Archiv der Kategorie: English

Welcome to Digital Theatre Research. This webpage is a digital archiv of research activity in theatre studies at the Institute for Theatre, Film and Media Studies at Goethe University Frankfurt. The following entries in English are recordings of lectures, conferences, congresses and artist talks, which have been organized by the department of theatre studies in recent years. For access to contact protected by a password, comments and Feedback please contact: Mueller-Schoell@tfm.uni-frankfurt.de
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Willkommen auf der Seite der digitalen Theaterforschung. Diese Seite ist digitale Archiv englischsprachiger Forschungsaktivitäten der Theaterwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt. Die nachfolgenden Beiträge in englischer Sprache entstammen den Vortrags- und Vorlesungsreihen, Konferenzen, Kongressen und Künstlergesprächen, die von der Theaterwissenschaft der Goethe-Universität in den vergangenen Jahren organisiert wurden. Eine Bitte um Zugang zu Passwort-geschütztem Material, Anmerkungen und Feedback zu den hier zu findenden Angeboten richten Sie an: Mueller-Schoell@tfm.uni-frankfurt.de

Amine, Khalid – Die Neu-Erfindung der Tradition im marokkanischen Theater

Auf die Al Halqa-Aufführungen in Marokko, um einen Erzähler oder Sänger herum auf den Plätzen gebildeten Versammlungen, hatten die rapiden Veränderungen seit der Kolonialzeit (1912-1956) tiefgreifende Auswirkungen. Ihre Neuerfindung im gegenwärtigen marokkanischen Theater ist durch komplexe kulturelle und ideologische Strömungen der heutigen Öffentlichkeit geprägt. Im Zuge der Verpflanzung der Techniken und der zirkulären Erscheinungsform der Al Halqa in Theaterhäuser werden existierende Dramaturgien revidiert oder genauer: neu geschrieben. Der traditionelle Erzähler wird zum Agenten der kulturellen und politischen Mobilisierung. In der Entwicklung von Tayeb Saddikis Sidi Abder-rahman Al-Majdoub (1967) zu Naima Zitans Dialy (2012) zeigt sich eine Obsession mit der Al Halqa als einem tief verankerten Performance-Paradigma in Marokko, das fortwährend umgestaltet und erneuert wird. Beginnend mit Saddiki hat die Wiederherstellung von Al Halqa dazu geführt, dass die Theaterpraxis nach der Unabhängigkeit von einem spezifischen marokkanischen Geist geprägt wurde. In Dialy werden die Strategien des Rahmens und Erzählens der Al Halqa ins Spiel gebracht, um patriarchalische Strukturen und die soziale Reproduktion von Ungleichheiten der Geschlechter über die Generationen hinweg infrage zu stellen. Angesichts der sich ausbreitenden islamischen Orthodoxie und der Gewalt gegen Frauen ist diese künstlerische Intervention an der Zeit. Keine andere Aufführung hat vergleichbare Gegenreaktionen in den marokkanischen Medien hervorgerufen. Vortrag in englischer Sprache.   Khalid Amine ist Professor für Performance Studies an der Abdelmalek Essaadi University in Tétouan, Marokko, sowie Gründungspräsident des internationalen Zentrums für Performance Studies (ICPS) in Tanger. 2007 gewann er den Helsinki-Preis der IFTR. Von 2008-10 war er Research Fellow an der FU Berlin. Zahlreiche Publikationen, u.a.: Beyond Brecht (1996), Moroccan Theatre Between East and West (2000), Dramatic Art and the Myth of Origins: Fields of Silence (2007), The Theatres of Morocco, Algeria and Tunisia: Performance Traditions of the Maghreb (2012) und The Art of Dialogue: East–West (Hg. 2014).

