Alle Artikel in: Hölderlin-Gastvorträge

Im Rahmen der Vortragsreihe „Friedrich-Hölderlin-Gastvorträge in Allgemeiner und Vergleichender Theaterwissenschaft“ soll die Theaterwissenschaft in einem größeren Kontext jener philosophischen, politischen und sprachphilosophischen Fragen situiert werden, die immer mit im Spiel sind, wenn man über Theater nachdenkt, die aber häufig ausgeblendet werden. Neben den Fragen, die das Theater im engeren Sinne betreffen, geht es in den Beiträgen der eingeladenen Gäste auch um solche Fragen, die Theatertheorie und Theorie, auf die Theater sich bezieht, betreffen. Es geht also um Theater in allen vier Bedeutungen, die diesem Wort entsprechend des Leipziger Theatralitätsdiskurses zukommen: Um Theater, Anti-Theater, Theater im weiteren Sinne und Nicht-Theater. „Theater“ wird dabei im sehr erweiterten Sinne begriffen, den neuere Arbeiten auf dem Gebiet der Theaterwissenschaft nahelegen: Es soll ein Begriff von Theaterwissenschaft etabliert werden, der diese aus dem Kontext ihrer nationalphilologischen Begründung im Deutschland der 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts ebenso herauslöst wie aus jener Begrenzung auf die „Aufführung“, welche ihr eigentlicher Begründer im deutschsprachigen Raum, Max Herrmann, um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert vorgeschlagen hatte. Denn Theater ist nicht nur das flüchtige Produkt eines Abends, sondern auch Prozess, Interaktion, Handlung und vor allem kritische Praxis.

Weber, Samuel – ‘Khora’ als Inszenierung des Raumes

Hölderlin-Gastvorträge

Vortrag vom 19.11.2019 Samuel Weber (Evanston, IL) “’Khora‘ als Inszenierung des Raumes“. In seiner Lektüre von Platons Timaios hebt Jacques Derrida die eigenartige Darstellung des “Raumes“ (Khora) hervor: Khora kann weder als eine intelligible Idee noch als eine empirische Sache begriffen werden, sondern scheint vielmehr die Bedingung dieser Opposition als ein Drittes zu sein, das zu keiner “Gattung“ gehört. Während der platonische Text mit “Khora“ eine gewisse Bewegtheit mitzudenken versucht, versteht Derrida diese, wie er […]

Theodoridou, Danae – Dramaturgie als Arbeit an Handlungen

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Vortrag vom 29.01.2019 Von 2013–2016 leitete Danae Theodoridou zusammen mit Konstantina Georgelou und Efrosini Protopapa ein künstlerisches Forschungsprojekt mit dem Titel «Dramaturgy at Work», das in Theatern, Universitäten und anderen Räumen in ganz Europa umgesetzt wurde. Mittels einer Reihe von Workshops und Diskussionen wurden in diesem Projekt die Schlüsselprinzipien von Dramaturgie in gegenwärtiger Praxis und ihre politischen Implikationen im Kontext des neoliberalen Kapitalismus untersucht. Die Resultate dieser Forschung wurden in dem Buch «The Practice of […]

Schneider, Rebecca – Im Stillstand

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Vortrag vom 11.12.2018 Avital Ronell bereitet Heideggers Aufbereitung Hölderlins auf und alle stolpern immer wieder von Neuem über die Figur der ?braunen Frauen?, die ?gehn?, in Hölderlins Gedicht Andenken. Was heißt es, mitten im Schritt innezuhalten? Carrie Mae Weems macht in ihrer Serie Roaming Kunst als gehende braune Frau, steht dabei aber Bild für Bild stocksteif. Oder nicht? Der Vortrag greift die Frage von Schritt und Gang nicht nur im Nachleben der Dichtung auf, sondern […]

Tinius, Jonas – Deep Hanging Out. Über anthropologische Feldforschung und zeitgenössische Kunst

Hölderlin-Gastvorträge

Vortrag vom 23.01.2018 Mit dem Ausdruck „Deep Hanging Out“ betitelte der amerikanische Anthropologe Clifford Geertz (1926-2006) einst einen Artikel in der New York Review of Books (1998). So augenzwinkernd und unwissenschaftlich die Bezeichnung des ‚tiefgründigen Herumhängens‘ klingen mag, so weitreichend war die damit verbundene Kritik an der damaligen Praxis der Kultur- und Sozialanthropologie. Dem etablierten Dispositiv des wissenschaftlichen Ethnografen, der gekonnt in fremde Kulturen eintaucht, dort lange lebt und diese objektiv beschreibt, setzt das ‚deep […]

