was commissioned by IETM to prepare together with Marie Le Sourd (On the Move) a study on strategies undertaken by European arts institutions against transgressive behaviour. Marta is also a guest teacher at the Jagiellonian University in Kraków and SWPS University in Warsaw. She edited several books, including:  Choreography: strategies (together with Joanna Leśnierowska, forthcoming), Choreography: politicality (2018) and Reclaiming the Obvious: On the Institution of the Festival (2017). Holds PhD in Culture Studies.

Nordholt, Rasmus – Musical Relations. Resonance, Methexis, Modulations

Haffke, Maren – This Must Be Underwater Love. Field Recordings, Acoustic Ecologies, and Non-Human Musicians

Ferber, Ilit – ‘In Voice Land’. Walter Benjamin’s Radio Work for Children

Mosse, Ramona – Listening to Democracy

Schlewitt, Carena und Schallenberg, André – Jour Fixe

MITTWOCH, 29. JANUAR 2020, 19 UHR

Seit 2018 leitet Carena Schlewitt das europäische Zentrum für Künste HELLERAU (Dresden) mit André Schallenberg als Dramaturg für Tanz und Theater. Hellerau ist seit den 1910er- Jahren ein Ort des Experiments: Hier schufen 1912/13 der Bühnenbildner Adolphe Appia und der Lichtkünstler Alexander von Salzmann den Prototyp einer neuen, offenen Theaterbühne für das 20. Jahrhundert. Carena Schlewitts Programm ist, dass das Haus nicht nur Showcase sein soll, sondern vielmehr Produktions- und Arbeitsort für Künstler*innen, Labor und Experimentierhaus. Doch das Haus und sein Programm stehen unter massivem Beschuss durch die AfD-Fraktion in Dresden. Sie glaubt, dass dieses Haus die Kunst zum „Protagonisten linker Randgruppen“ mache und will es in eine Vermietungsimmobilie umwandeln. Was heißt es, unter solchen Bedingungen an Öffnung und Experiment festzuhalten? Darüber werden wir mit Schlewitt und Schallenberg sprechen.

Carena Schlewitt arbeitete an der Akademie der Künste der DDR, in Produktionshäusern wie Podewil Berlin, FFT Düsseldorf, HAU Berlin und Kaserne Basel und ist seit 2018 Intendantin in Hellerau. André Schallenberg arbeitete nach dem Studium in Jena und Gießen (ATW) als freier Künstler, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter des Produktionsbüros der Ruhrtriennale. 2018 war er bei PACT Zollverein u.a. verantwortlich für die Tanzplattform Deutschland. Seit 2018 ist er Programmleiter für Theater und Tanz in Hellerau.

Pitozzi, Enrico – On the Edge of the Visible: Theatre and the Dramaturgy of Sound

Vortrag vom 21.01.2020

Im Zentrum des Vortrags stehen Formen zeitgenössischen Theaters, deren Komposition einer “Dramaturgie des Klangs” unterliegt. Dabei wird die Analyse den musikalischen und philosophischen Aspekten gelten. Auf der zeitgenössischen Bühne stellen Formen, Klänge und Farben das Primat des Sehens radikal infrage. Es geht also darum zu erörtern, was sich auf dieser Bühne sehen lässt: die Epiphanie der Seienden könnte eine Antwort sein. So können akustische Bilder als Teil von elektronischen Klanglandschaften komponiert werden. Aus der Analyse unterschiedlicher Beispiele – z.B. Romeo Castellucci|Socìetas Raffaello Sanzio, Heiner Goebbels, Shiro Takatani, oder Theatro delle Albe – ergibt sich, dass Theater der Träger eines autonomen Klangdenkens ist, in dem auch die Stimme den Rahmen von Kommunikation und Dialog übersteigt und in ihrem Rauhheitspotential erkundet wird. Der Klang bestimmt also die Logik der szenischen Komposition,wirkt latent auf die Aufmerksamkeit des Zuschauers ein und verändert dessen Hörgewohnheiten: um zu sehen und eine “Vision” zu haben, muss man in der Lage sein zu hören.

Enrico Pitozzi lehrt an der Università di Bologna sowie an verschiedenen europäischen, kanadischen und brasilianischen Universitäten, 2018 publizierte er seine Monographie Akousma – Figure and Voice in the Acoustic Theatre of Ermanna Montanari.

Mundel, Barbara – Jour Fixe

27. November 2019, 19 Uhr 

Wie wenige andere hat Barbara Mundel in den vergangenen Jahrzehnten das Nachdenken über die Zukunft des Stadttheaters, dessen Funktionieren, dessen Probleme und deren Lösung befördert: Als Intendantin des Theaters Freiburg hat sie kontinuierlich an der Reform und Öffnung dieser Institution gearbeitet, u.a. mit einer in zwei Büchern dokumentierten Suche nach dem „Stadttheater der Zukunft“. Im Herbst 2020 wird sie neue Intendantin der Münchner Kammerspiele. Dieses Theater hat sich in den vergangenen Jahren an der Neudefinition dessen versucht, was heute ein Stadttheater sein könnte: Integration eines Produktionshaus ins Ensemble- und Repertoire-Theater, Öffnung des Hauses in die Stadt, Diversifizierung, Internationalisierung, Integration von Künstler*innen ins Ensemble, die über andere als die klassischen Qualifikationen verfügen. Nach starker Anfeindung zu Beginn ist das Haus nun, kurz vor dem Ende der Intendanz von Matthias Lilienthal, von Theater Heute zum Theater des Jahres gekürt worden. Wie wird Barbara Mundel mit der schwierigen Aufgabe umgehen, ein solches Haus an diesem Punkt zu übernehmen? Wie steht sie heute zu den Fragen, die unter dem Vorzeichen der „Krise des Stadttheaters“ in den vergangenen Jahren diskutiert wurden? Barbara Mundel arbeitet seit den 80er Jahren als Dramaturgin, u.a. am Theater Basel, an der Volksbühne Berlin, an den Münchner Kammerspielen und bei der Ruhrtriennale. Von 2006 bis 2017 war sie Intendantin am Theater Freiburg.