Majdalanie, Lina – Appendix

Einen Leichnam einäschern zu lassen ist im Libanon wegen religiöser Bestimmungen unmöglich. In Appendix berichtet Lina Majdalanie von ihrem radikalen Entschluss, das Gesetz zu umgehen und ihren Körper dennoch dem Feuer zuzuführen: Sie will sich nach und nach all ihre Organe entfernen und die Gliedmaßen amputieren lassen und sie als Kunstobjekte verkaufen. Die Konsequenz, mit der die Performerin diese Gedanken verfolgt und dabei den Blick auf jene Gewalt, die Religion und Staatsmacht auf den Körper des Individuums ausüben, fasziniert und schockiert. Wie in ihren vielen Kooperationen mit Rabih Mroué verschwimmen auch hier die Grenzen zwischen persönlichem Leben, Kunst und Politik. Die Aufführung von Appendix ist zugleich Lina Majdalanies Antrittsvorlesung zu ihrer Friedrich Hölderlin Gastprofessur an der Goethe-Universität Frankfurt.
In Französisch mit Deutschen und Englischen Übertiteln.

Cull, Laura – Performance Thinks: Theatre, Philosophy & the Nonhuman

Vortrag vom 17.11.2015

Der Vortrag verortet das neue aufgekommene Feld der ‚Performance Philosophy‘ im Kontext der anglo-amerikanischen (analytischen), der sogenannten Kontinentalphilosophie des Theaters und des ‚philosophical turn‘ in der Theaterwissenschaft und den Performance Studies. Was ist dort Performance, was Philosophie? Mit jeder Antwort auf diese Fragen ist eine andere Art des Ausschlusses und der Auswahl verbunden mit Blick darauf, was als „Gedanke“ gilt und wie die Grenzen zwischen dem Menschlichen und dem Nicht-menschlichen gezogen werden. ‚Performance Philosophy‘ soll ihrer Idee nach nicht als eine Philosophie der Performance verstanden werden, sondern vielmehr als eine experimentelle Praxis, die von der Annahme ausgeht, dass eine Performance denkt und dies nicht nur insofern, als man sie auf eine bewusste Reflexion oder eine intentionale Handlung ihrer menschlichen TeilnehmerInnen zurückführen kann. Dieses Axiom wird unter Rückgriff auf François Laruelles „non-philosophy“ untersucht werden. Laruelle plädiert für einen Bruch mit einer Philosophie, die sich im Voraus als ‚wahre‘ Philosophie definiert, um diese dann auf angeblich nicht denkende, nicht philosophische Objekte (wie das Theater oder die Performance) anzuwenden. Stattdessen schlägt Laruelle eine Praxis des Denkens vor, die sich durch das, was sie zu denken versucht, definiert — auf eine Weise, welche anerkennt, dass das Objekt selber denkt.

Schuller, Marianne – The a-human in Kafka’s writing. With regard to a late animal story

Theatre of the A-Human
Das Symposium geht aus von dem in Stücken, Essays, Briefen, Manuskripten und Inszenierungen Heiner Müllers zu beobachtenden Thema der a- oder in-humanen Grenze des Menschlichen: Es begegnen dort Tiere, Engeln und Fabelwesen sowie nicht-menschlich zu nennende Darstellungsweisen: Chöre, aus Buchstaben gebildete Landschaften, Geister, Bilder… Angeregt durch Müllers Arbeit soll die Art und Weise analysiert und kritisiert werden, wie das A-Humane ins Gegenwartstheater eingeht.

