Archiv der Kategorie: Hölderlin-Gastvorträge

Im Rahmen der Vortragsreihe „Friedrich-Hölderlin-Gastvorträge in Allgemeiner und Vergleichender Theaterwissenschaft“ soll die Theaterwissenschaft in einem größeren Kontext jener philosophischen, politischen und sprachphilosophischen Fragen situiert werden, die immer mit im Spiel sind, wenn man über Theater nachdenkt, die aber häufig ausgeblendet werden. Neben den Fragen, die das Theater im engeren Sinne betreffen, geht es in den Beiträgen der eingeladenen Gäste auch um solche Fragen, die Theatertheorie und Theorie, auf die Theater sich bezieht, betreffen. Es geht also um Theater in allen vier Bedeutungen, die diesem Wort entsprechend des Leipziger Theatralitätsdiskurses zukommen: Um Theater, Anti-Theater, Theater im weiteren Sinne und Nicht-Theater. „Theater“ wird dabei im sehr erweiterten Sinne begriffen, den neuere Arbeiten auf dem Gebiet der Theaterwissenschaft nahelegen: Es soll ein Begriff von Theaterwissenschaft etabliert werden, der diese aus dem Kontext ihrer nationalphilologischen Begründung im Deutschland der 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts ebenso herauslöst wie aus jener Begrenzung auf die „Aufführung“, welche ihr eigentlicher Begründer im deutschsprachigen Raum, Max Herrmann, um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert vorgeschlagen hatte. Denn Theater ist nicht nur das flüchtige Produkt eines Abends, sondern auch Prozess, Interaktion, Handlung und vor allem kritische Praxis.

Kruschkova, Krassimira – Wie zusammenkommen (in Tanz und Performance)? Choreographische Spannungen zwischen Theorie und Praxis

Vortrag vom 12.12.2017

Anhand mehrerer Choreographien des 21. Jahrhunderts sollen Probleme des Zusammenkommens, d.h. der Zusammenkunft und der Übereinkunft, der Simultaneität und der Akkumulation in Tanz und Performance untersucht und mit Bezug auf die philosophische Problematik der Gemeinschaft diskutiert werden. Kollaborationszusammenhänge werden dabei als temporäre Konstruktionen begriffen, die das Differente in künstlerischen  Arbeitsprozessen zusammenzuhalten und Anderes bzw. Andere willkommen zu heißen vermögen. Dabei ist in der paradoxen Interferenz von Parallelwelten die Uneinlösbarkeit von Gemeinschaftskonzepten ihr konstitutives Moment. Zugleich soll die Theorieaffinität der zeitgenössischen choreographischen Praxis untersucht werden. Angewandte Theorie weicht – in präziser Unschärfe – auf, was harte akademische Lehre wäre. Die heute ästhetisch wie politisch relevante Herausforderung besteht darin, das Oppositionsdenken Praxis/Theorie sowie Zugehörigkeit/Unzugehörigkeit ins Differenzdenken zu überführen.   Krassimira Kruschkova ist Theater-, Tanz- und Performancetheoretikerin. Sie lehrt an der Universität für angewandte Kunst und an der Akademie der bildenden Künste in Wien und leitete von 2003 bis 2017 das Theorie- und Medienzentrum am Tanzquartier Wien.

Roms, Heike – Ereignis und Evidenz: Eine Historio-Dramaturgie der Performance

Vortrag vom 23.05.2017

Rekonstruktionen und Reenactments vergangener Werke, Installationen von medialen Artefakten und anderen Spuren, Oral History-Zeugnisse als Material für Tanzproduktionen und spielerisch umgesetzte Archivbildungen: Die Performance-Kunst ist derzeit stark von Strategien der künstlerischen Selbsthistorisierung geprägt. Diese wirken verstärkt auch auf die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte: Forscher bedienen sich zunehmend performativer Verfahren, die der künstlerischen und kuratorischen Praxis entlehnt sind, um sich der Geschichte vor allem der Performance-Avantgarde der sechziger und siebziger Jahre zu nähern. Wie dargelegt werden soll, sind solche Verfahren nicht als historiografisch (also als mit dem Schreiben von Geschichte befasst) anzusehen, sondern als historio-dramaturgisch, als Weisen der performativen Hervorbringung, Inszenierung und medialen Vermittlung von geschichtlicher Evidenz. Ein solches Modell einer Historio-Dramaturgie bezieht sich auf drei Quellen: Auf Hayden Whites Vorschlag einer «Historiophoty» (1988), d.h. einer lmischen Darstellung der Geschichte analog zur schriftlichen Historiografie; auf Modelle des Ethnographen als «Ethnodramaturgen», als eine Art Produzent kultureller Szenarien, wie sie von Viktor Turner (1979) und Johannes Fabian (1999) entwickelt wurden; und auf neue Auffassungen von Dramaturgie als Praxis einer szenischen Forschung und Wissensbildung.