Bindernagel, Jeanne – Kraftwerk der Freiheit, Kraftwerk der Schönheit. Migrantische Körper in der Oper und Rapmusik der Gegenwart

Hölderlin-Gastvorträge

Vortrag vom 23.11.2017 Wer sich selbst verstehen, zeigen und wertschätzen will, der braucht ein Gegenüber zur Spiegelung. Ein Gegenüber, dessen Fremdheit sich liebevoll in den Blick nehmen lässt, dessen Opposition aber bitte immer in Referenz auf einen so bestätigten kulturellen Referenzrahmen in Erscheinung treten und so in Zaum gehalten werden soll. Das Paradebeispiel der Gegenwart hierfür ist der (männliche) migrantische Körper: Durch die Konsumgüter der Popkultur und besonders der Musik – von Kanye West bis […]

Kruschkova, Krassimira – Wie zusammenkommen (in Tanz und Performance)? Choreographische Spannungen zwischen Theorie und Praxis

Hölderlin-Gastvorträge

Vortrag vom 12.12.2017 Anhand mehrerer Choreographien des 21. Jahrhunderts sollen Probleme des Zusammenkommens, d.h. der Zusammenkunft und der Übereinkunft, der Simultaneität und der Akkumulation in Tanz und Performance untersucht und mit Bezug auf die philosophische Problematik der Gemeinschaft diskutiert werden. Kollaborationszusammenhänge werden dabei als temporäre Konstruktionen begriffen, die das Differente in künstlerischen  Arbeitsprozessen zusammenzuhalten und Anderes bzw. Andere willkommen zu heißen vermögen. Dabei ist in der paradoxen Interferenz von Parallelwelten die Uneinlösbarkeit von Gemeinschaftskonzepten ihr […]

Roms, Heike – Ereignis und Evidenz: Eine Historio-Dramaturgie der Performance

Hölderlin-Gastvorträge

Vortrag vom 23.05.2017 Rekonstruktionen und Reenactments vergangener Werke, Installationen von medialen Artefakten und anderen Spuren, Oral History-Zeugnisse als Material für Tanzproduktionen und spielerisch umgesetzte Archivbildungen: Die Performance-Kunst ist derzeit stark von Strategien der künstlerischen Selbsthistorisierung geprägt. Diese wirken verstärkt auch auf die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte: Forscher bedienen sich zunehmend performativer Verfahren, die der künstlerischen und kuratorischen Praxis entlehnt sind, um sich der Geschichte vor allem der Performance-Avantgarde der sechziger und siebziger Jahre zu […]

Haß, Ulrike – Aischyleische Kosmologie. Zur Frage des Horizonts im Prometheus-Fragment

Hölderlin-Gastvorträge

Vortrag vom 25.04.2017 Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Prometheus zum Sinn- bild des Menschen stilisiert, der gegen die Tyrannis der Vatergötter rebelliert und als freies Wesen durch Irrtümer hindurch zu seiner Selbstverwirklichung und Vollendung voranschreitet. Diese anthropozentrische Sichtweise beruht auf erheblichen Verkürzungen des aischyleischen Fragments, das entsprechend seiner Antipoden zwei Legenden aufweist: die anthropologische Erzählung des Prometheus und die Theogonie des Zeus. Beide sind ein- gebettet in die Erzählung einer Kosmologie, die keine Leh- […]

Cull, Laura – Performance Thinks: Theatre, Philosophy & the Nonhuman

English / Hölderlin-Gastvorträge

Vortrag vom 17.11.2015 Der Vortrag verortet das neue aufgekommene Feld der ‚Performance Philosophy‘ im Kontext der anglo-amerikanischen (analytischen), der sogenannten Kontinentalphilosophie des Theaters und des ‚philosophical turn‘ in der Theaterwissenschaft und den Performance Studies. Was ist dort Performance, was Philosophie? Mit jeder Antwort auf diese Fragen ist eine andere Art des Ausschlusses und der Auswahl verbunden mit Blick darauf, was als „Gedanke“ gilt und wie die Grenzen zwischen dem Menschlichen und dem Nicht-menschlichen gezogen werden. ‚Performance […]

Saneh, Lina – Imposed Realities

English / Hölderlin-Gastvorträge

Veranstaltung vom 07. Juli 2015 Aus unserem Programm: In einem Land wie dem Libanon und einer Region wie dem Nahen Osten, wo ständig Umwälzungen und blutige Konflikten drohen, mit unsicheren Grenzen und einer von Migration geprägten Demographie, wo das Denken sich in radikalen Oppositionen bewegt, schwarz/weiß, gut/böse, ohne die Möglichkeit eines dritten Weges, wo sich niemand in die Zukunft versetzen oder sie planen kann, da jeden Moment Krieg ausbrechen und alles von Grund auf durcheinander […]