Der Bereich und das Ereignis der Aufführung ist umgeben und wird ermöglicht durch Diskurse, Institutionen, materielle und technische Infrastrukturen sowie sozio-ökonomische Netzwerke. Es ist ebenfalls umgeben von menschlichen Körpern, denjenigen der Zuschauer, der Darsteller, Techniker, Produzenten und Angestellten, deren Beiträge mehr oder weniger sichtbar sind. Nicht zuletzt ist es umgeben und wird ermöglicht durch eine Vielzahl von ambivalenten oder unheimlichen Wesen, von denen wir nicht sicher sagen können, ob sie lebend oder tot, mythisch oder empirisch, materiell oder immateriell, Objekte oder Subjekte, real oder phantastisch sind. Wir haben es mit nicht- oder genauer a-humanen Faktoren zu tun, schwachen Agenten oder Kräften, die niemals als solche in die Aufführung eingehen können. Sie müssen immer in die diskursiven und institutionellen Kreise eingehen, welche die Aufführung umgeben und unterliegen einer Veränderung, der Deformation, welche diese Kreise ihnen auferlegen. Je mehr diese Faktoren verändert werden, desto ambivalenter und allgegenwärtiger wird ihre „Anwesenheit“ oder die Rolle, die sie im Kontext der Performance spielen.

Das Symposium fragt nach diesen Veränderungen oder Deformationen, ihrer Art und Weise, ihren Kontexten wie auch ihren künstlerischen und politischen Implikationen. Woher kommen diese niederen Wesen – Dinge, Kreaturen und ihre Chöre? Was wollen sie von uns? Wie wirken sie in der Neudefinition unserer kollektiven Existenz im 21. Jahrhundert mit? Wie verhält sich das Theater des A-Humanen zu den gegenwärtigen politischen und sozialen Problemen, etwa der Einwanderung und der parallel zu ihr sich ausweitenden Ausbreitung fundamentalistischer und neo-konservativer Einstellungen, welche heute die Bedingungen unseres Zusammenseins in einer unvorhergesehenen Weise infragestellen? In welcher Weise beziehen sich die Figur und die Fiktion des Flüchtlings auf die Grenzen, welche den Menschen vom A-Humanen trennen?

Das Denken des A-Humanen stellt eine Herausforderung für die Konzeptionen des Bewusstseins, der Subjektivität und jeder Definition des Menschlichen dar. Es stellt sich die Frage, auf welche Weise wir das A-Humane überhaupt wahrnehmen können, ohne uns unmittelbar seine Alterität wiederanzueignen? Sollte es in den Begriffen einer „Ökologie“ betrachtet werden, wie es einige neuere theoretische Ansätze vorschlagen? Und in welcher Weise wären Begriffe wie Handlung, Materie, Verkörperung, Macht und Szene zu verändern, wenn man sie nicht länger aus einer humanistischen Perspektive betrachtet? In welchem Maß können relationale Ansätze der Betrachtung von Theater und Theorie eine Antwort auf die hier aufgeworfenen Fragen geben?

Kirkkopelto, Esa – Species-beings, Human Animals and New Neighbours

Theatre of the A-Human
Das Symposium geht aus von dem in Stücken, Essays, Briefen, Manuskripten und Inszenierungen Heiner Müllers zu beobachtenden Thema der a- oder in-humanen Grenze des Menschlichen: Es begegnen dort Tiere, Engeln und Fabelwesen sowie nicht-menschlich zu nennende Darstellungsweisen: Chöre, aus Buchstaben gebildete Landschaften, Geister, Bilder… Angeregt durch Müllers Arbeit soll die Art und Weise analysiert und kritisiert werden, wie das A-Humane ins Gegenwartstheater eingeht.

Der Bereich und das Ereignis der Aufführung ist umgeben und wird ermöglicht durch Diskurse, Institutionen, materielle und technische Infrastrukturen sowie sozio-ökonomische Netzwerke. Es ist ebenfalls umgeben von menschlichen Körpern, denjenigen der Zuschauer, der Darsteller, Techniker, Produzenten und Angestellten, deren Beiträge mehr oder weniger sichtbar sind. Nicht zuletzt ist es umgeben und wird ermöglicht durch eine Vielzahl von ambivalenten oder unheimlichen Wesen, von denen wir nicht sicher sagen können, ob sie lebend oder tot, mythisch oder empirisch, materiell oder immateriell, Objekte oder Subjekte, real oder phantastisch sind. Wir haben es mit nicht- oder genauer a-humanen Faktoren zu tun, schwachen Agenten oder Kräften, die niemals als solche in die Aufführung eingehen können. Sie müssen immer in die diskursiven und institutionellen Kreise eingehen, welche die Aufführung umgeben und unterliegen einer Veränderung, der Deformation, welche diese Kreise ihnen auferlegen. Je mehr diese Faktoren verändert werden, desto ambivalenter und allgegenwärtiger wird ihre „Anwesenheit“ oder die Rolle, die sie im Kontext der Performance spielen.