Haß, Ulrike – Aischyleische Kosmologie. Zur Frage des Horizonts im Prometheus-Fragment

Vortrag vom 25.04.2017

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Prometheus zum Sinn- bild des Menschen stilisiert, der gegen die Tyrannis der Vatergötter rebelliert und als freies Wesen durch Irrtümer hindurch zu seiner Selbstverwirklichung und Vollendung voranschreitet. Diese anthropozentrische Sichtweise beruht auf erheblichen Verkürzungen des aischyleischen Fragments, das entsprechend seiner Antipoden zwei Legenden aufweist: die anthropologische Erzählung des Prometheus und die Theogonie des Zeus. Beide sind ein- gebettet in die Erzählung einer Kosmologie, die keine Leh- re wiedergibt, sondern eine kosmische Topologie entfaltet, die in sich völlig ratlos ist. Inmitten dieser Kosmologie gerät Prometheus zu einem Ereignis, das seinen Horizont de nitiv nicht in einer zu sich selbst voranschreitenden Menschheit hat.

Die Kosmologie des Aischylos räumt den materiellen Kräften einen aktiven Part ein. Sie haben am Werden der Welt teil. Sie verlangen eine andere Aufmerksamkeit dafür, wie das «Menschliche» und seine «Gegenspieler» unter- schieden oder überhaupt begri en werden könnten. Das Fragment des Aischylos führt uns mit Io oder dem Vogel- Mädchen-Chor der Okeaniden Träger dieser anderen Aufmerksamkeit vor, die Grenzgestalten des Weiblichen bilden. In ihrem Horizont zeigt sich das Menschliche als etwas, das sich unter heterogenen, belebten und vermeint- lich unbelebten Kräften und Geschöpfen vor ndet. Falls
es sich positioniert, geschieht dies unter anderen, weniger inmitten als am Rand.

Cull, Laura – Performance Thinks: Theatre, Philosophy & the Nonhuman

Vortrag vom 17.11.2015

Der Vortrag verortet das neue aufgekommene Feld der ‚Performance Philosophy‘ im Kontext der anglo-amerikanischen (analytischen), der sogenannten Kontinentalphilosophie des Theaters und des ‚philosophical turn‘ in der Theaterwissenschaft und den Performance Studies. Was ist dort Performance, was Philosophie? Mit jeder Antwort auf diese Fragen ist eine andere Art des Ausschlusses und der Auswahl verbunden mit Blick darauf, was als „Gedanke“ gilt und wie die Grenzen zwischen dem Menschlichen und dem Nicht-menschlichen gezogen werden. ‚Performance Philosophy‘ soll ihrer Idee nach nicht als eine Philosophie der Performance verstanden werden, sondern vielmehr als eine experimentelle Praxis, die von der Annahme ausgeht, dass eine Performance denkt und dies nicht nur insofern, als man sie auf eine bewusste Reflexion oder eine intentionale Handlung ihrer menschlichen TeilnehmerInnen zurückführen kann. Dieses Axiom wird unter Rückgriff auf François Laruelles „non-philosophy“ untersucht werden. Laruelle plädiert für einen Bruch mit einer Philosophie, die sich im Voraus als ‚wahre‘ Philosophie definiert, um diese dann auf angeblich nicht denkende, nicht philosophische Objekte (wie das Theater oder die Performance) anzuwenden. Stattdessen schlägt Laruelle eine Praxis des Denkens vor, die sich durch das, was sie zu denken versucht, definiert — auf eine Weise, welche anerkennt, dass das Objekt selber denkt.

