Vortrag vom 19.11.2019
Samuel Weber (Evanston, IL) “’Khora‘ als Inszenierung des Raumes“. In seiner Lektüre von Platons Timaios hebt Jacques Derrida die eigenartige Darstellung des “Raumes“ (Khora) hervor: Khora kann weder als eine intelligible Idee noch als eine empirische Sache begriffen werden, sondern scheint vielmehr die Bedingung dieser Opposition als ein Drittes zu sein, das zu keiner “Gattung“ gehört. Während der platonische Text mit “Khora“ eine gewisse Bewegtheit mitzudenken versucht, versteht Derrida diese, wie er schreibt: „mise en mouvement“ (in Bewegung setzen) auch als eine „mise en scéne” (Inszenierung). Damit stellt sich zumindest implizit die Frage, ob die konstitutive Funktion des khoratischen Raumes nicht auch für das Verständnis der theatralen Szene bedeutsam werden könnte. Der Workshop wird sich dieser Frage im Ausgang von einer Rekonstitution der sehr komplizierten Darlegung widmen, die Derrida in seinem “Khora“ betitelten Text unternimmt.
Samuel Weber ist Professor of Humanities an der Northwestern University und Direktor des Paris Program in Critical Theory sowie Professor an der European Graduate School in Saas-Fee. Er hat an zahlreichen europäischen und amerikanischen Universitäten gelehrt und arbeitete auch als Übersetzer und Dramaturg.