Das Symposium fragt nach diesen Veränderungen oder Deformationen, ihrer Art und Weise, ihren Kontexten wie auch ihren künstlerischen und politischen Implikationen. Woher kommen diese niederen Wesen – Dinge, Kreaturen und ihre Chöre? Was wollen sie von uns? Wie wirken sie in der Neudefinition unserer kollektiven Existenz im 21. Jahrhundert mit? Wie verhält sich das Theater des A-Humanen zu den gegenwärtigen politischen und sozialen Problemen, etwa der Einwanderung und der parallel zu ihr sich ausweitenden Ausbreitung fundamentalistischer und neo-konservativer Einstellungen, welche heute die Bedingungen unseres Zusammenseins in einer unvorhergesehenen Weise infragestellen? In welcher Weise beziehen sich die Figur und die Fiktion des Flüchtlings auf die Grenzen, welche den Menschen vom A-Humanen trennen?

Das Denken des A-Humanen stellt eine Herausforderung für die Konzeptionen des Bewusstseins, der Subjektivität und jeder Definition des Menschlichen dar. Es stellt sich die Frage, auf welche Weise wir das A-Humane überhaupt wahrnehmen können, ohne uns unmittelbar seine Alterität wiederanzueignen? Sollte es in den Begriffen einer „Ökologie“ betrachtet werden, wie es einige neuere theoretische Ansätze vorschlagen? Und in welcher Weise wären Begriffe wie Handlung, Materie, Verkörperung, Macht und Szene zu verändern, wenn man sie nicht länger aus einer humanistischen Perspektive betrachtet? In welchem Maß können relationale Ansätze der Betrachtung von Theater und Theorie eine Antwort auf die hier aufgeworfenen Fragen geben?

Harding, James – Of Sheep, Shepherds and Surveillance

James Harding: Of Sheep, Shepherds and Surveillance: DeFrocking the Cultures of Surveillance

Dieser Vortrag von James Harding (School of Theatre, Dance and Performance Studies, University of Maryland) untersucht die westlichen, jüdisch-christlichen Traditionen, die nicht nur der Expansion der Überwachungsgesellschaft, sondern, ironischerweise, auch entscheidenden Standpunkten der Überwachungswissenschaft als Fachdisziplin Legitimität und Autorität verleihen. Der Vortrag plädiert dafür, die kritische Auseinandersetzung mit der Überwachung von diesen Traditionen klar zu trennen und argumentiert, dass die Grundlagen für eine substantielle Kritik der Bedrohung, die von der zunehmenden Vormachtstellung der Überwachungstechnologien ausgeht, erst durch eine solche Trennung geschaffen werden. (Dieser Vortrag ist auf Englisch.)

Saneh, Lina – Imposed Realities

Veranstaltung vom 07. Juli 2015


Aus unserem Programm:

In einem Land wie dem Libanon und einer Region wie dem Nahen Osten, wo ständig Umwälzungen und blutige Konflikten drohen, mit unsicheren Grenzen und einer von Migration geprägten Demographie, wo das Denken sich in radikalen Oppositionen bewegt, schwarz/weiß, gut/böse, ohne die Möglichkeit eines dritten Weges, wo sich niemand in die Zukunft versetzen oder sie planen kann, da jeden Moment Krieg ausbrechen und alles von Grund auf durcheinander kommen kann, wo nicht die Kultur Vorrang hat, sondern die Sicherung des Alltags angesichts einer Infrastruktur, in der es an allem Mangel gibt (an Wasser, Elektrizität, Sicherheit etc.), wo der Staat zum Verzweifeln abwesend ist, von genau jenen verlassen, die zu seiner Konsolidierung aufrufen, obwohl sie ihre Treue zuvorderst den Parteien geben, die ihn lähmen, kurz: in einer solchen Situation – welche künstlerischen Praktiken drängen sich da auf? Welche anderen kann man vorschlagen? Vor welchen Herausforderungen steht der Künstler? Wie könnte er sich ihnen entgegenstellen? Welche Produktionsbedingungen drängen sich auf? Welche Alternativen lassen sich erfinden?