Saneh, Lina – Imposed Realities

Veranstaltung vom 07. Juli 2015


Aus unserem Programm:

In einem Land wie dem Libanon und einer Region wie dem Nahen Osten, wo ständig Umwälzungen und blutige Konflikten drohen, mit unsicheren Grenzen und einer von Migration geprägten Demographie, wo das Denken sich in radikalen Oppositionen bewegt, schwarz/weiß, gut/böse, ohne die Möglichkeit eines dritten Weges, wo sich niemand in die Zukunft versetzen oder sie planen kann, da jeden Moment Krieg ausbrechen und alles von Grund auf durcheinander kommen kann, wo nicht die Kultur Vorrang hat, sondern die Sicherung des Alltags angesichts einer Infrastruktur, in der es an allem Mangel gibt (an Wasser, Elektrizität, Sicherheit etc.), wo der Staat zum Verzweifeln abwesend ist, von genau jenen verlassen, die zu seiner Konsolidierung aufrufen, obwohl sie ihre Treue zuvorderst den Parteien geben, die ihn lähmen, kurz: in einer solchen Situation – welche künstlerischen Praktiken drängen sich da auf? Welche anderen kann man vorschlagen? Vor welchen Herausforderungen steht der Künstler? Wie könnte er sich ihnen entgegenstellen? Welche Produktionsbedingungen drängen sich auf? Welche Alternativen lassen sich erfinden?

Lina Saneh ist Performerin, Schriftstellerin, Regisseurin und Dozentin. Bis 2013 arbeitete sie als Dozentin an der Haute École d’Art et de Design in Genf, zuvor u.a. am Institute for Scenic and Audio-Visual Studies, Saint-Joseph University, Beirut, Libanon.

Ihre Performances, darunter 33 RPM and a Few Seconds (2012), Photo-Romance (2009), I had a Dream, Mom (Video, 2006), Appendix (2007) und Biokhraphia (2002) wurden bei wichtigen internationalen Festivals wie dem kunstenfestivaldesarts in Brüssel,  dem Festival d’Avignon und dem Festival d’Automne in Paris gezeigt und entstanden teilweise in Zusammenarbeit mit Rabih Mroué.

Markus Wessendorf
ist seit dem Jahr 2001 Professor für Theaterwissenschaft an der University of Hawai’i at M’noa in Honolulu. Zuvor lehrte er in Gießen und New York und arbeitete als Übersetzer, Dramaturg und Regisseur.

Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen:
Interkulturelles Theater,
Theorien des Performativen,
Theater und Performance seit 9/11 und
Dramaturgien der Überwachung.

Zahlreiche Publikationen, u.a.
Die Bühne als Szene des Denkens: Richard Foremans Ontological-Hysteric Theatre (1998),
Grenzgänge: Das Theater und die anderen Künste (Mit-Hg. 1998),
Das Brecht-Jahrbuch 36: Brecht in/und Asien (Mit-Hg. 2011).

Die Vortragsreihe ist eine Kooperation mit der Hessischen Theaterakademie, dem Erasmus Mundus Program in Performing Arts und dem Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften der Goethe-Universität. Die Gastprofessur wird gefördert vom DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie vom International Office und dem Förderfonds Lehre der Goethe-Universität.

Savran, David – Cutting a Path through the German High Culture Jungle

Veranstaltung vom 09. Juni 2015


Aus unserem Programm:

In der deutschen Theaterkultur macht man einen deutlichen Unterschied zwischen Hochkultur und Unterhaltung, so dass man Musicals, wie es der Spiegel formulierte, „nicht ernst nehmen darf, wenn man selbst ein Mensch mit einem ernst zu nehmenden Kulturgeschmack sein möchte“. Aber was ist ein Musical uberhaupt? Obwohl Musicals in Deutschland hauptsächlich
von kommerziellen Anbietern produziert werden, zeigen auch Stadt- und Landestheater eine Unmenge musikalischer Unterhaltungsstucke, wozu auch Operetten und Musicals aus dem Goldenen Zeitalter des Broadways zählen. Die Hypothese des Vortrags lautet, dass die vordergrundig straffe Hierarchie unter den Theaterproduktionen in Deutschland tatsächlich viel instabiler und dehnbarer ist, als die Kulturvermittler suggerieren. Um dies zu zeigen wird die Arbeit der beiden Regisseure Barrie Kosky und Herbert Fritsch untersucht, die ausschließlich in staatlich subventionierten Theatern arbeiten und sich auf ein radikal anderes Musiktheater spezialisiert haben. Sie gehören zu den wenigen Regisseuren, die allen Widerständen zum Trotz sowohl von der Kritik wie auch vom Publikum geschätzt werden. Beide haben Stucke, Opern, Operetten und Musicals inszeniert, die innovativ und ungemein vergnuglich sind und von Menschen mit einem „ernst zunehmenden Kulturgeschmack“ ernst genommen werden.

David Savran ist Professor an der City University of New York. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf Gegenwartstheater und Musiktheater, Populärkultur und Gender Studies. Augenblicklich arbeitet er an einem Projekt zum Thema: „National Brands: The Circulation of Theatre in the Global Marketplace“.

Zu seinen zahlreichen Publikationen gehört
Breaking the Rules (1988), die erste Monographie über die Wooster Group,
daruber hinaus veröffentlichte er u.a.:
Taking it Like a Man. White Masculinity, Masochism, and Contemporary American Culture (1998),
A Queer Sort of Materialism: Recontextualizing American Theatre (2003),
Theater, Jazz, and the Making of the New Middle Class (2009).

 

Zupančič, Alenka – Power and Comedy

Veranstaltung vom 13. Januar 2015

Aus unserem Programm:

Seit den Anfängen der Komödie war die Macht Gegenstand komischer Behandlung. Die Beobachtung ist jedoch wichtig, dass die Funktionstüchtigkeit der Macht nicht abnimmt, wenn sie als „Komödie“ ausgestellt wird. Ganz im Gegenteil liefert die Gegenwart jede Menge Beweise dafür, dass die allgemeine „Desillusionierung“ vollkommen mit der Aufrechterhaltung des Status Quo einhergehen kann. Man könnte sogar sagen: Das politische und ökonomische Spiel des Spätkapitalismus funktioniert nicht trotz unserer „Desillusionierung“ darüber (wir alle wissen, dass es ein schmutziges Spiel ist), sondern vielmehr genau aufgrund von ihr und mit ihrer Hilfe. Diese Struktur sowie einen allgemeineren Rahmen der Macht und ihrer Masken wird der Vortrag untersuchen anhand von Jean Genet’s Stück Der Balkon und, falls die Zeit es erlaubt, Lars von Triers Komödie The Boss of it All.

Alenka Zupančič ist Forscherin am Institut für Philosophie der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste sowie Professorin an der European Graduate School, Saas-Fee/ Schweiz.

Sie ist Autorin zahlreicher Artikel und Bücher über Psychoanalyse und Philosophie, u.a.:
Ethik des Realen. Kant, Lacan (1995),
Das Reale einer Illusion (2001),
The Shortest Shadow: Nietzsche’s Philosophy of the Two (2003),
The Odd One In: on Comedy (2008),
Warum Psychoanalyse? Drei Interventionen (2009).

Zudem ist sie (Mit-)Herausgeberin der Buchserie Analecta und der Zeitschrift für Philosophie und Psychoanalyse Problemi.

Cvejić, Bojana – The Social Choreography of Proceduralism

Veranstaltung vom 24. Juni 2014


Aus unserem Programm:

Soziale Choreographie ermöglicht es, alltägliche Bewegung und Tanz als ein ästhetisches Kontinuum zu sehen. Andrew Hewitt zufolge definiert sie die Funktionsweise von Ideologie als “ästhetische” und “performative” neu (vgl. Social Choreography: Ideology as Performance in Dance and Everyday Movement, Duke 2005). Dabei verlagert sie den Blick von dem Mechanismus des Subjekts, das durch Machtdispositive angerufen wird, zu einer eigendynamischen Verkörperung, einer auf ästhetische Weise produzierten und choreographisch geprobten Gesellschaftsordnung. Wir können uns daher fragen, was die soziale Choreographie ausmacht, die den Bereich des Öffentlichen heute reguliert.

Der Vortrag wird sich auf den „Prozessualismus“ als charakteristische Form der sozialen Choreographie in liberalen demokratischen Gesellschaften konzentrieren, der in Videospielen, im politischen Management und in der künstlerischen Methodologie am Werk ist. Die Hauptfrage dabei ist: Was enthüllt die ‚Choreographie der Prozesse‘ über die Öffentlichkeit und die Verdunkelung ihrer heutigen politischen Funktion?

Bojana Cvejić, geboren in Belgrad, arbeitet als Tanzwissenschaftlerin in Brüssel. Promoviert wurde sie am Centre for Research in Modern European Philosophy der Middlesex University in London mit der Arbeit „Choreographing Problems: Expressive Concepts in European Contemporary Dance“.

Ihre Forschungsfelder sind die Theorie der Performancekunst, die Dramaturgie sowie die Performance-Ausbildung.