Lina Saneh ist Performerin, Schriftstellerin, Regisseurin und Dozentin. Bis 2013 arbeitete sie als Dozentin an der Haute École d’Art et de Design in Genf, zuvor u.a. am Institute for Scenic and Audio-Visual Studies, Saint-Joseph University, Beirut, Libanon.

Ihre Performances, darunter 33 RPM and a Few Seconds (2012), Photo-Romance (2009), I had a Dream, Mom (Video, 2006), Appendix (2007) und Biokhraphia (2002) wurden bei wichtigen internationalen Festivals wie dem kunstenfestivaldesarts in Brüssel,  dem Festival d’Avignon und dem Festival d’Automne in Paris gezeigt und entstanden teilweise in Zusammenarbeit mit Rabih Mroué.

Markus Wessendorf
ist seit dem Jahr 2001 Professor für Theaterwissenschaft an der University of Hawai’i at M’noa in Honolulu. Zuvor lehrte er in Gießen und New York und arbeitete als Übersetzer, Dramaturg und Regisseur.

Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen:
Interkulturelles Theater,
Theorien des Performativen,
Theater und Performance seit 9/11 und
Dramaturgien der Überwachung.

Zahlreiche Publikationen, u.a.
Die Bühne als Szene des Denkens: Richard Foremans Ontological-Hysteric Theatre (1998),
Grenzgänge: Das Theater und die anderen Künste (Mit-Hg. 1998),
Das Brecht-Jahrbuch 36: Brecht in/und Asien (Mit-Hg. 2011).

Die Vortragsreihe ist eine Kooperation mit der Hessischen Theaterakademie, dem Erasmus Mundus Program in Performing Arts und dem Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften der Goethe-Universität. Die Gastprofessur wird gefördert vom DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie vom International Office und dem Förderfonds Lehre der Goethe-Universität.

Savran, David – Cutting a Path through the German High Culture Jungle

Veranstaltung vom 09. Juni 2015


Aus unserem Programm:

In der deutschen Theaterkultur macht man einen deutlichen Unterschied zwischen Hochkultur und Unterhaltung, so dass man Musicals, wie es der Spiegel formulierte, „nicht ernst nehmen darf, wenn man selbst ein Mensch mit einem ernst zu nehmenden Kulturgeschmack sein möchte“. Aber was ist ein Musical uberhaupt? Obwohl Musicals in Deutschland hauptsächlich
von kommerziellen Anbietern produziert werden, zeigen auch Stadt- und Landestheater eine Unmenge musikalischer Unterhaltungsstucke, wozu auch Operetten und Musicals aus dem Goldenen Zeitalter des Broadways zählen. Die Hypothese des Vortrags lautet, dass die vordergrundig straffe Hierarchie unter den Theaterproduktionen in Deutschland tatsächlich viel instabiler und dehnbarer ist, als die Kulturvermittler suggerieren. Um dies zu zeigen wird die Arbeit der beiden Regisseure Barrie Kosky und Herbert Fritsch untersucht, die ausschließlich in staatlich subventionierten Theatern arbeiten und sich auf ein radikal anderes Musiktheater spezialisiert haben. Sie gehören zu den wenigen Regisseuren, die allen Widerständen zum Trotz sowohl von der Kritik wie auch vom Publikum geschätzt werden. Beide haben Stucke, Opern, Operetten und Musicals inszeniert, die innovativ und ungemein vergnuglich sind und von Menschen mit einem „ernst zunehmenden Kulturgeschmack“ ernst genommen werden.

David Savran ist Professor an der City University of New York. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf Gegenwartstheater und Musiktheater, Populärkultur und Gender Studies. Augenblicklich arbeitet er an einem Projekt zum Thema: „National Brands: The Circulation of Theatre in the Global Marketplace“.

Zu seinen zahlreichen Publikationen gehört
Breaking the Rules (1988), die erste Monographie über die Wooster Group,
daruber hinaus veröffentlichte er u.a.:
Taking it Like a Man. White Masculinity, Masochism, and Contemporary American Culture (1998),
A Queer Sort of Materialism: Recontextualizing American Theatre (2003),
Theater, Jazz, and the Making of the New Middle Class (2009).

 

Zupančič, Alenka – Power and Comedy

Veranstaltung vom 13. Januar 2015

Aus unserem Programm:

Seit den Anfängen der Komödie war die Macht Gegenstand komischer Behandlung. Die Beobachtung ist jedoch wichtig, dass die Funktionstüchtigkeit der Macht nicht abnimmt, wenn sie als „Komödie“ ausgestellt wird. Ganz im Gegenteil liefert die Gegenwart jede Menge Beweise dafür, dass die allgemeine „Desillusionierung“ vollkommen mit der Aufrechterhaltung des Status Quo einhergehen kann. Man könnte sogar sagen: Das politische und ökonomische Spiel des Spätkapitalismus funktioniert nicht trotz unserer „Desillusionierung“ darüber (wir alle wissen, dass es ein schmutziges Spiel ist), sondern vielmehr genau aufgrund von ihr und mit ihrer Hilfe. Diese Struktur sowie einen allgemeineren Rahmen der Macht und ihrer Masken wird der Vortrag untersuchen anhand von Jean Genet’s Stück Der Balkon und, falls die Zeit es erlaubt, Lars von Triers Komödie The Boss of it All.

Alenka Zupančič ist Forscherin am Institut für Philosophie der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste sowie Professorin an der European Graduate School, Saas-Fee/ Schweiz.

Sie ist Autorin zahlreicher Artikel und Bücher über Psychoanalyse und Philosophie, u.a.:
Ethik des Realen. Kant, Lacan (1995),
Das Reale einer Illusion (2001),
The Shortest Shadow: Nietzsche’s Philosophy of the Two (2003),
The Odd One In: on Comedy (2008),
Warum Psychoanalyse? Drei Interventionen (2009).

Zudem ist sie (Mit-)Herausgeberin der Buchserie Analecta und der Zeitschrift für Philosophie und Psychoanalyse Problemi.

Evelin, Marcelo – Gespräch im Rahmen der Frankfurter Positionen

Zu Gast ist der brasilianische Choreograf, Performer und Forscher
Marcelo Evelin, dessen Projekte Tanz,
Physical Theatre, Musik, Videoarbeiten, Installationen und site-spezifische Kunst umfassen.

Veranstaltung vom 19. Januar 2015

Der Tänzer, Choreograf, Regisseur und Wissenschaftler Marcelo Evelin stammt aus dem brasilianischen Bundesstaat Piauí, wo er 1962, in Teresina, geboren wurde. Er studierte Tanz in Paris und Amsterdam und trat Arthur Rosenfelds Tanztheater-Ensemble Meekers bei. Nach einer Assistenz bei Pina Bausch begann er seine Arbeit als Choreograph und gründete in den Niederlanden das Ensemble Demolition Inc. Seit 2006 ist er Intendant des Teatro João Paulo II in Teresina-Piauí. Dort gründete er die beiden Projekte Centro und Núcleo de Criação do Dirceu, die eine Plattform für Forschung und Entwicklung zeitgenössischer Bühnenkunst bieten sollen.