Künstlerisch ist sie im Bereich der Performance tätig (u.a. mit Jan Ritsema, Xavier Le Roy, Esther Salamon) sowie in Opernproduktionen.

Zu ihren Publikationen gehören u.a.:
Public Sphere by Performance
 (2012, gem. mit Ana Vujanovic)
A Choreographer’s Score (2012, zus. mit Anne Teresa De Keersmaeker)

Eine Veranstaltung der Professur für Theaterwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Gasché, Rodolphe – The Wind of Thought. On Hannah Arednt’s Theory of Judgment

Veranstaltung vom 27. Mai 2014


Aus unserem Programm:

Im Kontext von Hannah Arendts Versuch, auf der Basis der kantischen Unterscheidung zwischen dem bestimmenden und dem reflektierenden Urteil die Umrisse einer eigenen Konzeption des Urteils zu entwickeln, derzufolge das Urteil eine bedeutende politische Kraft ist, untersucht der Vortrag die Beziehung des Denkvermögens zum Urteilsvermögen, insofern beide als eigenständige Vermögen des Verstandes begriffen werden. Das Ziel ist es, Arendts Verständnis der Natur des Denkens zu beleuchten und herauszufinden, welcher Art das Denken sein muss, damit das Urteilen davon abhängen kann, ohne deshalb seine vollständige Autonomie einzubüßen.

Rodolphe Gasché ist Professor für Comparative Literature an der University at Buffalo. Zuvor akademische Stationen an der FU Berlin und der Johns Hopkins University.

Forschungsschwerpunkte: Französische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, Kritische Theorie.

Publikationen u.a.:

Übersetzungen von Derrida und Lacan ins Deutsche
The Tain of the Mirror: Derrida and the Philosophy of Reflection (1986)
Of Minimal Things: Studies on the Notion of Relation (1999)
The Idea of Form: Rethinking Kant’s Aesthetics (2003)
Europe, or The Infinite Task: A Study of a Philosophical Concept(2009)
Georges Bataille: Phenomenology and Phantasmatology (2012)
Geophilosophy: On Gilles Deleuze and Felix Guattari’s ‚What is Philosophy‘? (2014)

Eine Veranstaltung der Professur für Theaterwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Jobez, Romain – Der Schauspieler. Anmerkungen über einen unbekannten Akteur der Aufklärung

Veranstaltung vom 13. Mai 2014


Aus unserem Programm:

Literaturgeschichtliche Darstellungen des 18. Jahrhunderts schreiben dem Theater eine positive Rolle bei der Herausbildung eines bürgerlichen Bewusstseins zu. Dabei übersehen sie oft den Beitrag der Schauspieler zur Bewegung der Aufklärung. Bestenfalls werden sie als passive Nutznießer der Bühnenreform betrachtet, insofern sie aufgrund der Verbürgerlichung des Theaters neue gesellschaftliche Anerkennung finden. Allerdings übersieht eine solche Sicht auf die Theatergeschichte, dass die Schauspieler außerhalb der Bühne von der Gesellschaft noch weitgehend als Ehrlose betrachtet werden. Anhand von Beispielen aus Schauspielermemoiren und Theaterstücken will der Beitrag zeigen, dass die Schauspieler im 18. Jahrhundert nicht lediglich die Vermittler einer bürgerlichen Identität sind, sondern fernab einer idealistischen Subjektauffassung ihre eigene Identität entwickeln – und vielleicht zu den einzigen Bürgern im Sinne der Aufklärung werden.

Romain Jobez lehrt seit 2004 Theaterwissenschaft an der Universität Poitiers. 2001 bis 2004 war er Stipendiat am Graduiertenkolleg „Zeiterfahrung und ästhetische Wahrnehmung“ der Goethe-Universität Frankfurt, wo er mit einer Arbeit zum barocken Trauerspiel promoviert wurde. 2009 bis 2011 forschte er als Fellow der Humboldt-Stiftung am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Bochum.

Zahlreiche Publikationen, u.a.:

zur deutschen und französischen Theatergeschichte (Frühe Neuzeit, Aufklärung), u.a.: Tragédies et récits de martyres en France (fin XVIe – début XVIIe siècle), (Mit-Hg. 2009); Le théâtre français du XVIIe siècle (Mit-Hg.  2009); Le théâtre baroque allemand et français.Le droit dans la littérature (2010).

Eine Veranstaltung der Professur für Theaterwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main.